Hohe Defizite und fehlende Transparenz Das Arp Museum im Fadenkreuz

REMAGEN · Der Landesrechnungshof hat das 2007 in Rolandseck von Stararchitekt Richard Meier entworfene und unter anderem aus Mittel des Ausgleichsfonds finanzierte, 33 Millionen Euro teure Arp Museum unter die Lupe genommen.

 Auch Konzerte fanden im Arp Museum statt, waren aber nur zu zwei Dritteln ausverkauft und lösten hohe Defizite aus. Jede verkaufte Konzertkarte musste nach Angaben des Landesrechnungshofes mit bis zu 182 Euro bezuschusst werden.

Auch Konzerte fanden im Arp Museum statt, waren aber nur zu zwei Dritteln ausverkauft und lösten hohe Defizite aus. Jede verkaufte Konzertkarte musste nach Angaben des Landesrechnungshofes mit bis zu 182 Euro bezuschusst werden.

Foto: Martin Gausmann

Dabei kommen die Prüfer zu unerfreulichen Ergebnissen. Die Vorwürfe des Rechnungshofes: Fehlende Transparenz bei der Finanzierung des Museums, ohne haushaltsrechtliche Ermächtigung sei der Stiftung als Betreiberin des Museums eine landeseigene Immobilie unentgeltlich zur Nutzung überlassen worden, die Stiftung schöpfe Einnahmemöglichkeiten nicht hinreichend aus, Veranstaltungen seien sehr hoch bezuschusst worden.

Über gleich vier Seiten erstreckt sich die Abhandlung, die der Rechnungshof des Landes dem seinerzeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffneten Museum widmet. Während die Kanzlerin beim Festakt lobte, dass die "vielen Fenster zum Panorama passen", war sich der damalige Ministerpräsident Kurt Beck sicher: "Rolandseck wird sicherlich zum Publikumsmagneten." Offenkundig ist genau das nicht der Fall.

"Die Einnahmen der Arp-Stiftung aus Eintrittsgeldern für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte verringerten sich von 390.000 Euro im Jahr 2008 auf 350.000 Euro im Jahr 2012. Hierzu trug bei, dass immer weniger Besucher den regulären Eintrittspreis von acht Euro zahlten", so der Rechnungshof.

Der Anteil der Besucher, die den vollen Eintrittspreis zahlten, habe sich gar auf 22 Prozent verringert. Zugleich sei der Anteil der Besucher mit freiem Eintritt von unter 14 Prozent auf nahezu 32 Prozent angestiegen. Eine Anfrage des GA, wie viele Besucher das Museum in 2014 überhaupt gezählt hatte, blieb gestern ebenso unbeantwortet, wie auch Fragen zur Mitarbeiterzahl in der Verwaltung und in den Ausstellungsräumen.

Statistisch (350.000 Euro: 350 Tage) werden täglich knapp 1000 Euro in der Rolandsecker Einrichtung eingenommen. Hätte jeder die in 2014 abverlangten acht Euro Einzeleintritt gezahlt, so käme man auf lediglich rund 120 Besucher am Tag. Zum Vergleich: Die Dokumentationsstätte "Regierungsbunker" in Ahrweiler lockt jährlich in nur sieben Öffnungsmonaten rund 80 000 Besucher (etwa 230 pro Tag) an. Das Museum erwirtschaftet einen jährlichen Überschuss von rund 100 000 Euro. Beanstandet wurden auch die von der Arp-Stiftung veranstalteten Konzerte.

Seit 2006 bietet man mit bis zu acht Veranstaltungen jährlich das Rolandseck-Festival. "Die Festivals waren trotz umfangreicher Werbemaßnahmen nicht ausverkauft. Die Besucherzahlen waren tendenziell rückläufig. Für die fünf Konzerte 2012 wurden bei insgesamt 1000 zur Verfügung stehenden Sitzplätzen nur 660 Karten verkauft - das entspricht lediglich zwei Drittel der Platzkapazitäten", schrieb der Rechnungshof. Die Folge: Der Arp-Stiftung verblieben ungedeckte Ausgaben zwischen 110.000 und 175.000 Euro jährlich. Jede Konzertkarte musste mit mindestens 100 bis zu 182 Euro bezuschusst werden.

In seinem Bericht schlägt der Rechnungshof nun vor, die Arp Stiftung in die Generaldirektion Kulturelles Erbe einzubinden. Damit würde das Land beim Arp Museum in Rolandseck pro Jahr gut und gerne 200.000 Euro an Personal- und Verwaltungskosten sparen. Auch widmet sich der Landesrechnungshof dem Stiftungskapital. Das beträgt magere 25.000 Euro. Der Landkreis Ahrweiler hat 200.000 Euro, die Stadt Remagen 100.000 Euro zugestiftet.

"Das Stiftungskapital der Arp-Stiftung reicht - einschließlich der Zustiftungen - nicht aus", erklärt der Präsident des Rechnungshofes, Klaus Behnke. Eine "dauerhafte Alimentierung über Zuwendungen" werde erforderlich bleiben. Die Arp-Stiftung wurde 2008 bis 2013 mit Beträgen zwischen zwei Millionen und 5,4 Millionen Euro jährlich aus öffentlichen Mitteln gefördert. Insgesamt waren es in den vergangenen sechs Jahren mehr als 24 Millionen Euro.

Ebenfalls ein Dorn im Auge des Rechnungshofes ist der Umstand, dass das Land der Arp-Stiftung den Bahnhof Rolandseck und den Museumsneubau mietfrei zur Verfügung stellt. Rechnungsprüfungshofpräsident Behnke: "Eine Ausnahme von der Regelung, nach der Vermögensgegenstände nur zum vollen Wert überlassen werden dürfen, war im Haushaltsplan nicht zugelassen."

Neubau und alter Bahnhof

Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck wurde im September 2007 eröffnet. Das Museum setzt sich aus dem klassizistischen, 1858 fertiggestellten Bahnhofsgebäude und dem Neubau des amerikanischen Architekten Richard Meier zusammen. Insgesamt besitzt das Museum vier Ausstellungsebenen.

Das Programm umfasst Ausstellungen mit internationaler bildender Kunst, klassische Konzerte sowie ein sommerliches Kammermusikfestival mit bekannten Ensembles und Solisten, Künstlergespräche sowie Lesungen von Autoren.

Im Zentrum steht die Kunst von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp. Für die Gesamtbaumaßnahme wurden 33 Millionen Euro veranschlagt, von denen 14,3 Millionen Euro aus Ausgleichsmitteln des Berlin/Bonn-Gesetzes stammten, die weitere Finanzierung wurde vom Land Rheinland-Pfalz gedeckt, das auch Bauherr des Projektes war

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