Mandolinenverein Heimersheim Werke zum Hinhören aus drei Jahrhunderten

BAD NEUENAHR · Zupforchester des Mandolinenvereins Heimersheim gastierte zum Pfingstkonzert im Wohnstift Augustinum

 Das Zupforchester zu Gast im Augustinum.

Das Zupforchester zu Gast im Augustinum.

Foto: Martin Gausmann

Die Heimersheimer gaben einem Siegburger eine Chance im Bad Neuenahrer Wohnstift Augustinum. Für sein Pfingstkonzert hatte sich das Zupforchester des Mandolinenvereins Heimersheim zwei von den "Drei Stücken für Zupforchester" des 1906 in Köln geborenen und 1989 in Troisdorf gestorbenen Siegburger Musikschullehrers und Komponisten Heinz Irsen ausgesucht: das "Ständchen" und die "Nocturne".

"Solche Werke bekommen sonst im Konzertleben neben Werken von Mozart und anderen nicht so eine Chance", stellte Dominik Hackner fest. Es handele sich sogar um eine der ersten zeitgenössischen und freitonalen Musiken für ein Zupfquartett überhaupt, sagte Hackner, der das Zupforchester mittlerweile im 25. Jahr leitet und auch Vizepräsident des Bunds Deutscher Zupfmusiker ist. "Wir haben uns ein treues Publikum herangezogen, dem wir mit unseren Konzerten die Freude an einer Musik vermitteln möchten, die nicht alltäglich ist", konstatierte er vor dem Konzert rückblickend auf "sein" Vierteljahrhundert als Chef des Zupforchesters. Die Zuhörer kamen auch bei hochsommerlicher Hitze. Während sich unweit andere im Schwimmbad Erfrischung suchten, lauschten die Zupforchester-Freunde ebenso konzentriert wie die sieben Musiker spielten den Klängen im klimatisierten Theatersaal des Wohnstifts. Originalkompositionen und Bearbeitungen kamen zu Gehör: neben Irsen etwa eine Folklore-Suite für Zupforchester von Antonius Streichhardt, "Drei Contre-Tänze" von Wolfgang Amadeus Mozart und "Vier Tanzmenuette" von Josef Haydn.

Werke zum Hinhören aus drei Jahrhunderten hatte Hackner ausgesucht. Schließlich ist die Mandoline kein lautes Instrument und wurde deshalb einst im 19. Jahrhundert vom Hofe in die Volks- und Wanderlieder-Sparte gedrängt, und vielen Menschen heute ist sie vor allem von schnulzigen Schlagern bekannt. Aus der Wanderbewegung heraus ist auch der Mandolinenverein Heimersheim 1923 gegründet worden, hat sich aber seit den 1960er Jahren der professionellen Ausbildung zugewendet und bedient das Spektrum der "ernsteren" und niveauvollen Zupfmusik, ob klassisch, barock, romantisch oder zeitgenössisch. Das demonstrierte das Septett auch bei der 43. Auflage der Pfingstkonzerte in Bad Neuenahr, die 1972 als Abschlusskonzerte der Pfingstlehrgänge mit namhaften Dozenten der Zupfmusikszene aus aller Welt in Heimersheim entstanden sind. Folkloristisch und klassisch, ja vielfach tänzerisch-beschwingt, gaben sich die vier Frauen und drei Männer an den Mandolinen, Mandolen und Gitarren auf der Bühne.

Flinke linke Hände und Kraft und Leidenschaft beim Anschlag der Saiten traten zutage. Dynamisch war ihr Spiel, mal temporeich, dann verhalten oder von schier schreitender Eleganz, und mal sanft, dann eindringlich das Tremolo. Für humoristische Einlagen sorgte der Heimersheimer Autor Gregor Schürer mit einem eigenen Text über einen klugen Pfingstochsen und ein schwarzes Schaf, einem Gedicht "als der Geist über die Frösche kam" und einem Liedtext von Reinhard Mey, ausgewählt auch, weil darin die folgende Zeile vorkam: "Buongiorno signore, da klingt mir die Mandoline im Ohre". Auch dem Publikum klang die "Mandoline im Ohre" angenehm nach, und es spendete reichlich Applaus.

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