Apollinaris-Reliquie 850 Jahre - Heiligenverehrung in Remagen feiert Jubiläum

REMAGEN · Nicht nur für Köln ist der 23. Juli 1164 ein ungemein wichtiges Datum: Jubelnd empfingen die Bewohner an diesem Tag Erzbischof Rainald von Dassel, der mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige einzog.

Die Gottesdienste waren die Höhepunkte der Wallfahrten. Repro: Hildegard Ginzler

Die Gottesdienste waren die Höhepunkte der Wallfahrten. Repro: Hildegard Ginzler

Was in einer Chronik für die spätere Domstadt verbürgt ist, inspirierte indes 1474 Theodor Pauli, von selbiger Fahrt auch die Verehrung des heiligen Apollinaris in Remagen abzuzweigen. Paulis Legende nach stoppte das Schiff zuvor in Remagen und ließ sich erst wieder steuern, als die Reliquie des Heiligen, die sich ebenfalls an Bord befand, zum Martinsberg getragen wurde.

Seither orientiert man sich an diesem, durch eine fabelhafte Geschichte zugeordnetem Datum, wenn es gilt, der Wallfahrtsanfänge in Remagen zu gedenken, obgleich der heilige Apollinaris dort erst ab 1295 nachweisbar ist. So steht die diesjährige Wallfahrt vom 19. Juli bis 3. August im Zeichen des Jubiläums 850 Jahre Apollinaris-Reliquie.

Da kann es nicht verwundern, dass Erhard Wacker, Verfasser von Schriften zum Apollinarisberg, sein nächstes, bald erscheinendes Büchlein der Wallfahrt widmet. Über die Veröffentlichungen hinaus will er die Datensammlung zu Kloster, Berg und Wallfahrt stetig erweitern. Ihn interessiert, wo und wie auswärtige Pilger in der Stadt unterkamen. Welcher Remagener erinnert sich noch an frühere religiöse Logiergäste? Zu wie vielen kamen sie, wie lange weilten sie am Ort? Blieb es beim nötigsten Kontakt oder lernte man sich besser kennen?

Auch Wallfahrten sind im Wandel. Da droht solches Wissen verlorenzugehen. Wacker hat aber bereits einiges herausgefunden über die älteste der traditionellen Remagen-Wallfahrten. Seit 384 Jahren besuchen Menschen aus Auenheim, Stadtteil von Bergheim im Rhein-Erft-Kreis, die Apollinariskirche. Selbstverständlich kommen sie auch im aktuellen Jubiläumsjahr. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen sie den Zug über Köln und unterbrachen die Fahrt in Bonn, um zur Heiligen Stiege der Kreuzbergkirche zu pilgern.

In Remagen blieben sie zwei Nächte und schliefen bei Familien. Später fuhr man mit dem Bus. Danach reisten wenige verbliebene Pilger in Pkw an. Doch im Jahr 2000 wurde die Wallfahrt mit dem neuen Brudermeister Friedhelm Pütz, unterstützt von seinem Bruder Heinz Josef Pütz, wiederbelebt.

Beide haben mit ihrem Vater, ebenfalls Brudermeister, schon in den 1960er Jahren die Wallfahrt mitgemacht und in Remagen privat bei der Familie Stockhausen genächtigt. Seit 2008 gibt es neben der Bus-Wallfahrt auch wieder eine Auenheimer Fußprozession, die Mariette Schilling und Hermann-Josef Hickert betreuen.

Die heutigen Fußwallfahrer starten freitags mit dem Besuch der Frühmesse im Kölner Dom, wo sie ein Geistlicher mit dem Pilgersegen auf die 70 Kilometer nach Remagen verabschiedet. Nach einer Übernachtung in Bonn erreichen sie am Samstagnachmittag Remagen. Dort halten sie eine Andacht in der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul, bevor sie die Messe in der Apollinariskirche besuchen.

Dagegen fährt der Bus von Auenheim mit Auenheimer Teilnehmern und denen aus Rheidt-Hüchelhoven, Niederaußem und Oberaußem sonntags morgens um 9 Uhr los, um die Pilger rechtzeitig zum Hochamt in Remagen abzusetzen. Den Tag verbringen sie im Klostergarten oder in der Stadt. Nach dem Gebet am Kreuzweg des Apollinarisberges und dem Besuch der Krypta kehren Bus- und Fußpilger motorisiert nach Auenheim zurück.

Info

Wer Infos über frühere Wallfahrten an Erhard Wacker weiterleiten möchte, kann dies telefonisch unter 02642/21586 oder per E-Mail an info@farbeundzahl.de tun.

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