Festwoche in Laach "Schöpfung" von Joseph Haydn: Kultureller Höhepunkt

MARIA LAACH · Bei bestem Wetter und restlos ausverkauftem Kartenkontingent hat die Laacher Festwoche des Benediktinerklosters Maria Laach ihren kulturellen Höhepunkt erlebt.

 Die Laacher Festwoche hat mit ihrem ausverkauften Open- Air-Konzert ihren Höhepunkt erreicht.

Die Laacher Festwoche hat mit ihrem ausverkauften Open- Air-Konzert ihren Höhepunkt erreicht.

Foto: Martin Gausmann

Das Neue Rheinische Kammerorchester Köln unter der Leitung des Benediktinerpaters Philipp Meyer und die ortsansässige Capella Lacensis boten eine Interpretation mit dem richtigen Auge für die Details, die beim Publikum sehr gut ankam.

"So viele Besucher haben wir sonst nicht", freute sich Albert Sieger, momentan Oberer des Klosters. Bis hinauf an die Begrenzungsmauer mussten immer weiter Stühle gestellt werden, um dem Besucherstrom Herr zu werden. Entgegen einer Interpretation des 1798 uraufgeführten Stückes von Joseph Haydn rein in Konzerthallen, entfaltete "Die Schöpfung" unter freiem Himmel ganz neue Klang- und Erlebniswelten.

Da zirpten die Grillen im Hintergrund, Vögel schrien von oben zur Musik und der zunächst milde, später recht kühle Abendwind brachte die Noten des Dirigenten tourmäßig in Unordnung. Auch musikalisch stand am Anfang die Unordnung, ein Brei aus Musik, den Haydn mit voller Absicht komponiert hat, um das Urchaos vor der Schöpfung darzustellen.

Heutigen Ohren ist dieser kompositorische Kniff vielleicht nicht so offensichtlich wie Haydns Zeitgenossen, aber dennoch spürte man Erleichterung, als nach der Erschaffung des Lichtes auch die musikalische Ordnung wieder hergestellt ist.

Das Stück geht in drei Teilen dem Schöpfungswerk nach. Die Erschaffung der unbelebten Natur bot Raum für zahlreiche Miniaturstücke, die einzelne Aspekte vom grollenden Donner - das rollende "R" war eine Spezialität von Bassist Thomas Schütz - bis hin zum frischen Grün beschreiben kann.

Der zweite Teil besang die belebte Natur mit trottenden Pferden, majestätischen Löwen und dem mächtigen Walfisch, der durch einen rasselnden Einsatz des Kontrafagotts musikalisch vorgestellt wurde. Das Libretto aus der Feder von Gottfried van Swieten bietet in Rezitativen das erste Kapitel der Bibel und umschreibt diesen dann mit deutschen Übersetzungen von Texten John Miltons und James Thomsons.

Nachdem der Mensch erschaffen ist, macht sich die Komposition frei vom biblischen Urwort und bietet in den Chorpartien die sich im Lob überschlagenden Engelsscharen und ein ausgedehntes Duett, in dem Sopranistin Danuta Dulska und Bassist Schütz Adam und Eva in trauter Zweisamkeit mimten. Ungestört von jedem Sündenfall schloss das Stück in harmonischem Preis des Schöpfers.

Mit dem Schluss-Amen riss es die Zuschauer anschließend von ihren Plätzen - und sie spendeten verdienten, lang anhaltenden Applaus. Einigen war es aber inzwischen merklich zu kühl geworden. Sie traten schleunigst den Abgang an und wurden förmlich von der Zugabe überrumpelt. So hörten einige aus dem Publikum den Schlusschor ein zweites Mal im Stehen, nicht aber ohne Begeisterung.

Das Oratorium

Das Oratorium hat eine große klassische Orchesterbesetzung, das vom Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln übernommen wird

Die Sopranistin Danuta Dulska aus Braunschweig, der Tenor Michael Mogl aus Zürich und der Bass Thomas Schütz aus Genf bereichern das Ensemble.

Die Gesamtleitung liegt beim Chordirektor der Cappella Lacensis, dem Laacher Benediktiner Philipp Meyer OSB. Insgesamt sind rund 80 Musiker auf der Bühne zu sehen.

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