Tag der Demokratie in Remagen Mit Konfetti gegen Rechtsradikale

REMAGEN · In mittlerweile traditioneller Art und Weise haben die Remagener auch in diesem Jahr mit dem "Tag der Demokratie" ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und für gesellschaftliche Offenheit gesetzt.

 Als Cheerleader und mit Pappnase begegneten die Remagener den Rechtsradikalen.

Als Cheerleader und mit Pappnase begegneten die Remagener den Rechtsradikalen.

Foto: Martin Gausmann

Zahlreiche Redner, Musiker und die unterschiedlichsten Stände von Kirchen, Parteien und gesellschaftlichen Institutionen boten für die Besucher ein abwechslungsreiches Programm, das nur von den Widrigkeiten des Wetters ab und an gestört wurde.

Religion, Flüchtlinge und Terrorismus waren die Leitworte des Nachmittags auf dem Remagener Marktplatz. So stand in diesem Jahr auch nicht das große Meer an Ballons am Anfangspunkt der Veranstaltung, sondern ein gemeinsames Gebet von Vertretern der drei monotheistischen Religionen, die in Remagen beheimatet sind. Im Anschluss sprach Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Nach 2013 war es ihr zweiter Besuch zu diesem Anlass.

"Ich möchte dafür danken, dass Sie nicht aufhören, in Remagen zusammen zu stehen", hob sie an. Sie habe "keinen Moment erlebt, wo es wichtiger ist, hier zusammen zu stehen" als an diesem Nachmittag. Mit Sorge betrachte sie nicht nur die extremen Rechten, sondern besonders die gemäßigteren Rechtspopulisten, die mit den Sorgen der Menschen billige Politik machen würden: "Die Rechten sind gefährlicher geworden." Sie appellierte an die Anwesenden, sich gegen solche Tendenzen zur Wehr zu setzen. Abschließend kam sie auf die Flüchtlingsfrage zu sprechen.

Flüchtlingshilfe eine "humanitäre Verpflichtung"

Die Hilfe für Flüchtlinge, abgesehen davon ob diese Bleiberecht haben oder nicht, ist für sie eine "humanitäre Verpflichtung". Sie möchte dem Thema mit Offenheit, aber auch Verstand begegnen und freute sich über das zahlreiche ehrenamtliche Engagement: "Es gibt in unserem Land keine rechte Parolen, ohne dass das Zehnfache aufsteht und hilft." Anschließend wurden unter den Augen der Landesmutter Ballons des Remagener "Bündnis für Frieden und Demokratie" in den Himmel entlassen.

Bürgermeister Herbert Georgi grüßte in seiner Ansprache "die Familie der Demokraten" auf dem Marktplatz und verschärfte die Appelle, indem er sich freute, dass der Tag "klare Kante zeige", sowohl gegen Rechts als auch gegen linksradikale "Chaoten". Der Nachmittag solle eine "selbstbewusste Gelassenheit" unter Beweis stellen, die "auch durch unbeschwerten Frohsinn" getragen ist - ganz nach dem Motto des traditionsgebenden Kölner "Arsch huh, Zäng ussenander!"

Schüler der Realschule Plus verlasen Erfahrungen von Mitschülern, die als Flüchtlinge nach Remagen gekommen sind. Sie berichteten von Erfahrungen der Gewalt im syrischen Aleppo, Christenverfolgungen im Nahen Osten, aber auch von politischer Unterdrückung in Russland.

Landrat Jürgen Pföhler eröffnete seinen Wortbeitrag mit "alle Jahre wieder, wäre man versucht zu sagen." Doch würde der diesjährige "Tag der Demokratie" mit den Entwicklungen der letzten Tage und Wochen unter einem neuen Zeichen stehen. Nicht nur die französische Fahne am Remagener Rathaus erinnerte an die Terrorattacken vor etwa einer Woche.

"Eine Schande für unser Land!"

Die Welle der Gewalt gegenüber Flüchtlingen und der Angriff auf die seinerzeitige Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker würden nicht etwa von Ausländern verübt, sondern von Deutschen: "Eine Schande für unser Land!" Die Auftritte der "Sunshine Dance Band" aus Koblenz und der Karnevalsband "Kempes Feinest" sorgten zwar für kölsche Ausgelassenheit, Regen und Kälte hatten den Marktplatz zu dieser Zeit jedoch schon fast leer geräumt.

Den Platz wieder füllen konnte CDU-Landeschefin Julia Klöckner. In ihrer bewusst frei gehaltenen Rede lobte sie die "bunte Gegenkultur", welche die Remagener Jahr für Jahr auf die Beine stellten. Sie betonte, dass Geburt ein unverdientes Privileg sei und man sich aufgrund seiner Herkunft nicht für etwas Besseres halten sollte. Nach dem Motto "der Nächste ist der, der meine Hand braucht" forderte sie, zu "zeigen, was es heißt, christliche Werte zu leben".

Die Terrorangriffe in Paris und auf der ganzen Welt mit der Flüchtlingsfrage zu verbinden, nannte sie "unanständig". Ähnlich wie zuvor Dreyer unterstrich sie, "wehrhaft zu sein", dabei aber die nötige Differenzierung nicht zu vergessen. "Sie zeigen, dass Vielfalt Spaß macht", beendete sie ihre ebenfalls von reichlichem Applaus begleiteten Ausführungen.

Mit weiteren musikalischen Beiträgen - unter anderem von der Kölschen Band "Klüngelköpp" - und dem weiteren kulturellen Programm rund um den Marktplatz trotzten die Remagener noch bis in den späten Nachmittag hinein dem kalten Wetter und wurden dafür mit dem ein oder anderen Sonnenstrahl belohnt.

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