Einladung des Kultur- und Heimatvereins Sinziger Denkmalverein zu Gast in Niederzissen

NIEDERZISSEN · Begegnung schafft Bindung und fruchtbaren Austausch, das konnten zwei an Kultur und Geschichte interessierte Zusammenschlüsse aufs Neue feststellen.

 Auf dem Friedhof im Wald wurden nicht nur Juden aus Niederzissen, sondern auch aus der Umgebung beerdigt.

Auf dem Friedhof im Wald wurden nicht nur Juden aus Niederzissen, sondern auch aus der Umgebung beerdigt.

Foto: Hildegard Ginzler

2012 hatte Museumsleiterin Agnes Menacher den Kultur- und Heimatverein Niederzissen ins Sinziger Schloss eingeladen und unterstützt vom Verein zur Förderung der Denkmalspflege und des Heimatmuseums in Sinzig durch das neugotische Kleinod und die Museumssammlungen geführt. Nun empfing der Niederzissener Verein als bestens vorbereiteter Gastgeber die Sinziger Besucher.

Mit Start bei der alten Schule am Marktplatz, die dank Dorferneuerungsmittel geschaffen wurde, erläuterte der Vorsitzende Richard Keuler, wie dieser künftig durch Grünflächen, Bänke, Bühne und Abenteuerspielplatz lebendig gehalten werden soll. Dann galt das Augenmerk "drei Objekten, die der Heimatverein betreut".

Auf dem jüdischen Friedhof wurden einst nicht nur Juden aus Niederzissen, sondern aus der ganzen Umgebung beerdigt. Keuler und Vereinsmitglied Brunhilde Stürmer blickten auf die Entwicklung der zunächst im Wald nur geduldeten, aber 1820 durch eine Heckenumgrenzung offiziell gemachten Begräbnisstätte.

Sie reichte ursprünglich bis zur Straße. Nach Besitzerwechseln und Flurbereinigung stehen auf halbierter Fläche 92 Grabsteine und zwei Gedenksteine. Sie sind Thema einer Publikation von Gerd Friedt und Stürmer. "Immer wieder kommen Nachfahren der Begrabenen zu Besuch", betonte sie die Bedeutung von Dokumentation und Erhalt des Friedhofs.

Vollends ins Staunen über das Engagement des Vereins kamen die Sinziger angesichts der renovierten, seit 2009 in Gemeindebesitz befindlichen ehemaligen Synagoge. Sie sahen Fotos der nach der Schändung durch die Nazis als Schmiede genutzten völlig verrußten Räume.

Auf Vereinsinitiative, mit enormer Eigenleistung und finanzieller Förderung seitens des Landes und der Denkmalpflege wurden nachträgliche Anbauten beseitigt und die Synagoge vollständig saniert.

Sie präsentiert seit der Eröffnung als Erinnerungs- und Begegnungsstätte im März 2012 das wiederentdeckte rituelle Bad, dazu liturgische und andere kulturhistorisch wertvolle Speicherfunde. Der Verein übernimmt Führungen und lädt regelmäßig zu Kulturveranstaltungen ein.

Auch Henks Mühle, einzig noch erhaltene von vier Mühlen im Ort, stand den Gästen offen. Gerwig Käse, der seit 2007 mit Dieter Lukas, Beppo Fiorelli, Manfred Bell, Heinz Schröder und Albert Schäfer die mittels Wasserkraft angetriebene Getreidemühle restauriert, leitete kenntnisreich über alle Ebenen. Ebendies entspricht der Vereinbarung mit Eigentümerin Anneliese Schiele, dass der Kultur- und Heimatverein den Betrieb öffentlich vorführen darf.

Die spannenden Geschichtsstunden endeten wie in Sinzig bei Kaffee, Kuchen und Gespräch. Karl-Friedrich Amendt übergab als Dank Wein und einem Hut voll Spenden für die Vorhaben des Niederzissener Vereins.

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