Mundartabend in Königsfeld "Wat Flutschiges für die Grumpere"

KÖNIGSFELD · "Die Vorträäsch dohme Schlag of Schlag, denn me hän stramm Programm", gab Brohltal-Bürgermeister Johannes Bell beim 17. Königsfelder Mundartabend die Gangart vor. Der Chef der Verbandsgemeinde und Ortsbürgermeister Hans-Josef Zipp begrüßten kurz und knackig, um das beliebte, aber zeitlich oft ausufernde Dialekt-Spektakel zu beschleunigen.

 Volles haus beim Mundartabend im Königsfelder Bürgerhaus.

Volles haus beim Mundartabend im Königsfelder Bürgerhaus.

Foto: Martin Gausmann

Moderator Karl-Heinz Kurth, der es mit Kerstin Zipp 15 Mal organisierte, bevor die Verbandsgemeinde 2014 übernahm, startete im vollen Bürgerhaus mit Necknamen, allen voran "De Dreiviedelshär". So nannte man die Bewohner Königsfelds, das einmal Stadtrechte besaß, jedoch stets dörflich blieb.

Die Humorsparte bediente Helmut Schuld aus Gimmigen mit balgenden Söhnen, die ihrem Vater den Schlaf raubten, wobei nur einer Schläge kassierte. Stimmung und Mundart wechselten, als Marianne Breuer sinnierte, was "En Stöölpersten am Berscher Büschelche eropp" alles erlebt haben mochte: Krieg und Frieden, vielleicht Wölfe, arme Familien, die auswandern mussten, Liebesgeflüster, Kinderlachen, Dorftratsch.

Falls jemand ihr Zwiegespräch mit dem Stein belauscht hatte, zweifelte er vermutlich, "hätt die se noch all op de Pöhl?" (Ist die noch gescheit?). Nach ihr war Dedenbach vertreten durch Rita Kreyer, ursprünglich aus "Hoan" (Hain), die gerade im Gespräch mit Älteren und Dementen immer wieder feststellt, "jut dat ich platt schwätzn", weil diese Tonlage die Menschen erreicht.

Lothar Janotte, Dedenbacher und gebürtiger Berliner, erzählte, wie er als Stuckateurlehrling mit Kollegen an Heiligabend bei der Arbeit im U-Bahnhof Schnaps getrunken, aber danach noch harmonisch mit der Familie gefeiert hatte. Schließlich zitierte Irmgard Harst, "ein original Dedemicher Tubacksack", so Kurth, Omas unzählige Sprüche für alle Lebenslagen.

Wie die sefrüher erlebt wurden, beleuchtete Richard Genn (Wehr). In "Krompere un Krompereferie" schaute er auf die begehrten Kartoffeln nach der Währungsreform, wohingegen heute "in der ganzen Wehrer Flur kein Kromperefeld mehr zu sehen ist".

Trocken-kerniger Zungenschlag

Um "wat Flutschiges für die Grumpere" zu haben, baute man im Garten Gemüse an, was Anneliese Michels (Oberbaar) trefflich beschrieb, während Margret Nischalke (Ahrweiler) "Ohs Kinderparadies" auf der Straße mit all seinen Spielen, Reifenschlagen, "Dilledopp, Hüppehäusje oder Mühküelche" (Klickergrube) so farbig ausmalte, dass Nachgeborene neidisch werden konnten.

Zum erfolgreichen Vortragsmix gehört neben Lokalkolorit und Vergangenem auch Heiteres. Thea Gödderz (Schalkenbach) klagte augenzwinkernd über "en Schrank voll Jelümps un nix anzudon", der sie gemäß des Spruchs "Hoffard leid Pein" in zwickende Kleidung zwang.

Mit trocken-kernigem Zungenschlag erinnerte der Burgbrohler Hermann Wilhelmi an "Chrestdach für zwedausend Joehr". Damals setzten "beim Mariechen, der arm Tösch", die Wehen ein. Als das Kind geboren war, "nannten sie den Krakisch Jesus". Pointiert und amüsant wusste auch Manfred Linden aus Heimersheim zu unterhalten. Neugierig lauschte man den munteren Geschichten rund um seine Bewerbung als Küster, trotz des Fazits "alles jelore". Ein in Königsfeld lebendes Nordlicht, die seit Jahren beteiligte Brigitte Frahn, hatte abermals eine lustige Geschichte parat.

Niemand aber begeisterte den Saal wie Jutta Bell (Kempenich), die das Publikum teilhaben ließ an ihrer Kur in "Niedersachsen-Wuzzeland", wo sie manches erlitt von "Fleesch, fräd, knuppisch un rüh" bis zu viel Grünzeug: "Ich hatte ne Hang zum fluffigen Abgang." Sie ging auch auf Meditationsreisen "von Ferne schröteln Horlejäns" und verknotete brav die Beine beim Yoga. Doch wiederholen will sie es keinesfalls das Erlebnis "400 Kilometer fott von meinem Köste-Peter", was ihr Mann ist, der sich als Küster rührend um die Kempenicher Kirche kümmert und sich auch schon mal mit dam Pastor anlegt.

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