Remagener Rheinhalle Bodo Bach - Das Revival des Schnittchens

REMAGEN · 420 Besucher waren in die Remagener Rheinhalle gekommen, um Komiker Robert Treutel alias Bodo Bach nach dreijähriger Abstinenz wieder erleben zu können - sie sollten nicht enttäuscht werden.

 Bodo Bach plaudert aus dem Leben.

Bodo Bach plaudert aus dem Leben.

Foto: Martin Gausmann

In feinstem Hessisch sinnierte er über die Tücken des Älterwerdens und den täglichen Kampf mit seiner Frau Gerda, der er in trauter Hassliebe vereint ist. Das Publikum bekam besonders in der zweiten Hälfte kaum noch Möglichkeit zum Atmen und spendete lebhaften Applaus.

Einen Höhepunkt des Abends läutete Bach mit folgendem Zitat ein: "Wenn du eine Busreise machst, dann hast du es bald hinter dir!" Doch leider hatte Bachs geliebte Gerda genau eine solche gewonnen. So machten sie sich auf die beschwerliche Reise - von Bach nach dem AC/DC-Klassiker "Highway to hell" getauft - an die Ostsee. In männlichem Pragmatismus legte er zunächst das Schlagergedudel im Reisebus lahm und montierte nach Ankunft den Fernseher vom Wohn- in das Schlafzimmer um.

Dazwischen sinnierte Bach über die "Grinsekatzen" hinter der Rezeption und den Hang seiner Frau, unter Zuhilfenahme mitgebrachter Handtücher über den Teppichboden einen "Jakobsweg der Reinlichkeit" bis ins Bad zu legen. Überhaupt stellte sich Bach als ein Zeitgenosse vor, der zu vielem eine dezidierte Meinung hat. Halbmarathon ist für ihn "Weicheisport" und vom Tanzen hält er schon gar nichts: "Eine schöne Frau tanzt alleine: an der Stange!" Hauptthema des Abends war das Altern: Selbst für Hörbücher brauche er neuerdings eine Brille und die Gesellschaft werde mittlerweile so alt, dass Bewohner eines Altersheims Besuch von ihren Eltern erhielten.

Er selbst wollte jedoch nicht an sein Alter erinnert werden und drohte jedem, der für ihn in der Bahn aufstehe eine gehörige Tracht Prügel an. Nichts halte er ebenfalls von den Versuchen der Werbeindustrie, mit englischen Begriffen wie "Best Ager", die im englischsprachigen Raum niemand kenne, und Produkten wie dem Shampoo für das Haar ab 40, den Senioren das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Doch auch die Alternden selbst bekamen ihr Fett weg. Einen seiner Freunde, der sich einer Schönheitsoperation unterzog, begrüßte er danach mit den Worten, er sähe aus "wie Kommissar Rex nach der Wurmkur". Sehr zur Freude des Publikums nahm Bach kein Blatt vor den Mund und sparte auch Themen wie Intimrasur nicht aus. Über gefälschte Kontaktanzeigen und Thomas Müller als Exot in der Fußball-Nationalmannschaft bis hin zum Revival des "Schnittchens" als Finger Food spannte Bach einen breiten thematischen Bogen. Schließlich stellte er auch sein szenisches Können unter Beweis in Nachahmung eines Eiskunftlauf-Pärchens.

Das Publikum kam jedenfalls gehörig in Fahrt. Eine Zuschauerin rang schon fast um Fassung. Bach ließ bis zum Schluss keine Pointe aus und erhielt dafür begeisterten Applaus.

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