Respekt vor dem anderen Geschlecht Die starken Frauen von Mosambik

REMAGEN · Bilder und Skulpturen von Dito und Simoes verbreiten "Women Power" im Artspace K2.

 Christoph Noebel freut sich mit, Simoes und Dito.

Christoph Noebel freut sich mit, Simoes und Dito.

Foto: Martin Gausmann

Voluminöse Leiber, kräftige Arme und Beine, so sind sie ins Bild gesetzt, aber auch in Überlänge und höchst eigenwillig in Sandelholz geschnitzt. Wie unterschiedlich sich die Darstellungen in Medium und Motiv auch hervortun, Respekt und Bewunderung für das andere Geschlecht bezeugen der Maler Dito und der Bildhauer Simoes gleichermaßen in "Women Power", der neuen Ausstellung des Artspace K2. Christoph Noebel freute sich, die anerkannten Künstler aus Mosambiks Hauptstadt Maputo willkommen zu heißen. Vermittelt durch Walburga Greiner und Christoph Schomer vom Verein Koordinierungskreis Mosambik Bielefeld und unterstützt durch den "Eine Welt Fairein Remagen", zeigen sie in der Galerie ihre Kunst.

"Dito" Tembe, geboren 1960, hat sich seine Handschrift und den künstlerischen Weg als Autodidakt erarbeitet. Aufgelöste sonnengelbe Hintergründe weisen impressionistischen Einfluss auf, markante Formen hingegen expressionistische Anklänge. Vermutlich haben vier Jahre als Vertragsarbeiter in der DDR seine Liebe zur afrikanischen Heimat noch gefestigt. Jedenfalls transportiert der Maler ein Lebensgefühl voller Zuversicht, das ganz auf die Frauen baut. Der Anblick ihrer stilisierten, üppigen Körper mit ballrunden Brüsten und breiten Hüften, dazu entspannte, oft lächelnde Gesichter erweckt spontan Sympathie und Vertrauen in die Zukunft. Sie plaudern während der Essenszubereitung, stellen die Ernte für den Markt zusammen, schieben unverdrossen hochbeladene Fahrräder. Rechts ein Korb, links ein Gefäß und auf dem Kopf ein abenteuerlicher Aufbau, kriegt die afrikanische "Mutter Courage des Alltags" ihre Last gestemmt. Dito bannt seine gleichmütigen Heldinnen in Öl oder er setzt sie überzeugend aus Punkten und Linien in Tuschezeichnungen zusammen. Zu Recht sprach Noebel von einem "romantischen Lobgesang auf die starken Frauen".

Anders als die Bilder, bedürfen die Skulpturen der Deutung. Wer nämlich jedes Element als Teil der Aussage begreift, ist auf dem Holzweg. Die hohe, verdrehte Gestalt "Anmut" steht zwar auf einem großen Fuß und ihr zweites Bein endet scheinbar in einem Knochen, doch ist sie weder krank noch verkrüppelt. Dies sei vielmehr dem Wuchs des Holzes geschuldet, sagt Carlos "Simões" Fereira, der 1959 zur Welt kam, 1977 zu bildhauern begann, und außerhalb Mosambiks in Südafrika, Botswana und Brasilien ausstellte. Man erfährt, er zeige eine junge Frau im Bewusstsein ihrer Schönheit, auch wenn das europäische Auge ein vergrämtes Gesichtchen zu sehen glaubt.

Ähnlich überrascht den Betrachter eine unklare Umklammerung als "Liebe am Siedepunkt" und eine Figur mit geriffelter Brust und Taktstock als "Beethovens Tochter". Unverkennbar dagegen die Innigkeit mehrerer Paare. Persönliche Geschichte und Zeitgeschichte stecken in einer weiblichen Figur mit angewinkeltem Bein und ausgestreckten Armen. Simoes hat sie zur Erinnerung an seiner Eltern Hochzeit geschaffen. Zur rebellischen Musik Marrabenta, die um 1940 unter der portugiesischen Kolonialmacht entstand, tanzte damals enthusiastisch die Mutter und spielte der Vater Gitarre.

0 Die Ausstellung, Kirchstraße 2, ist bis 29. August geöffnet: mittwochs bis samstags von 15 bis 18.30 Uhr.

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