Remagen Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken referierte beim "Grünen Gespräch"

REMAGEN · Um Lebensmittelskandale, Massentierhaltung und Gentechnik ging es beim "Grünen Gespräch", zu dem die Remagener Stadtratsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken eingeladen hatte. In Anwesenheit des Grünen-Direktkandidaten des Wahlkreises 199, Klaus Meurer, erläuterte Höfken in einem einführenden Vortrag die Grundlinien grüner Landwirtschaftspolitik.

 Im Gespräch: Ulrike Höfken und Frank Bliss.

Im Gespräch: Ulrike Höfken und Frank Bliss.

Foto: Gausmann

Als Diplom-Agraringenieurin, so die Ministerin, sei das Thema "Ernährung" seit jeher eines ihrer Hauptarbeitsgebiete. So betrachte sie etwa die laufenden Verhandlungen zwischen den USA und der EU über das Freihandelsabkommen mit kritischem Blick. "Die Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt und lassen jegliche Form von Transparenz und demokratischer Beteiligung vermissen", so Höfken.

Intransparenz herrsche auf Seiten der USA auch in Sachen Gentechnik, Bestrahlung von Lebensmitteln und dem Einsatz von Hormonen in der Milchproduktion. "Das Freihandelsabkommen darf nicht auf Kosten der guten Standards in Europas Landwirtschaft, des Verbraucher- und Umweltschutzes gehen", forderte die Grünen-Politikerin.

In Sachen Ernährung seien allerdings auch in Deutschland erhebliche Fehlentwicklungen zu beobachten. So stünden etwa zwei Drittel der Kosten im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit den Folgen einer Fehlernährung. Bedenklich etwa sei, das ein Liter Hühnersuppe eines deutschen Markenherstellers nur 630 Milligramm Huhn enthielten.

Kein gutes Haar ließ die Ministerin auch an der sogenannten Gemeinschaftsverpflegung in Kindergärten, Schulen und Mensen. "Sie werden meist von Großkonzernen beliefert, die über Netzwerke verfügen, die bis nach Rumänien oder Bulgarien reichen. Denn nur so sind die Betriebe in der Lage, die Essen entsprechend preiswert anzubieten", sagte Höfken.

Beim Thema "Regelverpflegung" kritisierte die Grünen-Politikerin, dass bei Kindern viel zu häufig auf Fast Food und Fertigprodukte zurückgegriffen würde.

Die Folge: Laut einer Einschulungsuntersuchung seien 15 Prozent der Kinder übergewichtig, sechs Prozent gar adipös, also krankhaft dick. In diesem Zusammenhang verwies die Ministerin darauf, dass die Landesregierung das im Land bereits geknüpfte Netzwerk für gesunde Ernährung im vergangenen Jahr auf Kindertagesstätten erweitert habe. Unter dem Motto "Kita isst besser" sei es Ziel, die Ernährungssituation von Kindern zu verbessern.

Zum Abschluss widmete sich Höfken dem Thema "Fleischproduktion". Mit Sorge betrachte sie die immer stärkere Entwicklung hin zur Massentierhaltung. "Ein wichtiger Aspekt ist der Antibiotikamissbrauch", betonte die Landwirtschaftsministerin.

Während mehr als 1700 Tonnen in der Nutzviehhaltung verwendet würden, seien es in der Humanmedizin nur 800 Tonnen Antibiotika. "Es gibt alarmierende Studien, die auf die gravierenden gesundheitlichen Folgen dieser Praxis hinweisen", so Höfken.

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