Ahrweiler Bürgerschützen Weinbau seit über 400 Jahren

AHRWEILER · 15 Mann hoch ging es am Mittwochmorgen für die Ahrweiler Bürgerschützen in den Wingert. Genauer gesagt in den Ahrweiler Forstberg, wo die Sankt Sebastianer auf rund 23 Ar Spätburgundertrauben anbauen.

 Im Ahrweiler Forstberg lesen die Schützen Spätburgunder-Trauben.

Im Ahrweiler Forstberg lesen die Schützen Spätburgunder-Trauben.

Foto: Günther Schmitt

"Wir haben hier 1500 Stock stehen", sagte Thomas Hüttig dem General-Anzeiger. Er kümmert sich mit Vater Dieter das ganze Jahr über um die Reben der Schützen. Bis 2013 auch um den Schützenwingert auf dem Bachemer Karlskopf, doch diesen hat der Verwaltungsrat der mehr als 600 Jahre alten Gesellschaft unter den Mitgliedern ausgeschrieben und an einen Prädikatswinzer verpachtet.

Mit dem Lesegut zeigte sich Thomas Hüttig sehr zufrieden. Auch wenn König Edgar Flohe, Hauptmann Willi Busch und ihr Team vereinzelt von Botrytis befallene Beeren auslesen mussten. "Das kommt vom Regen im Juli und August", sagte Busch. Ein Mostgewicht von 83 Grad Öchsle sei völlig in Ordnung. In richtigen Sonnenjahren wurde im Forstberg auch schon mal die 100er-Marke geknackt.

An die 2000 Liter Wein werden die am Mittwoch gelesenen Trauben ergeben. Ausgebaut werden sie von Weinprofi Marc Adeneuer, der auch Oberleutnant der 700 Mitglieder zählenden Schützengesellschaft ist. "Drüje Ruude", das ist das, was die Schützen haben wollen. Denn der eigene Wein wird bei den eigenen Veranstaltungen wie Patronats- oder Schützenfest ausgeschenkt.

Der Weinbau hat bei den Sebastianern übrigens Tradition. In Ratsprotokollen des Jahres 1694 ist erstmals vom Weinbau der Schützen die Rede. Die Stadt Ahrweiler hatte damals den Schützen den Stadtgraben zwischen dem Niedertor und dem Adenbachtor mit einem Bestand an Nussbäumen und anschließenden Weingärten zur Nutzung überlassen.

Im 18. Jahrhundert gaben die Schützen den Graben an die Stadt zurück und erhielten als Ausgleich Teile des Sebastianus- und des Johanniswalls, auf denen sie Weingärten anlegten. Durch Stiftungen konnten die Schützen ihren Weinbergsbesitz vergrößern, und dieser war zeitweise weitaus größer als heute.

Auf den Etiketten des vielfach ausgezeichneten Schützenweins steht übrigens der Code A.P.1 791 447. Das ist die Amtliche Prüfungsnummer, hinter der sich für Insider jede Menge Informationen verbergen. Die 1 steht für das Anbaugebiet der Ahr, die 791 ist die Ortskennzahl für Ahrweiler und die 447 ist die Betriebsnummer der Schützengesellschaft.

Diese Kennung seit 1971 nach dem Deutschen Weingesetzes für Qualitätsweine aus deutschen Weinanbaugebieten Pflicht. Seit 1983 stellen die Schützen ihre Weine zur Prämierung an. Höchste Auszeichnung bisher: Gold von der Kammer und der DLG.

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