Künstlerforum Remagen Art-Factory-Künstler präsentieren, was "Hinter den Dingen" liegt

REMAGEN · Wie viel Wirklichkeit transportiert das, was wir sehen? Vier Künstlerinnen und ein Künstler des Kölner Atelier- und Künstlerhauses Art Factory haben "hinter die Dinge" geschaut und entsprechend ihre Ausstellung benannt, die sie mit viel Publikum in der Villa Heros, Sitz des Künstlerforums Remagen, eröffneten.

 Zum Urwald macht Helmut Kesberg einen Ausstellungsraum der Villa Heros mit seinen großformatigen Dschungel-Bildern.

Zum Urwald macht Helmut Kesberg einen Ausstellungsraum der Villa Heros mit seinen großformatigen Dschungel-Bildern.

Foto: Martin Gausmann

Für Ingrid Golz aus Bergisch Gladbach liegt das Wesentliche eindeutig hinter den Dingen. Sie begreift im Phänomen des Aufbruchs die "Antriebsfeder des Lebens" und erfasst daher mit ihren Radierungen dem Stillstand entrissene, sprühende, bewegte Momente. Organisch muten Linien und Formen an, die aufstrebend, gewunden und ausflockend an Haarwuchs, Gräser im Wind, Wellen und Wolken erinnern.

Einen Raum der Ausstellung lässt der Kölner Maler und Grafiker Helmut Kesberg, Vorsitzender des Kunstvereins Frechen, durch riesige Bildformate zum Urwald mutieren. Lianen, ein Strebewerk aus Stützwurzeln, Kapriolen schlagende Äste versetzen in eine zugleich anheimelnde wie bedrohliche Welt grünen Flackerns, die nicht der Fantasie, sondern eigener Anschauung entsprungen ist.

Trotz sinnlich gemalten Dickichts: Die Vorstellung unberührter Natur untergräbt Kesberg durch fast überwucherte Reste abgestürzter Flugzeuge. Umgekehrt regen seine Bilder an, nach der "Wildnis in uns" zu forschen. Ganz zart, in gebrochener Farbigkeit und teils überdeckt von Schüttungen milchig weißer Farbe spürt Irmgard Esch einem Erleben auf Reisen nach.

Es ist ihr wichtig, vom Gegenständlichen auszugehen, um ihm im Spiel der Überlagerung sein Geheimnis zurückzugeben. Entstanden sind leicht sperrige Impressionen vom Wäscheviertel im indischen Mumbai, wo Esch vom Spannungsverhältnis Ruhe und Bewegung fasziniert war.

Die Bilder bleiben im Kopf des Betrachters hängen. Auch die Intention der Malerin, mit fließendem Weiß sowohl Materielles wie Geistiges aufscheinen zu lassen, geht auf. Ein praller Hingucker sind sie allemal, Ulrike Oeters fünf waagerecht im Raum schwebende "Polsterlinge". Mit dominant roten, zuweilen gebrauchten Stoffen bezogen, präsentiert die Kölner Künstlerin diese, wie es scheint, peppigen Matratzen.

Sie umringt sie mit Schutzmützchen für Kinder, welche sie in verschiedenen Kulturen ausmachte. Die Zusammenschau vor Augen drängt sich schließlich unweigerlich die Frage auf: Sind denn die Kinder dieser Welt in ihren Betten ungeschützt? Wer blickt in die Hütten, wer hinter die Villenwände?

Selbst Gesichter zeigen nicht unbedingt, was an Empfindungen unter der Oberfläche verborgen ist. Dem geht Christiane Simonis in ihrer Malerei überlebensgroßer Frauenköpfe nach, die sie der Werbung entnommen, typisiert hat und dem Betrachter frontal gegenüberstellt.

Info

Die Ausstellung "Hinter den Dingen" in der Kirchstraße 3 ist bis Sonntag, 25. Mai, geöffnet: freitags und samstags von 15 bis 18 Uhr; sonntags von 15 bis 18 Uhr.

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