Heli-Absturz in Gelsdorf Unglück überschattete vor zwei Jahren das Frühlingsfest

GELSDORF · Er war alles andere als alltäglich und zum Glück bislang einmalig, der Einsatz der Rettungskräfte, die am 25. März 2012 zu einem Hubschrauber-Absturz auf dem Gelände des Gelsdorfer Raiffeisenzentrums gerufen wurden, auf dem man gerade das Frühlingsfest feierte.

 Schnelles Ende eines geplanten Rundflugs über die Grafschaft: Der Helikopter streifte mit den Kufen den Zaun eines Regenrückhaltebeckens und stürzte kopfüber in eine Böschung.

Schnelles Ende eines geplanten Rundflugs über die Grafschaft: Der Helikopter streifte mit den Kufen den Zaun eines Regenrückhaltebeckens und stürzte kopfüber in eine Böschung.

Foto: Martin Gausmann

Eine umfassende Untersuchung durch Beauftragte und Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfall-Untersuchung (BFU) in Braunschweig unter der Leitung von Axel Rokohl schloss sich an. Ergebnis in Kurzform des dem GA vorliegenden Berichtes: Triebwerkausfall, weil eine Schaufel der Gas-Produktions-Turbine abgerissen war.

Rückblick: Kurz vor Mittag war der Pilot (62) des Eurocopter AS 350 mit Gästen an Bord zu einem Rundflug über die Grafschaft gestartet. Kurz nach dem Abheben um 11.48 Uhr habe es in wenigen Metern Höhe plötzlich eine Stichflamme aus dem Triebwerk gegeben, berichteten damals Augenzeugen. Geistesgegenwärtig lenkte der Pilot den Hubschrauber weg vom nahen Raiffeisenzentrum und dem in vollem Gang befindlichen Frühlingsfest mit mehreren hundert Besuchern, die von all dem nichts mitbekamen.

Bereits nach wenigen Minuten war das Flugmanöver zu Ende, denn der Helikopter streifte mit den Kufen den Zaun eines Regenrückhaltebeckens und stürzte anschließend kopfüber auf dessen Böschung, rutschte aber nicht ins Wasser hinein. Der Pilot wurde schwer, drei der fünf Passagiere leicht verletzt. "Wenn er es 20 Meter weiter auf das freie Feld geschafft hätte, wäre überhaupt nichts passiert", äußerte sich damals ein Mitarbeiter des Helikopter-Unternehmens.

Er hatte mit einem weiteren Mitglied der Bodencrew, die den Absturz entsetzt mitverfolgt hatten, geistesgegenwärtig mit einem Feuerlöscher das brennende Triebwerk gelöscht. Beim Überklettern des Zaunes verletzte sich einer der beiden Männer an der Hand, so Bürgermeister Achim Juchem damals, der zum Zeitpunkt des Unglücks gerade dabei war, den zweiten Tag des Frühlingsfestes zu eröffnen. Das fürs Fest dort ohnehin stationierte DRK kümmerte sich mit einem Notarzt um den blutenden Helfer sowie um die unter Schock stehenden Hubschrauber-Passagiere, die jedoch allesamt fast unverletzt aus der havarierten Maschine kletterten.

Nicht ganz so glimpflich ging der Absturz für den Piloten aus, der nach Polizeiangaben mit schweren Verletzungen von einem der beiden alarmierten Rettungshubschrauber in eine Kölner Klinik geflogen wurde. Die leicht verletzten Passagiere kamen sicherheitshalber zur Beobachtung in die umliegenden Krankenhäuser.

Die Freiwillige Feuerwehr war mit 40 Mann aus der Oberen Grafschaft vor Ort. Die Polizei sperrte den Unglücksort ab, die Kripo Ahrweiler nahm erste Ermittlungen auf, die dann Rokohl und sein Team übernahmen. Ihnen zur Verfügung stand auch ein Video, das ein Zuschauer kurz vor dem Aufschlag aufgenommen hatte.

Der Untersuchungsbericht

Die Experten kamen in ihrem Untersuchungsbericht zu folgender Beurteilung (in Auszügen): "Das vorhandene Video zu dem Flugverlauf zeigte den Start, den Ausfall der Turbine und den anschließenden Sinkflug. Die Turbine fiel in einem Moment aus, in dem die erreichte Flughöhe und -geschwindigkeit ungünstig waren für eine kontrollierte erfolgreiche Notlandung.

Der Pilot war außergewöhnlich erfahren. Während der Untersuchung vor Ort ergaben sich keine Hinweise auf eine Funktionsstörung der Steuerung oder bei der Kraftstoffversorgung des Triebwerks. Die Triebwerkuntersuchung beim Hersteller ergab, dass eine Schaufel der Gas Producer Turbine abgerissen war und zum Ausfall des Triebwerks führte.

Die vielen losen Schraubverbindungen und der massive Lagerschaden, die bei der weitergehenden Triebwerkuntersuchung vorgefunden wurden, waren mit großer Wahrscheinlichkeit eine Folge der entstandenen kurzfristigen Unwucht und folgenden Vibrationen bis zum Ausfall des Triebwerks. Die weitere Untersuchung des verbliebenen Schaufelsockels ergab eindeutige Anzeichen für einen Ermüdungsbruch, wahrscheinlich verursacht durch eine fehlerhafte Beschichtung im Kühlkanal innerhalb der Schaufel. Das gewählte Außenstart- und Außenlandegelände war nur bedingt geeignet.

Der Platz hinter dem Landwirtschaftshandel war umgeben von zum Teil losen Verkaufsgütern. Es bestand jederzeit während der Starts und der Landungen die Gefahr, dass durch den Rotorabwind Gegenstände aufgewirbelt werden und diese Zuschauer verletzen oder in den Rotor eingesogen werden konnten. Auch war der An- und Abflug nicht hindernisfrei. Dies führte dazu, dass sowohl beim Start als auch bei der Landung ein steiles An- und Abflugprofil gewählt werden musste. Somit befand sich der Hubschrauber jeweils kurzfristig in Höhen- und Geschwindigkeitsbereichen, die laut Flughandbuch problematisch waren für eine erfolgreiche Autorotation im Falle einer Triebwerkstörung."

"Der gewählte Platz entsprach nicht dem in der Genehmigung für die Rundflugveranstaltung vorgegebenen Ort. Betreiber von Hubschraubern sollten bei der Planung prüfen, ob ein Flugvorhaben mit dem verwendeten Hubschrauber jederzeit sicher durchgeführt werden kann. Aber auch die Piloten haben die Verpflichtung, auf Veränderungen gegenüber der Planung im Sinne der Sicherheit zu entscheiden, ob ein Flug durchgeführt werden kann. Schlussfolgerungen: Der Flugunfall ist auf eine harte Landung beim Versuch einer Notlandung infolge eines Triebwerkausfalls zurückzuführen. Beigetragen zur Schwere der Schäden hat die Wahl des ungeeigneten Außenstart- und Außenlandegeländes".

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