Schneller als der Papst Lantershofener Priesterseminar will Flüchtlinge aufnehmen

LANTERSHOFEN · Es war eine Art vorauseilender Gehorsam, der sich in Lantershofen zum Thema Flüchtlinge abgespielt hat. Denn kaum hatte Monsignore Michael Bollig als Regens von Sankt Lambert im Sonntagshochamt vor einer Woche verkündet, das Studienhaus stelle Räume für Flüchtlinge zur Verfügung, gab es in Rom beim Angelusgebet den Appell von Papst Franziskus, dass Bistümer, Dekanate und Pfarreien nach Kapazitäten suchen sollen.

 Regens Monsignore Michael Bollig (rechts) und Bürgermeister Achim Juchem vor den Appartementhäusern des Priesterseminars.

Regens Monsignore Michael Bollig (rechts) und Bürgermeister Achim Juchem vor den Appartementhäusern des Priesterseminars.

Foto: Günther Schmitt

Seitdem ist etwas mehr als eine Woche vergangen und das Lantershofener Priesterseminar steht "Zimmer bei Fuß". Davon überzeugte sich gestern Mittag auch Bürgermeister Achim Juchem, den Michael Bollig durch die vorgesehenen Räume führte. Komplett bezugsfertig ist ein ganzer Flügel der Burg Lantershofen, samt Küche, sechs Zimmern und drei WC-Dusche-Kombinationen. "Hier können eine große oder zwei kleine Familien direkt untergebracht werden", sagte Bollig, während Mitarbeiterinnen des Hauses ihre von zu Hause mitgebrachte Bettwäsche aufzogen.

Juchem rechnet auch damit, dass dieses noch in dieser Woche geschehen wird. Denn die Grafschaft erwarte in den nächsten Tagen die Zuweisung von 20 Flüchtlingen, so viele, wie sonst in einem Jahr in die Gemeinde kommen.

"Nach Verteilungsschlüssel und den derzeitigen Zahlen müssten wir auf 105 kommen", sagte Juchem. Er freute sich über die schnelle Reaktion von Michael Bollig, der gestern Abend bei seiner Studentenversammlung die angehenden Priester mit ins Boot nahm: als Fahrer eines von der Gemeinde gestellten Kleinbusses für Einkäufe, Betreuer oder Deutschlehrer. Zwei bis drei Wochen Vorlauf braucht das Studienhaus für eine weitere Unterkunft. Denn ein komplettes Appartementhaus des Seminars soll geräumt und dann mit acht Zimmern, Küche und großem Aufenthaltsraum Flüchtlingen zur Verfügung stehen.

"Maximal können wir dann 20 Menschen aufnehmen", sagte Bollig, dessen aktuell 38 Studenten "gerne zusammenrücken". Der Studienbetrieb laufe normal weiter. Die Flüchtlinge hätten die Wahl, an der gemeinsamen Verpflegung teilzunehmen oder in ihren Küchen für sich selbst zu sorgen. "Die Religionszugehörigkeit spielt für uns bei der Aufnahme keine Rolle", machte der Chef des Priesterseminars klar, dass sein Haus damit Neuland betrete. "Hier geht es darum, Menschen, die in Not sind, bestmöglichst zu helfen." Das habe auch Papst Franziskus so gefordert.

Die Gemeinde Grafschaft ist derweil auf der Suche nach weiterem Wohnraum. "Eine Lantershofener Familie hat ein ganzes Haus zur Verfügung gestellt", lobte Juchem, der in Bengen und Gelsdorf Sprachkurse für die Flüchtlinge organisieren will. Und Regens Bollig lässt dafür extra einen ganzen Hörsaal von Sankt Lambert herrichten.

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