Burg Lantershofen Synodengespräch dreht sich um zeitgemäße Glaubensentdeckung

LANTERSHOFEN · "Irgendetwas müssen wir falsch machen. Fußballstadien sind voll, unsere Kirchen werden immer leerer." Hans Kuhn, Rektor der Ursulinen auf dem Ahrweiler Calvarienberg, gab sich beim Synodengespräch auf Burg Lantershofen ziemlich illusionslos.

 Volle Stadien, leere Kirchen: Wie kommt die Kirche aus diesem Dilemma heraus? Darüber diskutierten Synodale und Gläubige auf Einladung von Michael Bollig (am Mikro) in Lantershofen.

Volle Stadien, leere Kirchen: Wie kommt die Kirche aus diesem Dilemma heraus? Darüber diskutierten Synodale und Gläubige auf Einladung von Michael Bollig (am Mikro) in Lantershofen.

Foto: Gausmann

Im Vorfeld der heute in Trier beginnenden zweiten Vollversammlung der ersten Bistumssynode seit 60 Jahren hatte Regens Monsignore Michael Bollig vom Lantershofener Studienhaus Sankt Lambert Synodale und Gläubige eingeladen, um "einfach Meinungen zu hören". Denn "das ist euer Job" hatte Bischof Stephan Ackermann den 278 Delegierten mit auf den Weg gegeben.

Und eine klare Aufgabenstellung: "Nicht nicken, sondern reden." Denn es gehe um die Zukunft des Bistums, um die Zukunft der Kirche und die Kernfrage: "Wie können Menschen in heutiger Zeit Gott entdecken?" Um dieses auch nur ansatzweise zu klären, so die Synodale Silvia Groß, gelte es zu "diskutieren, zu verwerfen und wieder zu diskutieren".

Ein Umstand, den ein junger Luxemburger Priester im Gespräch mit dem GA in Lantershofen so umschrieb: "Es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn denen nichts einfällt." Die Synode habe etwas von einer Sehschule, einer Sprachschule und einer Gehschule fand Groß, denn es gehe darum, den heutigen Individualismus im Spannungsfeld mit der Gemeinschaft zu betrachten. Aber sacht. "Wir können nicht sagen, wir haben 2000 Jahre gewartet und müssen jetzt sofort in die Puschen kommen."

Es gelte viele Fragen zu klären. deshalb sei die Synode auch auf zwei Jahre angesetzt. Denn das Spektrum erstrecke sich neben Spiritualität auf Bereiche von Zukunft der Pfarreien bis zur Gottesdienstgestaltung. Und auch Brennpunkte wie der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die bislang von der Eucharistie ausgeschlossen sind, gehören dazu.

"Die Zeiten, in denen die Kirche sagen konnte 'wir haben die Wahrheit' sind vorbei", sagte der Bad Neuenahrer Pfarrer Peter Dörrenbächer. Für Geschiedene forderte er die von Papst Franziskus propagierte Barmherzigkeit ein und verwies auf das Erfolgsrezept der Urkirche: "Damals haben Menschen im Christentum Freiheit gefunden."

Individualisierung, eines der großen Themen der Synode, bedeute, aus dem Glauben Freiheit zu gewinnen, deshalb sei sie eine große Chance. Individualisierung, so Dechant Jörg Meyrer aus Ahrweiler, sei keine neue Erscheinung, sondern wurzele in jüdisch-christlicher Tradition: "Gott meint jeden Einzelnen." Die Herausforderung bleibe die Frage: "Warum hat die Kirche das Nachsehen?" Darüber wird ab heute in Trier wieder zu diskutieren sein, engagiert und "auf Teufel komm raus".

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