Ehemalige Kriegsgefangene trafen sich in Remagen "Hunger, Durst und nackte Erde"

REMAGEN · Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert, darbten zwischen April und Juli 1945 bis zu 300 000 deutsche Soldaten in den sogenannten Rheinwiesenlagern in Remagen und Sinzig. Auf Einladung des Vereins "Friedensmuseum Brücke von Remagen" und der Stadt waren am Samstag rund 200 ehemalige Kriegsgefangene und Angehörige an die Stätte ihrer Leiden zurückgekehrt, um gemeinsam einen Tag der Erinnerung und des Gedenkens zu begehen.

 Hans-Peter Kürten erinnerte in Remagen an die Situation der Kriegsgefangenen.

Hans-Peter Kürten erinnerte in Remagen an die Situation der Kriegsgefangenen.

Foto: Martin Gausmann

Es war das mittlerweile 14. Treffen seiner Art. Der ehemalige Bürgermeister von Remagen und Gründer des Friedensmuseums, Hans Peter Kürten, erinnerte daran, wie er 1984 auf die vom Lagerinsassen Adolf Wamper aus Lehm gefertigte Madonna aufmerksam wurde, und ihm die Idee gekommen sei, auf dem damaligen Lagergelände eine Kapelle zu errichten. Innerhalb eines halben Jahres waren Spenden in Höhe von 320 000 Mark eingegangen. Zur Einweihung der Friedenskapelle "Schwarze Madonna" waren am 9. Oktober 1987 etwa 1200 ehemalige Kriegsgefangene nach Remagen gekommen.

Remagens amtierender Bürgermeister Herbert Georgi spannte den Bogen vom Mai 1945, dem Ende des Zweiten Weltkrieges, bis zum Mai 1949, dem Inkraftreten des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. "Die Zeit dazwischen war für viele geprägt von Gefangenschaft. Menschen wurden gedemütigt, vertrieben, entwurzelt und ihrer familiären Bande enthoben", so Georgi.

Aktuell würden weltweit 424 Konflikte und 21 Kriege gezählt. Das zeige, wie wichtig es sei, "unsere Freiheit mit wachen Augen zu verteidigen". Alle Zeitzeugen bat der Friedensaktivist Uwe Werner Schierhorn, ihre Erfahrungen insbesondere an Jugendliche weiterzugeben. "Denn der größte Feind des Geschichtsfälschers ist der Zeitzeuge", so der 51-Jährige. Von Elend, Not und Verzweiflung in den Rheinwiesenlagern hat auch Heinrich Pankuweit berichten können.

Der Bonner wurde im August 1944 in den Krieg geschickt, bevor er als 19-Jähriger in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. "Stacheldraht, nackte Erde, Kälte, Regen, Krankheiten, Hunger und Durst quälten uns", erinnerte sich der heute 90-Jährige. "Ausgehungert, verschmutzt und verzweifelt kämpften wir ums tägliche Überleben", erinnerte sich Pankuweit. "70 Jahre später sind wir gekommen, um der Verstorbenen zu gedenken, vor allem aber auch, um der der jungen Generation den Wert von Frieden, Freiheit und Versöhnung zu vermitteln."

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