Das Rheinland und die Reliquien Konrad Beikircher zu Gast in der Remagener Rheinhalle

REMAGEN · Vor über 600 Besuchern sorgte Wahlrheinländer Konrad Beikircher bei seinem 13. Auftritt in der Remagener Rheinhalle erneut für Begeisterungsstürme. Sein Programm "Bin völlig meiner Meinung" spannte einen Bogen von biblischer Zeit bis in die Gegenwart und fand trotz größter Exkurse immer zum eigentlichen Thema zurück.

 Konrad Beikircher war in Remagen in seinem Element. FOTO: GAUSMANN

Konrad Beikircher war in Remagen in seinem Element. FOTO: GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Wenn Beikircher sich in eine Erzählung vertieft, dann zieht diese sich gerne schon einmal etwas länger hin. Der "Kabarattist" - so nennt ihn Reiner Calmund in einer seiner Geschichten - kam an seinem einsamen auf der Bühne stehenden Mikrofon vom Hölzchen aufs Stöckchen und zu jedem Detail wusste er wieder eine eigene Geschichte zu erzählen. Den roten Faden nahm er aber - früher oder später - immer wieder auf.

Er hatte viel zu erzählen, machte kaum eine Verschnaufpause. Pointiert bis süffisant, doch nie bösartig oder verletzend streifte er die Themen Älterwerden und Kirche. Als selbsternannter Präsident und einziges Mitglied des "Rheinischen Missionswerks" hat er sich besonders der Vermittlung der "linksrheinischen Leichtfüßigkeit" verschrieben. Wird er gefragt, was den rheinischen Humor ausmacht, dann braucht er zur Antwort nur einen Klassiker von Jupp Schmitz: "Em Winter, dann schneit et, em Winter eß et kalt".

So absurd sind dann auch viele seiner Geschichten, die Realität und Fiktion spielerisch ineinander übergehen lassen. Wenn der gebürtige Südtiroler, der in diesem Jahr sein 50. Rheinland-Jubiläum feiert, im niederländischen Roermond Haschisch einkaufen geht, dann bleibt kein Auge trocken: "Als ich jegangen bin, sind 50 Kiffer aufgestanden und haben applaudiert."

Sandalen marschieren nach Prüm

Sein Lieblingsthema, das einen großen Platz im fast dreistündigen Programm einnahm, ist die Flut an Reliquien im Rheinland und ihre wechselvollen Geschichten. So zum Beispiel die Sandalen, die Jesus dabeihatte, als er in eine Sinnkrise kam und in der Wüste umherirrte, um Antworten zu finden. Als er sich auf einem Stein zur Rast niederließ, geschah das Wunder: Vor seinen Augen entwickelten die gerade abgestreiften Sandalen ein Eigenleben und marschierten schnurstracks nach Prüm, wo sie heute als Reliquie verehrt werden.

"Kam natürlich nimmer vill do an, aber: wohre Jeschichte!" In Remagen konnte er sich bei den ganzen Heiligen, die er anführte, natürlich auch einen Seitenhieb auf das Haupt des Apollinaris nicht verkneifen - die Remagener sahen es ihm mit einem Augenzwinkern nach. In dem rasanten Programm kamen sie kaum dazu, Luft zu holen. Lacher im Sekundentakt peitschten die Begeisterung des Publikums immer weiter an. Der Ausgang dieses Abends war von vorneherein klar: stehende Ovationen für den Bonner Künstler und eine atemlose Zugabe für das Publikum.

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