Letzte Vollerwerbsmühle Der Wassermühle droht das Aus

BROHLTAL · Im wahrsten Sinne des Wortes soll im Brohltal einer Wassermühle das Wasser abgegraben werden, die Existenzgrundlage für die letzte Vollerwerbsmühle im Kreis Ahrweiler.

Müllermeister Rainer Mosen ist seither von Existenzangst geplagt. Nach vielen Jahrhunderten droht der Mühle, die Bäckereien in der gesamten Region bis hin nach Bonn mit Roggen, Dinkel und Weizen versorgt, das Aus. Der Grund: Im die Mühle speisenden Brohlbach sollen Fische angesiegelt werden. Der Mühlenbetrieb stört die Behörden dabei.

Die direkt neben der Schweppenburg angesiedelte Mosenmühle wird durch ein Mühlrad angetrieben, das aus dem Brohltalbach abgeleitet wird. Auf der Grundlage von alten Wasserrechten darf der Müllermeister das Wasser auf einer Länge von 300 Metern Wasser abzweigen. Die abgeleiteten Wassermengen treiben das Mühlrad an, und werden anschließend wieder in den Brohltalbach zurückgeleitet.

"Im Rahmen der Renaturierung des Brohlbaches soll nun die Wasserzufuhr für die Mühle so stark begrenzt werden, dass ein Betrieb der Mühle praktisch nicht mehr möglich ist", erläutert der Freiherr von Geyr, auf dessen Grundstück sich die uralte Mühle befindet, die seit mehr als einhundert Jahren von der Müllerfamilie Mosen betrieben wird.

Von der für den Mühlenbetrieb erforderlichen Wassermenge, nämlich 200 Sekundenliter, soll es künftig nur erlaubte 50 Sekundenliter geben, die vom Brohlbach abgezweigt werden dürfen. "Dann dreht sich hier nichts mehr", fürchtet der Müllermeister. Nach Jahrhunderten, in denen der Brohlbach als Energiequelle für die Wassermühle dient, sollen plötzlich Fische angesiedelt werden, die dort - so Mosen "in den letzten 300 Jahren nicht waren und nicht sein konnten".

Sein Fazit: "Wenn das Wasser nicht mehr fließt, kann ich die Mühle nur mit mit elektrischem Strom betreiben, der mit der Energiewende immer teurer wird." Da der Müller jedoch knapp kalkulieren muss, sieht er das Ende seines Betriebes auf sich zukommen.

Die Mosenmühle, auch Schweppenburger Mühle genannt, hat eine lange Tradition. Sie wird schon im 14. Jahrhundert erwähnt. Seit 1913 wird die Mühle von der Familie Mosen betrieben. Die Handwerkerfamilie führt Schulklassen und Gruppen durch die Mühle, verkauft die eigenen und verarbeiteten Artikel wie Mehle, Pasta und Süßgebäck in einem kleinen Lädchen und beliefert ausgesuchte Bäckereien der Region. Nächstes Jahr wollte Müllerfamilie Mosen eigentlich den 100. Geburtstag ihres Familienbetriebes feiern. Kann sein, dass daraus nichts wird.

Die FDP im Kreis Ahrweiler hat den Müllermeister kürzlich besucht und will sich nun für den Erhalt der Mühle einsetzen. Kreisvorsitzender Ulrich van Bebber: "Wir würden es bedauern, wenn die letzte noch erhaltene Vollerwerbswassermühle im Kreis Ahrweiler einer Fischtreppe zum Opfer fällt. Es geht nicht nur um die Existenz einer Familie, die hier seit mehreren Generationen hart arbeitet, noch heute an sechs Tagen in der Woche von 8 bis 23 Uhr, es geht auch um den Erhalt eines Kulturdenkmals." Ökologie sei zwar wichtig, die Menschen und ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage jedoch auch.

Eine schriftliche Anfrage des General-Anzeigers und Bitte um Stellungnahme bei der Struktur- und Genehmigungsbehörde in Koblenz als Obere Wasserbehörde blieb am Montag unbeantwortet.

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