Michaela Schellenbach aus Bad Breisig Immer noch keine Spur vom Mörder

BAD BREISIG · Vor 15 Jahren wurde die Taxifahrerin Michaela Schellenbach in Bad Breisig tot aufgefunden. Bislang fehlt jedoch weiterhin jede Spur vom Mörder.

Nur wenige Qua-dratzentimeter ist das schmucklose Messingschildchen groß. Es ist an ein rohes Eisenkreuz geschraubt, das an ein furchtbares - bis heute unaufgeklärtes - Verbrechen erinnert: "Ela, Treff: Wolke 7, 20.5.2000" ist in schwarzen kursiven Ziffern und Buchstaben eingraviert. Dahinter verbirgt sich ein schreckliches Schicksal: Vor 15 Jahren wurde am Bad Breisiger Rheinufer die damals 35-jährige Taxifahrerin Michaela Schellenbach brutal ermordet. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt, der Mörder nie gefasst. Es scheint, als bliebe der Mord an der vierfachen Mutter ungesühnt.

Mit ihrem Opel Omega war die Andernacher Aushilfs-Taxifahrerin Manuela Schellenbach in jener Mainacht von Freitag auf Samstag unterwegs. Noch eine Tour, dann sollte wohlverdienter Feierabend sein. Die Schicht, für die sie eigentlich gar nicht eingeplant war - sie sprang kurzfristig für eine Kollegin ein -, neigte sich dem Ende entgegen, 19 Fahrten hatte sie in der Nacht bereits gemacht.

Die junge Frau wollte noch kurz die Gaststätte "Bäckerjungenstube" in der Andernacher Innenstadt besuchen, bevor sie das Wochenende mit den Kindern (damals 14, elf, vier und drei Jahre) verbringen wollte. Dann meldet sich über Funk die Taxizentrale und kündigte eine Fahrt in den Stadtteil Namedy an. Es ist 3.20 Uhr. Keiner weiß, wer der Fahrgast war. Es wird der letzte im Leben von "Ela" Schellenbach sein.

Als sie sich nicht wieder zurückmeldete, nicht auf Funksprüche und Handyanrufe reagiert, obwohl jeder Taxifahrer eine Rückmeldung gibt, wenn sein Wagen wieder frei ist, schlug die Telefonistin in der Taxizentrale Alarm. Kollegen starteten eine Suchaktion nach dem beigefarbenen Taxi. Die Polizei wurde eingeschaltet, ein Hubschrauber kreiste im Morgengrauen über dem Andernacher Stadtteil Namedy, auch der Ehemann der Vermissten, beim selben Taxiunternehmen als Fahrer beschäftigt, beteiligte sich an der Suche.

Drei Stunden, nachdem Michaela Schellenbach von der Zentrale für die Fahrt nach Namedy geordert wurde, der grausige Fund: Eine Streife findet ihre Leiche um 6.20 Uhr entstellt und blutüberströmt am Rheinufer zwischen Bad Breisig und Brohl-Lützing.

Nach den Ermittlungen der Kripo fesselte der Mörder Michaela Schellenbach an Händen und Füßen mit Klebeband. Dann schlug er ihr mehrfach auf den Kopf. Vermutlich mit einem Stein. Ein Springmesser blieb am Tatort zurück. Nach der Tat zog der Täter die Leiche ans Wasser, vermutlich um sie zu versenken, was jedoch misslang. Mit dem Taxi der jungen Frau flüchtete der Unbekannte schließlich - das Portemonnaie der Getöteten nahm er mit. Das Auto wurde später in Sinzig auf dem Parkplatz am "Freiweg-Heim" gefunden.

Die Polizei ermittelte fieberhaft "in alle Richtungen": 50 Aktenordner belegen ihre Arbeit, die bis heute allerdings erfolglos blieb. Neun Jahre nach dem brutalen Mord wurde der Fall in der Fernsehsendung "XY ungelöst" in allen Facetten aufgerollt: wieder erfolglos. Zwar gingen 30 Hinweise bei der Polizei ein, verwertbare Spuren, die zum Mörder und seinem Motiv führten, gab es jedoch nicht.

"Die in den vergangenen Jahren durchgeführten umfangreichen Ermittlungen haben leider bis heute noch nicht zur Ermittlung eines dringend tatverdächtigen Beschuldigten geführt", bedauert Oberstaatsanwalt Rolf Wissen von der Staatsanwaltschaft Koblenz. Sowohl bei der Polizei als auch bei der Staatsanwaltschaft sei der Fall jedoch nicht endgültig "ad acta" gelegt. Wissen: "Bei entsprechenden neuen Anhaltspunkten wird selbstverständlich intensiv geprüft, ob sie zur Aufklärung der Tat beitragen können."

Ob es jemals dazu kommt? Mord verjährt bekanntlich nicht. Nicht nur, dass der Täter einer gerechten Strafe überführt werden muss. Auch den Angehörigen wäre es zu wünschen. Die Kinder der Getöteten mussten ohne ihre Mutter erwachsen werden und sich auf ihr Leben vorbereiten. Der Mörder von Michaela Schellenbach läuft nach wie vor frei herum. Das bedrückt nicht nur die Familie - auch fünfzehn Jahre nach der schrecklichen Tat.

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