Bürgerzentrum in Ahrweiler Prinzessin wibbelt beim Stippeföttche mit

AHRWEILER · Karnevalistische Höhepunkte gibt es im Jahreskalender der Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft (AKG) zuhauf, die große Prunksitzung ist ein Termin, der besonders heraus sticht.

 Stehend begrüßte die Jecken im Bürgerzentrum die Gruppe "Sibbeschuss".

Stehend begrüßte die Jecken im Bürgerzentrum die Gruppe "Sibbeschuss".

Foto: Martin Gausmann

Zu dieser Sitzung strömten am Samstagabend trotz Wintereinbruchs, Matsch und Schnee an die 600 bunt kostümierte Narren ins Bürgerzentrum. Hinten dessen Mauern ging es hoch und heiß her, weil die AKG-Verantwortlichen es wieder einmal geschafft hatten, mittels eines buntes Mixes aus eigenen Kräften, Ahrtaler Jecken und Kölner Größen für ein knapp sechsstündiges Potpourri zu sorgen, bei dem es keine Sekunde langweilig wurde.

Klar, dass auch den AKG-eigenen Kräften die Bühne gehörte. Der gesamte Verein samt Spielmannszug Ahrweiler belagerte diese zum Auftakt und sorgte für ein wunderschönes Bild.

Auffällig war, dass die Nachwuchsarbeit der Karnevalisten immer mehr Früchte trägt. Wo noch vor Jahren nur acht oder zehn Funken über die viel zu große Bühne sprangen, war diese bei den Tänzen nun schon fast zu klein. Gerade bei Minis oder mittleren Funken tummelten sich scharenweise rot-weiße Pänz, um das Gelernte vorzuführen.

Eltern und Großeltern strahlten mit den übrigen Gästen um die Wette, akustische Raketen stiegen durch die Decke in den Nachthimmel. "Ich dachte eigentlich, das sei ein Hobby", meinte Sitzungspräsident Udo Groß schmunzelnd nach der Visite einer Generalprobe unter der Regie von Solomariechen Irena Schmitz und dem Blick auf die harte Arbeit, bis der Tanz steht. Klar, dass die Trainerin mit dem gleichen Engagement zu Werke geht, mit dem sie auch in ihrem Solotanz auf der Bühne zeigte.

Den Funken stand aber auch die Stadtgarde in nichts nach, Fußtruppen und Tanzcorps wirbelten übers Parkett. Zu Ehren von Prinzessin Rita, dem einstigen "Kehrmädchen", hatten sie den Säbel mit einem Reisigbesen getauscht, ehe dann in Erfüllung der närrischen Paragrafen Gardist Joe Platz auch noch zum Stippeföttche mit der Prinzessin ansetzte. "Da stieg weißer Rauch auf, so heiß war das", hatte der Sitzungspräsident festgestellt.

Die AKG'ler können aber nicht nur gut tanzen, auch das Mundwerk kann Karneval. Das bewies einmal mehr der Gardestammtisch. An der Jägerhof-Theke von "Elke" (Udo Willerscheid) ließen Dieter Zimmermann und Peter Diewald die jüngste Stadtgeschichte Revue passieren. Gerade der Zoff zwischen Kur-AG und Stadtverwaltung im östlichen Stadtteil bot dafür viel Futter.

Der Stammtisch sah die Front quer über die Kurgartenstraße verlaufen. Westlich General Senk mit der Klangwellenwaffe, im Osten General Reinicke mit seinen Chinesen, dazwischen mit Blauhelm die AKG-Udos (Groß und Willerscheid) als neue Macher der ehemaligen SC 07-Karnevalssitzung.

Aber auch die Ahrweiler Prominenz bekam ihr Fett weg. Denn aus Ahrweiler wird bald "Friedrichsstadt", beschloss der Ortsbeirat, weil ja die ganze Familie Friedrich sich bereits in wichtige Positionen begeben hat: Senatspräsident, Pfarrgemeinderat, Burgundia und Junggesellenhauptmann.

Und Bürgerhauptmann Willi Busch scheint den Schützen derweil nach der gescheiterten Fransbrötchen-Revolution den Spaß am Trinkzug nehmen zu wollen, führt die Überholregel ein - die der Stammtisch schon mal unter großem Gelächter übte - und setzt Trinkzugbegleiter ein. Letztere wurden von der Garde nominiert, da fielen bekannte Namen wie Hoppe, Willerscheid, Adeneuer, Groß oder Maur.

Das Prädikat "klasse" galt aber auch den übrigen Rednern: "Weinkönigin" Andreas Marquardt, der gereimt zugab, den Unterschied zwischen Eiswein und Eisbein nicht zu kennen. Oder dem "Hausmeister der Heilbad GmbH" Markus Zednik, der sich über die aus Bonn geklaute Klangwelle freute, weil da die Neuenahrer endlich einmal chlorfrei duschen konnten.

"Et Klimpermännche" Thomas Cüpper aus Köln brachte zu später Stunde seine Weihnachtserlebnisse zu Gehör. "Mir schenken uns nix", war die Absprache mit der Ehefrau, Ergebnis: "Männer halten sich an Abmachungen." Immerhin gab es was für die Schwiegermutter: einen Gutschein vom Bestatter, Gültigkeitsdauer vier Wochen.

Kölsche Karnevalisten waren das Salz in der AKG-Suppe. Das Tanzcorps der "Rheinveilchen" der KG Große Braunsfelder zeigte tänzerische, vor allem aber akrobatische Spitzenklasse. Die Mädels flogen wie Puppen durch die Luft bis unter die Decke des Bürgerzentrums.

Die Band "Sibbeschuss" aus Buschhoven hatte zuvor mit kölschen Hits und eigenen Songs für eine erste Tanz- und Partyrunde in den Gängen gesorgt. Die Stimmung zum Explodieren brachten schließlich "De Boore"" Seit Hendrik Brock dort Frontsänger ist, hat sich das Quintett zu einer Top-Partyband entwickelt. Der ganze Saal sang mit, stand auf Stühlen und verlieh der Sitzung einen würdigen Abschluss.

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