Verabschiedung von Polizeihauptkommissar Paul Dresen Der Mann, der die Ganoven an die Wand redet

REMAGEN · Eigentlich geht Polizeihauptkommissar Paul Dresen von der Remagener Wache erst Ende Juni offiziell nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand. Doch ein bisschen gefeiert wird heute schon.

 Paul Dresen an seinem Arbeitsplatz in Remagen.

Paul Dresen an seinem Arbeitsplatz in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Im Rheinklängeheim geben sich Freunde, Kollegen und Weggefährten ein Stelldichein. So hat es sich Dresen gewünscht, der auf Polizeiarbeit mit Höhen und Tiefen zurückblickt.

Tiefen auch deshalb, weil er den Albtraum eines Polizisten erlebt hat. Am 11. März 1980 wurde sein Streifenpartner, der 38-jährige Polizeihauptmeister Hubert Weger, im Einsatz erschossen, als er einen 35-jährigen Bad Breisiger festnehmen wollte, der zuvor die Tankstelle Brohltal-Ost überfallen hatte. Ein Tag, den Paul Dresen nie vergessen hat.

Zum 1. Juli 1975 hatte der Ahrweiler Jong Dresen seinen Dienst bei der rheinland-pfälzischen Polizei angetreten. Nach seiner Grundausbildung bei der Bereitschaftspolizei wurde er zum 1. Januar 1977 zur damaligen Schutzpolizeiinspektion Remagen versetzt. Zuvor hatte er, wie übrigens auch sein Noch-Chef Karl Braun, "als Jung-Bulle in Brockdorf die grüne Wiese, die eigentlich mehr brauner Schlamm war, verteidigt". Und zwar während vor der eigenen Haustür bei Sinzig auch ein Atomkraftwerk geplant wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie auch die des Künstlers Paul Dresen. Denn er hatte als Polizeibeamter auch eine fundierte Ausbildung in Fotografie bekommen, weil zu Zeiten der analogen Fotografie mussten Unfallort- und Tatortaufnahmen noch selbst entwickelt werden mussten. Idyllische Landschaften haben es ihm als Fotomotiv angetan. Und mit der Kamera gelingt es ihm auch, Autowracks etwas Künstlerisches abzugewinnen.

Nach seiner Ausbildung für den gehobenen Polizeidienst wurde Dresen ab 1983 bei der damaligen Inspektion Altenahr als Dienstgruppenleiter eingesetzt, eine Funktion, die er von 1993 bis heute wieder in Remagen inne hatte.

25 Jahre machte Dresen auch landesweit im Wortsinne von sich reden. "Ich bin der Schwätzer vom Dienst", beschrieb er einmal im Gespräch mit dem General-Anzeiger seine Tätigkeit als Mitglied der Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes. Wer ihn kennt, weiß, dass er jeden an die Wand reden kann. Ein Umstand, der bei Verhandlungen zwischen Ganoven und Polizei nur von Vorteil sein kann. Auf Polizeideutsch liest sich das dann so: "In dieser Funktion war Dresen bei einer Vielzahl von Kriminalitätslagen landesweit im Einsatz." Oder wie Dresen sagt: "Jeder ist zu knacken. Man muss nur lange genug auf ihn einreden."

Die wohl einzige, auf die das nicht zutrifft, ist Ehefrau Monika, mit der Paul Dresen in Ahrbrück lebt. Dort ist er Chef der SPD-Fraktion im Gemeinderat und knackt eifrig kommunalpolitische Nüsse. Dafür hat er demnächst noch mehr Zeit.

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