Remagener Stadtmeisterschaft im Schwimmen Bastian Müller ist wieder nicht zu schlagen

REMAGEN · Die Kleinsten setzten zum Kopfsprung an, aber irgendwie waren doch fast die Füße zuerst im Wasser. Trotzdem beachtlich: Sie hatten ja erst vor drei Wochen ihr "Seepferdchen" gemacht. Da schlugen sich schon die Sechsjährigen im Becken wacker und schaufelten sich im Wasser vorwärts, so schnell es Puste und Kraft erlaubten.

 Kopfüber ging es ins Wasser beim 50-Meter-Schwimmen mit Flossen bei den Stadtmeisterschaften in Remagen.

Kopfüber ging es ins Wasser beim 50-Meter-Schwimmen mit Flossen bei den Stadtmeisterschaften in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

Volle Konzentration erforderte bei manchen schon das Starten auf Kommando, aber die meisten hatten offensichtlich in den vergangenen Monaten eifrig geübt für die Stadtmeisterschaften im Schwimmen, die die DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) Remagen für die Stadt ausrichtete.

56 Teilnehmer im Alter von sechs bis über 50 Jahren traten an. Teilnehmen kann jedes Jahr jeder, der schwimmen kann, und nicht nur Remagener. Die Starter wurden mit "Hopp, hopp", "Hey, hey" und Klatschen vom Beckenrand angefeuert. Eher leise aber genau beobachtend stand Norbert Muth am Beckenrand. Der 76-Jährige ist seit 30 Jahren im DLRG Remagen und hat bis vor rund fünf Jahren auch bei den Stadtmeisterschaften noch mitgemacht.

Diesmal beobachtete er seine achtjährige Enkelin Sara und seinen 14-jährigen Enkel Jan, denen er das Schwimmen beigebracht hat, während er sich das Schwimmen einst noch selbst in den Ferien in einem Moorsee in Süddeutschland beigebracht hatte, wie er berichtete. Und der Opa hatte am Ende auch Grund zu jubeln. Seine Enkelin wurde Erste in ihrer Altersklasse. Sein Enkel musste sich nur dem erneut besten Schwimmer insgesamt geschlagen geben: Der 14-jährige Bastian Müller aus Gönnersorf verteidigte seinen Titel als Stadtmeister. In 5:29,18 Minuten legte er die "Königsdisziplin" über 400 Meter Freistil zurück und schaffte zudem Bestwerte über 50 Meter Brust, 50 Meter Freistil und 50 Meter Flossen mit Hindernis.

In seiner Altersgruppe schwammen auch Niels Mündelein, Jan Muth, Pascal Pörner, die seit vielen Jahren die Wettkampfmannschaft der DLRG Remagen stellen. Vor allem der Spaß stand im Vordergrund bei der Luftmatratzenstaffel: Neun Familien traten an, und Jonathan und Wolfgang Wind hatten am Ende die Nase vorn. Leer ging bei der Siegerehrung zum Abschluss der Wettbewerbe niemand aus, und beim Grillabend saßen alle gemütlich beieinander.

150 Starts in den Disziplinen Freistil, Brust, Flossen, Hindernis und 400 Meter Freistil meldeten die Organisatoren Timo und Kevin Wassong, die in Zusammenarbeit mit den Eltern und Mitgliedern für den reibungslosen Verlauf der Veranstaltung verantwortlich waren. Dieses Jahr sei ein Zuwachs der Teilnehmer und Starts von einem Drittel zu verzeichnen, freute sich der Verein, den dennoch Sorgen plagen.

Die Saison sei schließlich auf die Monate Mai bis August begrenzt, weil Remagen nur über ein Freibad verfüge, erklärte Volker Pütz. Der Vorsitzende des rund 230 Mitglieder zählenden und im Zuge der Eröffnung des Freibads 1974 gegründeten Vereins lobte aber ausdrücklich die Unterstützung durch die Stadt Remagen. Dennoch seien Veranstaltungen wie die Stadtmeisterschaften nur mit übermäßigem Engagement der Mitglieder zu stemmen.

Sorgenvoll betrachtet der Verein auch, dass immer weniger Kinder schwimmen lernen. Das tat auch der Landtagsabgeordnete und sportpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Guido Ernst aus Bad Breisig, mit dem Pütz die Stadtmeisterschaften eröffnet hatte. Fast 400 Tote habe die DLRG im Jahr 2014 in deutschen Gewässern gezählt. "Mehr als 80 Prozent davon nicht etwa im Meer, sondern in Binnengewässern wie Flüssen, Seen, Mooren bis hin zum Gartenteich", sagte Kevin Wassong.

Auch Ernst hatte Zahlen mitgebracht. Demnach besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Schwimmvereine, während von 2005 bis 2014 die Zahl der Sportvereine in Rheinland-Pfalz insgesamt leicht zugenommen hat. Überproportional hoch seien die Mitgliederverluste, die bei Sportvereinen bei drei Prozent lägen, beim Schwimmsport indes bei 15 Prozent.

Auch vor dem Hintergrund der Schließung des Adenauer Hallen- und Freizeitbads und der damit verbundenen Auflösung der DLRG Gruppe Adenau erklärte er, sich für mehr Schwimmsport in räumlicher Nähe und ohne lange Wartezeiten einsetzen zu wollen. Er wolle sich aussprechen für eine Verbesserung der Infrastruktur, auch wenn nicht jeder ein 50-Meter-Becken in Reichweite haben könne.

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