"Thekentratsch" in Lantershofen Omas im Supermarkt als Bremspoller

LANTERSHOFEN · Da waren sie wieder: Heike Becker und Kerstin Saddeler-Sierp vom Comedy-Duo "Thekentratsch". Zum zweiten Mal hatte der Grafschafter Verein Kulturlant das preisgekrönte Niederrhein-Duo in die Grafschaft gelockt, dieses Mal mit seinem neuen Programm "Immer auf den letzten Drücker."

 "Thekentratsch" sorgte auch dafür, dass Männer ihr Fett abbekommen.

"Thekentratsch" sorgte auch dafür, dass Männer ihr Fett abbekommen.

Foto: Martin Gausmann

Dabei blieben die beiden ihrer Linie treu und präsentierten eine tolle Sketchparade. Die Männer im seit Wochen ausverkauften Lantershofener Winzersaal bekamen während des zweistündigen Programms in schöner Regelmäßigkeit ihr Fett weg, aber auch mit Selbstironie sparte "Thekentratsch" nicht.

Wenn also zur besten Schlafenszeit am frühen Samstagmorgen die Mama anruft, und das in schöner Regelmäßigkeit, nervt das schon. Setzt sie sich dann samt ihres Freundes- und Verwandtenkreises noch dafür ein, die schwer an den Mann zu bringende, "mit-48-immer-noch-Single-Tochter" per Internet-Partnervermittlung, zu verkuppeln, was im Gespräch aber nur scheibchenweise rüberkommt, ist das ein Sketch mit Lachgarantie. Und so grölten auch in Lantershofen die Leute. Erst recht, als sich "die Becker und Frau Sierp" mit ihren Rollatoren über die Bühne scheuchten, um auf den alltäglichen Wahnsinn im Supermarkt aufmerksam zu machen.

"Dat ist der Vorläufer vom Flashmob, da fahren immer 60 bis 70 'Ommas' umher und gucken dir in den Einkaufswagen. Ich glaub, die Geschäftsleitung setzt die als getarnte Bremspoller ein, damit du mehr kaufst", so die Analyse, vorgetragen im besten Niederrhein-Zungenschlag. So freuten sich die Protagonistinnen des Abends auch über ihr Wellness-Wochenende in Oer-Erkenschwick. Natürlich vom eigenen Mann gebucht. Weil in Herne nichts mehr frei war.

Mit herzerfrischenden Dialogen und unterwarteten Pointen sorgte "Thekentratsch" so für einen Lacher nach dem anderen. Der Name des Duos ist Programm, sind deren Sketche doch teilweise in der Kneipe von Kerstin Saddeler-Sierp in Dinslaken entstanden. Stellte Saddeler-Sierp den eher ruhigen Part dar, war ihre kongeniale Partnerin Heike Becker ein steter Wirbelwind, der mächtig auszuteilen, aber ebenso wenig einzustecken wusste. Sie ist ein wahres schauspielerisches Naturtalent, die wie keine andere durch ihre einzigartige Mimik das Publikum in den Bann zieht.

Beim "Liebeslieb für Kalles Laster" oder dem Song "Bombe" wurde das besonders deutlich. Mit letzterem war sie eigentlich genötigt worden, ihre Aggressionen im Straßenverkehr abzubauen. Denkste. Der Refrain "Ich wär so gern gewaltfrei" wurde immer wieder vom Inhalt der Strophen überdeckt: "Ich möchte ihm auf die Omme hauen".

Dabei wies Heike Becker durchgängig auf so manch männliches Emotions-Navigationsproblem hin, suchte sich aber dennoch ihren "Heinz" im Lantershofener Publikum aus, obwohl doch zu Hause der "Feierabend-Autist" auf der Couch liegt. "Der ist ein ruhiger und leicht in der Pflege", so die Erkenntnis.

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