Ortega-Trauben Im Rosenthal werden die ersten Federweiß-Trauben gelesen

DERNAU/AHRWEILER · In der Lage Ahrweiler Rosenthal sind die Ortega-Trauben reif. Jetzt startet ein Wettlauf mit Insekten. Die Trauben müssen gelesen werden, ehe sich Wespen an ihnen gütlich tun.

Hoch über der Ahrweiler Altstadt werden Ortega-Trauben für den ersten Federweißen gelesen.

Hoch über der Ahrweiler Altstadt werden Ortega-Trauben für den ersten Federweißen gelesen.

Foto: Günther Schmitt

Wenn's um seine Trauben geht, ist Gisbert Ley zu allem bereit. Auch zu einem Wettlauf mit Wespen, gegen deren Stiche der Winzermeister allergisch ist. Grund: In der Lage Ahrweiler Rosenthal sind die Ortega-Trauben reif, müssen gelesen werden, ehe sich die gelb-schwarzen Plagegeister an ihnen gütlich tun.

"Wir nehmen die Trauben der frühreifen Sorte seit Jahren nur für den Federweißen, den wir schon am Wochenende anbieten wollen", sagt Ley, der in der elften Generation Chef des seit 1724 im Familienbesitz geführten Dernauer Weingutes Schloßhof ist. Es ist das älteste Weingut in Dernau und eines der ältesten im Ahrtal.

1000 Liter aus 1200 Quadratmetern Wingert

Zwölf Ar (1200 Quadratmeter) Wingert gehören Ley am Rotweinwanderweg in Höhe der Ellig. Gut 1000 Liter wird der Ertrag der Trauben sein, die er mit seinem achtköpfigen Team, zu dem auch Seniorchef Alfred Ley gehörte, in drei Stunden als einer der ersten Betriebe der Ahr in dieser Saison gelesen hat. Und alles ist Handarbeit. Einzige Hilfe: Eine Raupe transportiert die 30 Liter fassenden Lesekisten zu den Bütten.

Die Trauben sind prall, goldgelb, haben ein Mostgewicht von 78 Öchsle. "Beim Lesen geht jedoch nichts ohne Handschuhe", sagt Ley mitten im Wingert. "Denn die Wespen schwirren hier nicht nur rum, sondern setzen sich auch zwischen die Beeren." Da seien Stiche programmiert, wissen Ley und seine Helfer. "Bei drei oder vier sieht man danach schon richtig lecker aus."

Lecker soll auch der Federweiße werden, der, weil die Trauben an der Ahr gewachsen sind, auch Ahrtaler Federweißer heißen darf. "Importe" aus anderen Weinanbaugebieten oder dem Ausland dürfen laut Weingesetz seit ein paar Jahren nur "Weißer Sauser" oder "Roter Sauser" genannt werden, was dem Markenschutz heimischer Produkte gilt. "Die Qualität der Trauben ist gut", sagt der 51-jährige Ley, dem zuerst die Hitze und dann der Regen zu Wochenanfang den Zeitplan etwas durcheinandergewirbelt haben.

"5,60 Euro pro Liter"

Er ist jedoch zuversichtlich, dass der vergorene Traubenmost, das ist Federweißer, ab heute auf dem Markt ist. "5,60 Euro pro Liter", nennt er den Preis für den Endverbraucher, den Viertel-Liter-Pokal in der Dernauer Straußwirtschaft soll es für 3,50 Euro geben. Die eigentliche Weinlese kommt erst später dran. Hauptrebsorten des Schloßhofes sind auf acht Hektar zwischen Ahrweiler und Rech Spätburgunder, Weißburgunder und Grauburgunder.

Zur eigentlichen Lese wagt Ahr-Winzerpräsident Hubert Pauly denn auch eine Prognose: "Die Qualität der Trauben zwischen Ehlingen und Altenahr ist sehr gut." Er rechnet mit einem "normalen Herbst", wobei unter Winzern das Wort Herbst für Ertrag steht. "Vier bis 4,2 Millionen Liter Wein wird es diesmal geben", sagt Pauly, der den Start der Hauptlese etwa in drei Wochen sieht. Auf den rund 550 Hektar Rebfläche an der Ahr werden aktuell 87,5 Prozent Rotwein- und 12,5 Prozent Weißweinreben angebaut.

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