Modern Art Showroom Metallbildhauerin Eva Jepsen-Föge zeigt erstaunliche Objekte

REMAGEN · Aus einem silberfarbenen Kulturbeutel quellen goldene Schleifen, so meint man. Aber nein, prachtvoll verformte Dosen sind es, die offenlegen, dass der Konsum das Gold unserer Zeit ist.

 Gebrauchtes ist der Werkstoff, den Eva Jepsen-Föge zu Kunst verarbeitet.

Gebrauchtes ist der Werkstoff, den Eva Jepsen-Föge zu Kunst verarbeitet.

Foto: Martin Gausmann

Unverkennbar knüpfen verknautschte Cola-Dosen an die Pop-Art an, doch der Knick in der Optik kratzt zugleich am Kult. Wenn allerdings fein gehäkeltes Drahtgewebe ein rostbraunes Fahrradrad umspinnt, dann gibt das eine poetische Umschreibung für Stillstand ab. Eva Jepsen-Föge, fabelhafte Transformatorin von Gebrauchtem, stellt unter dem Titel "Kunststück" 30 ihrer Objekte im Modern Art Showroom aus.

"Ich hätte gerne noch viel mehr gezeigt, aber dazu brauchte ich eine Halle", sagte Almuth Leib, die mit Janko Arzensek, Gudrun Hillmann und Eva M. Töpfer die Galerie betreibt. Jedoch reichen die als Retrospektive zum 70. Geburtstag der Bonner Metallbildhauerin versammelten Stücke völlig aus, um über die Verwandlung alltäglicher Fragmente tatsächlich zu staunen.

Vor allem Verpackungen aus Blech kommen Jepsen-Föge für ihre Kunst entgegen. Obwohl zwei edel silbrig schimmernde Bild-Hochformate kaum auf den banalen Werkstoff schließen lassen, hat die Künstlerin sie aus aufgeschnittenen Weißblechdosen gewebt. Eine ganze Ladung bunter Keksdosen beulte sie kugelig zum prallen Gewölk barock-sakraler Ausstrahlung aus, und ihre golden anmutende Säule mit Achat erinnert nicht nur an eine Monstranz, sondern war auch schon in einer Kirche ausgestellt.

Schlicht ragen dagegen drei Stäbe mit Farbresten in Vertiefungen aus. Dazu sammelte und verbog die Künstlerin Deckel von Getränkeflaschen, die Restauratoren benutzt hatten. Die allmähliche Entleerung eines Volumens exerziert sie in ihrer sechsteiligen Reihe von Kuben, deren jeweilige rote Drahtvernetzung immer durchlässiger wird.

Jepsen-Föge, die Metallbildhauerei in Köln studierte und ein Aufbaustudium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, Halle, draufsattelte, kann also streng und spielerisch gestalten und manches Mal beides in einem plus einem Schuss Humor. So weist ihre archaische, weibliche Blechskulptur materialfremde Wölbungen auf: Anstelle dunklen Metalls sitzen auf Brusthöhe zwei helle Silikonsauger.

Info

Die Ausstellung in der Kirchstr. 25 ist bis 17. August samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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