Familienkonzert im Ringener Rathaus Babys, Brahms und fehlende Bässe

GRAFSCHAFT · Premiere im Sitzungssaal des Ringener Rathauses. Wo sonst Politiker bei Gummibärchen Pro und Kontra von Entscheidungen abwägen, hatten gut zwei Dutzend der kleinsten Grafschafter jetzt bei Keksen und Saft jede Menge Spaß mit "Hänsel und Gretel".

 Große Augen: Klassische Musik kommt bei den Kleinsten scheinbar gut an.

Große Augen: Klassische Musik kommt bei den Kleinsten scheinbar gut an.

Foto: Martin Gausmann

Wobei Hänsel eigentlich Astrid Pitzner heißt und aus Burgbrohl kommt, Gretel (Nina Simone Unden) ist Sopranistin, stammt aus Schwaben und lebt in Brühl. Beide gehören zum Chor der Bonner Oper und wollten mit Pianistin Ilse Kösling im Ringener Rathaus nur eines: Kindern den Spaß an klassischer Musik nahebringen.

"Kinder sind da sehr unvoreingenommen. Die machen richtig mit", sagte Pitzner vor der Aufführung und sollte recht behalten. Die Kleinen, der Jüngste gerade einmal ein paar Wochen alt und die Älteste geht auch noch nicht zur Schule, zeigten sich als Vorzeigekinder - mucksmäuschenstill. Und keines fragte im mit bequemen Gymnastikmatten ausgelegten Ratsaal, "warum denn die Tante da vorne so schreit".

Einfühlsam sangen Pitzner und Unden Passagen aus Engelbert Humperdincks Märchenoper, tanzten im Kreis und erreichten so das, was sie eigentlich vorhatten. Denn klassische Konzerte sind für Eltern mit Kleinkindern eigentlich tabu. Weil: Krabbeln, Laufen oder Quietschen könnte ja stören. Tut's aber nicht. Erstens: Weil's viel zu spannend war, Musik mal nicht aus dem Radio zu hören. Und zweitens: Weil's live und in Farbe war. Da gab's schon große Augen bei den Kleinen. Wenn auch der eine oder andere Säugling mal eben einnickte.

Das Trio hat Erfahrung mit Baby- und Familienkonzerten, obwohl sie in dieser Besetzung erst seit dem Herbst agieren. Die ersten Konzerte dieser Art in Brühl waren ein Erfolg, und was lag für die Birresdorferin Ilse Kösling näher, als auch in ihrer Heimatgemeinde einen Versuchsballon zu starten.

Der ist ganz anständig geflogen, denn in Vertretung des Hausherrn, Achim Juchem, sprach sich Beigeordneter Michael Schneider unisono mit seiner Kollegin Helga Dohmganz für eine Wiederholung aus. Und noch eine Premiere gab es im Rathaus. Direkt neben der Tür zum großen Sitzungssaal prangte ein der Veranstaltung geschuldetes Hinweisschild: "Wickelraum".

Wer übrigens meinte, das Konzert sei reine Sache von Mutter und Kind, täuschte sich. Zumindest zwei Väter wurden im Saal gesichtet. Beim nächsten Mal dürfen es gerne mehr sein, denn irgendwie fehlten beim gemeinsamen Schlusslied vom Männlein, dass im Walde steht, die Bässe. Daran änderte auch die Zugabe "Die Schwestern" von Johannes Brahms nichts.

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