Banken-Fusion in der Region Raiffeisenbanken Rheinbach und Grafschaft streben Zusammenschluss an

GRAFSCHAFT/RHEINBACH · Es soll eine Kombination von Liebesheirat und Zweckehe werden. Die Raiffeisenbanken Rheinbach-Voreifel und Grafschaft-Wachtberg wollen im kommenden Jahr ihre Kräfte bündeln und sich zusammenschließen.

 Zwei Banken, ein Gedanke (von links): Mathias Lutz (Rheinbach), Burkhard Kraus (Rheinbach), Ernst Bugl (Grafschaft), Ferdinand Schmitz (Rheinbach) sowie die Grafschafter Heiko Ulrich und Erich Althammer streben die Fusion der Raiffeisenbanken an.

Zwei Banken, ein Gedanke (von links): Mathias Lutz (Rheinbach), Burkhard Kraus (Rheinbach), Ernst Bugl (Grafschaft), Ferdinand Schmitz (Rheinbach) sowie die Grafschafter Heiko Ulrich und Erich Althammer streben die Fusion der Raiffeisenbanken an.

Foto: Martin Gausmann

Das haben die Vorstände und Aufsichtsratsvorsitzenden beider Banken am Dienstag im Raiffeisenzentrum Gelsdorf bekanntgegeben. Wobei die Rheinbacher als größere Bank die übernehmende Genossenschaft sind.

Liebesheirat deshalb, weil beide bereits seit Jahren in der Raiffeisen Rhein-Ahr-Eifel Handelsgesellschaft eng zusammenarbeiten und, wie der Rheinbacher Aufsichtsratschef Ferdinand Schmitz betonte, "die Chemie stimmt". Zweckehe, weil Herausforderungen wie Niedrigzins und immer größere regulatorische Ansprüche und die damit verbundenen Kosten gemeinsam besser zu stemmen sind.

Und obwohl die Rheinbacher die Größeren sind, wurde bei allen Verhandlungen "Wert auf Augenhöhe gelegt", wie der Grafschafter Aufsichtsratsvorsitzende Erich Althammer klar machte. So erklärten denn die Vorstandschefs Ernst Bugl (Grafschaft) und Burkhard Kraus auch unisono das Ziel der "neuen" Raiffeisenbank in der Voreifel, deren künftiger Name noch nicht feststeht: "Mit einer Bilanzsumme von rund einer Milliarde Euro, rund 60 000 Kunden, 31 000 Mitgliedern und 251 Mitarbeitern soll damit an allen Standorten die Leistungsfähigkeit und Existenz nicht nur langfristig gesichert, sondern die Beratungsqualität noch ausgebaut werden."

Vertreterversammlungen haben das letzte Wort

Das letzte Wort in Sachen Fusion haben jedoch die Vertreterversammlungen in Rheinbach und auf der Grafschaft, denn sie sind der Souverän der Genossenschaftsbanken. So werden im nächsten Juni 225 Delegierte in Rheinbach und 145 Vertreter auf der Grafschaft ihr Votum abzugeben haben.

In entsprechenden Briefen wurden die Mitglieder der Vertreterversammlungen zum Wochenbeginn über die gemeinsamen Pläne von Vorständen und Aufsichtsräten informiert. Erste Resonanzen waren laut Bugl und Kraus positiv.

Anders als bei der 2014 geplanten Fusion der Grafschafter mit der Volksbank Wachtberg. Diese war trotz Einmütigkeit der Verantwortlichen am Votum der Wachtberger Mitgliederversammlung gescheitert. Denn die Wachtberger wollten "nicht geschluckt werden".

Fusion könnte im Herbst 2016 vollzogen werden

Bei der jetzigen "Verlobung" sehen beide Chefetagen diese Probleme nicht. "Wir passen sehr gut zusammen, verfügen über ähnliche Strukturen und gleichartige Mentalitäten", sagte das Rheinbacher Vorstandsmitglied Mathias Lutz. Das fand auch sein Grafschafter Kollege Heiko Ulrich, der die Chancen in einer "starken Raiffeisenbank" sieht. Auch mit Blick auf ein dann bestehendes gemeinsames Eigenkapital von rund 84,3 Millionen Euro.

Wobei die Rheinbacher bei der gebietsmäßig über die Ländergrenze hinweg erfolgenden Fusion dann auch "Herr" über eine kleine Exklave im Westen des Kreises Ahrweiler werden. Denn die frühere Raiffeisenbank Wershofen mit einem Einzugsbereich von elf Dörfern hatte es 2003 vorgezogen, mit den Grafschaftern zusammenzugehen, als in einer ganz großen Genossenschaft aufzugehen.

Sollten die Vertreterversammlungen zustimmen, könnte die Fusion juristisch im Herbst 2016 vollzogen sein. Dann gäbe es ein Vorstandstrio mit Burkhard Kraus, Mathias Lutz und Heiko Ulrich. Ernst Bugl will dann in die Altersteilzeit eintreten.

Zahlenwerk der Raiffeisenbanken

Grafschaft-Wachtberg

  • Bilanzsumme: 213 Millionen
  • Einlagen: 173 Millionen
  • Kredite: 144 Millionen
  • Eigenkapital: 16,7 Millionen
  • Betriebsergebnis: 1,8 Millionen
  • Dividende: 5 Prozent
  • Mitglieder: 7412
  • Kunden: 14 755
  • Mitarbeiter: 61
  • Auszubildende: 3
  • Geschäftsstellen: 8
  • Geldautomaten: 10

Rheinbach-Voreifel

  • Bilanzsumme: 783 Millionen
  • Einlagen: 764 Millionen
  • Kredite: 628 Millionen
  • Eigenkapital: 67,6 Millionen
  • Betriebsergebnis: 9,2 Millionen
  • Dividende: 6 Prozent
  • Mitglieder: 23 292
  • Kunden: 46 915
  • Mitarbeiter: 190
  • Auszubildende: 20
  • Geschäftsstellen: 12
  • Geldautomaten: 17
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