Minibildchen als "Freundensprünge" Ins Bild gesetzte Lebensfilme

REMAGEN · Galerie M.A.SH. zeigt eine "sprunghafte" Ausstellung von Eva M. Töpfer.

 Eva M. Töpfer präsentiert die Arbeiten im M.A.SH.

Eva M. Töpfer präsentiert die Arbeiten im M.A.SH.

Foto: Martin Gausmann

In "Spring..., wenn Du kannst", der jüngsten Präsentation der Galerie M.A.SH. ModernArt Showroom, schickt Mitbetreiberin und Malerin Eva M. Töpfer aus Remagen-Kripp die Besucher von einer sprunghaften Situation zur nächsten. Das tut sie in Acryl auf Leinwand oder aber, wie drei Großformate im Fenster zeigen, indem sie Malerei mit Grafik auf Papierbannern kombiniert. Allein durch die Minibildchen an deren Rändern, unschwer als Perforation von Filmstreifen zu interpretieren, legen diese "Freudensprünge" nahe, "dass es in der ganzen Ausstellung um Lebensfilme geht".

Töpfer hat das Bildprogramm über einen Zeitraum von sechs Monaten sehr bewusst entwickelt. Nach Katastrophen in ihrem Umfeld - drei Menschen nahmen sich binnen eines Jahres das Leben - malte sie zunächst "Hope", in dem ein Eingesperrter hoffnungsvoll auf ein zartes Pflänzchen am Gitter blickt. Verschiedene Sprünge kamen ihr in den Sinn, auch wollte sie ermuntern, "über die Abgründe und Hürden hinwegzuspringen, die das Leben oft mit sich bringt". Ihre ansteckenden Freudensprünge gibt es als Gruppe, in rötlich-weiblicher und bläulich-männlicher Ausformung. Er reißt die Arme in die Luft. Sie, die Degas? "Kleiner Tänzerin" ähnelt, reckt die kecke Nase hoch und wirft die Beine im Flug nach hinten. Gleich farbigen Scherenschnitten setzt die Künstlerin ihre Figuren ein, die sie mit dem "Lebensmuster", einer reizvoll verwobenen Malerei auf Seidenpapier, füllt und keineswegs mit einer dünnen Filz-Schicht, wie eine Besucherin mutmaßte. Diese Schablonenspringer schweben wirkungsvoll über dem lichten Schwarz-Weiß mehrere grafischer Ebenen: zuunterst amorphe Struktur, drüber ein lineares Raster und obenauf das lockere Gewebe gemaserter Bänder. Ihnen gelingt, was Töpfer erläutert: "Hineingeworfen ins Leben, vor dem Hintergrund der Natur, aber in eine bereits aufgeteilte vermessene Welt, versuchen wir, auf unseren individuellen Lebensbahnen die Herausforderung Leben zu meistern."

Auch bei weiteren Exponaten greift das durchdachte Konzept. "Über dem Abgrund" tummeln sich Springer, Isolierung und Diskriminierung visualisierend, in einem und außerhalb eines abgegrenzten Bereichs. Wieder setzen sie sich von einer ungegenständlichen Umgebung ab. Zudem wird geschickt ein formales Unterthema behandelt, nämlich das Quadrat in Format und Motiv durchdekliniert. Neben dem "Zeitsprung", den Töpfer expressiv als Doppel-Porträt mit farbigem Gesicht und ebensolchem Totenkopf umsetzt, neben Seitensprung, Quantensprung, Karrieresprung, Gedankensprüngen, inszeniert sie eindringlich die Königsdisziplin, über den eigenen Schatten zu springen. Gleich einem gerahmten Bild auf marmorierter Tapete behauptet sich im Gemälde eine in Türkis getauchte Springerin und darunter, als düstere Wiedergängerin ihrer selbst, kopfunter ihr Schatten.

Die Ausstellung ist bis 28. Juni in der Kirchstraße 25 zu sehen: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach vorherigen Vereinbarung unter Telefon 01 74/2 00 30 30.

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