Klosterforum Maria Laach Zuerst gab es Vorbehalte gegen die Postkarte

MARIA LAACH · Erst gab es Vorbehalte gegen solche "offenen Postsendungen", wie sie jetzt in einer Ausstellung im Klosterforum Maria Laach zu sehen sind. "Ansichtskarten" nennt der moderne Mensch die Exponate, die Dieter Kaspari in 40 Jahren gesammelt hat und die noch bis Sonntag, 17. August, ausgestellt sind.

 Pater Johannes von Maria Laach (von links), Dieter Kaspari und Verbandsbürgermeister Johannes Bell kamen bei der Ausstellungseröffnung miteinander ins Gespräch.

Pater Johannes von Maria Laach (von links), Dieter Kaspari und Verbandsbürgermeister Johannes Bell kamen bei der Ausstellungseröffnung miteinander ins Gespräch.

Foto: Horst Müller

Es sind Ansichtskarten von Maria Laach und seiner Umgebung von 1886 bis heute sowie Leporellos, Postdokumente und historische Bücher. Kaspari, der aus Niederoberweiler, dem heutigen Burgbrohl-Weiler, stammt und mittlerweile in Bad Münstereifel lebt und die Ausstellung in Kooperation mit den Briefmarken-Freunden Bad Münstereifel ermöglichte, sprach bei der Vernissage auch über die Historie der Exponate und dankte Pater Basilius, der ihn zu der Ausstellung der Originale ermuntert hatte.

"Nach 1865 werden verschiedene sogenannte ?Vorläufer? der Postkarten in Deutschland zu besonderen Anlässen herausgegeben. Sie sind unter dem Begriff Correspondenzkarten bekannt und echte Raritäten", stellte Kaspari fest. Erst nach Ablegen der Vorbehalte gegen diese Neuerung habe die Reichspost ab dem Jahr 1872 auch Privatleuten erlaubt, Postkarten selbst zu fertigen.

Da andere Länder dem Beispiel folgten, habe der Siegeszug der Ansichtskarte Ende des 19. Jahrhunderts begonnen. Kaspari nannte beachtliche Zahlen und nahm Bezug auf eine Besonderheit jener Zeit: "Allein im Jahr 1899 wurden in Deutschland 88 Millionen Ansichtskarten produziert. Im Spitzenjahr 1903/4 liefen 1,16 Milliarden Stück.

So wurden Ansichtskarten zum industriell gefertigten Massenartikel." Die Karten von 1897 bis 1905 seien zeitlich leicht zuzuordnen, da die Mitteilung nur auf der Bildseite stehen durfte. Die Rückseite sei dem Absendeort mit Abgangsstempel, der Anschrift und dem Eingangsort mit Ankunftsstempel vorbehalten gewesen.

Dank dieser Stempel lasse sich auch die Zustellungsdauer nachvollziehen. Weniger als einen Tag gebraucht habe etwa eine Postsendung von Brohl am Rhein nach Magdeburg, wie eine Karte vom 29. Juli 1895 dokumentierte: Zwischen 9 und 10 Uhr erfolgte der Ausgangsstempel in Brohl und zwischen 21 und 22 Uhr der Eingangsstempel in Magdeburg.

Neben Lithokarten, die in einem aufwendigen Druckverfahren hergestellt wurden, zeigt das Klosterforum plastisch gestaltete, glänzende Ansichtskarten. Zu den Kuriositäten gehört eine Postkarte, die das Motiv von Sankt Goar in der Beschriftung dem "Kloster Maria Laach mit Laacher See bei Andernach" zuordnet. Unter den jüngeren Ausstellungsstücken befinden sich Briefmarken mit dem Motiv von Maria Laach oder ein Bogen mit Sonderstempel zum 900. Jubiläum des Klosters im Jahr 1993.

Die Ausstellung ist zu sehen zu den Öffnungszeiten des Klosterforums Maria Laach dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr sowie sonntags und montags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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