Bad Neuenahrer Seniorenresidenz Augustinum Von blauen Blumen und Virtuosen
BAD NEUENAHR · Mit einem moderierten Klassikabend im Theatersaal der Bad Neuenahrer Seniorenresidenz Augustinum hat Pianistin Iris von Zahn das ganze Spektrum romantischer Klaviermusik vorgestellt, von den Anfängen bei Franz Schubert bis zur Hochromantik eines Frédéric Chopin.
Leider war nur ein zahlenmäßig kleines Liebhaberpublikum gekommen, welches der Pianistin aber einen umso herzlicheren Empfang bereitete.
Die Blaue Blume, wahrscheinlich eine Kornblume, ist eines der zentralen Motive der Romantik. In diesem Bild, das der Dichter Novalis als erster prägte, verbinden sich nicht nur Mensch, Natur und Geist zu einem Ganzen, sondern sie steht auch für das Streben des Menschen nach Erkenntnis und dem eigenen Selbst, was für die Romantik entscheidend gewesen ist.
So fanden sich an diesem Konzertabend auch kaum Stücke mit einer schon im Titel festgelegten Struktur, wie beispielsweise Sonaten oder Fugen. Dem romantischen Geist dieses Abends lagen eher freie Stücke wie "Impromptus" und "Fantasien". So begann es düster mit dem 1828 posthum veröffentlichten Klavierstück es-Moll D 946 von Franz Schubert. Mit eingeschobenen Dur-Aufhellungen und energievoller Steigerungen schildert das Stück einen drängenden, immer wieder kurz innehaltenden Schubert, dem keine Zeit mehr blieb.
Zwei Bearbeitungen Schubert'scher Lieder durch Franz Liszt markierten den Übergang von der Früh- zur Hochromantik. Pianistin von Zahn war das ganze Konzert über dem Publikum sehr zugetan. In kleinen Moderationen erschloss sie den Zuhörern die Klangwelten und war sich auch nicht zu schade, zwischen dramatischen Sätzen mal einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen. Die Stücke waren leider für das Publikum gnadenlos: jedes Tuscheln war zu den leisen Pianoklängen hörbar und ein längeres Plastikrascheln sorgte für Unmut im Auditorium.
Heinrich Heine war kein Freund des romantischen Virtuosentums, das er als den Vortrag von "Maschinenwesen" brandmarkte. Es gab jedoch zwei Ausnahmen: Franz Liszt, den er "den genialen Pianisten" nannte, und Frédéric Chopin, den "Raphael des Fortepian". Mit einigen Etüden aus Chopins Feder konnte von Zahn ihr Virtuosentum unter Beweis stellen und gleichzeitig vorführen, dass diese Musik versucht, zum Kern durchzudringen und nicht nur an der technischen Oberfläche verbleibt.
Die surrend dramatische "Revolutionsetüde" op. 10,12 in c-Moll und die posthum herausgegebene Konzertetüde "Waldesrauschen" sorgten für Begeisterung beim Publikum. Schließlich fand das Konzert in der tragischen Liebesgeschichte Clara und Robert Schumanns ihren Höhepunkt. Als die beiden 1840 endlich und erst nach einem gerichtlichen Sieg gegen Claras Vater heiraten konnten, waren die Vorzeichen auf Roberts Geisteskrankheit schon vorhanden.
In den Wirren vor der Hochzeit hat Schumann seine Fantasie C-Dur op. 17 komponiert. Das Stück prägt eine ungestüme Leidenschaft auf der einen Seite und dumpf-düstere Tiefen auf der anderen. Besonders im Mittelteil konnte von Zahn ihre Spielfreude sichtlich genießen. Den Konzertabend mit einer ebenso versierten wie entspannt publikumsnahen Pianistin wollten die Zuhörer nicht so schnell enden lassen und klatschten die Musikerin dreimal zurück auf die Bühne.
Weitere Infos zum Programm finden Sie unter http://www.augustinum.de/stars-im-augustinum/