Bad Neuenahr Postbank sperrt Ehepaar zwei Konten

BAD NEUENAHR · Die Postbank sperrte einem Bad Neuenahrer Ehepaar ohne dessen Wissen zwei Konten, während diese - wie immer - zwischen November und April auf Gran Canaria "überwinterte".

 Weder am Schalter noch am Automaten gab es Geld für Familie Heinrich, weil die Postbank im Urlaub die Konten gesperrt hatte.

Weder am Schalter noch am Automaten gab es Geld für Familie Heinrich, weil die Postbank im Urlaub die Konten gesperrt hatte.

Foto: DPA

"Unterm Strich zähl ich." Mit diesem Slogan ging die Postbank vor Jahren auf Kundenfang. Die Nase gestrichen voll von der Postbank hat die Bad Neuenahrer Bürgerin Marianne Heinrich (73), die das Gefühl hat, als Kundin überhaupt nicht zu zählen. Nicht mal die Mühe einer Kontaktaufnahme habe sich das Unternehmen gemacht, obwohl ihr Mann Georg und sie seit 18 Jahren zwei Konten dort führen.

Was ist geschehen? Wie immer "überwinterte" das Ehepaar Heinrich zwischen Anfang November 2014 und Ende April 2015 auf Gran Canaria. Ein Nachsendeantrag für ihre Briefe bestand - wie immer - für ihre in Wiesbaden lebende Tochter. Die beiden Postbankkonten der Heinrichs waren für die Sicherstellung der laufenden Bankgeschäfte wie immer wohl gefüllt. So machte sich das Ehepaar im Glauben, das Haus sei während ihrer Abwesenheit gut bestellt, auf in den Spanien-Urlaub.

Böse Überraschung nach dem Urlaub

Doch Anfang März, bis dahin läuft alles seinen gewohnten Gang, geschieht dann etwas Weitreichendes, von dem die Heinrichs auf der Insel jedoch nichts mitbekommen: Ein Postbote lässt ein Kuvert mit Kontoauszügen zurück gehen. Das Ehepaar Heinrich wird als "unbekannt verzogen" deklariert, woraufhin ihm von Seiten der Postbank beide Konten "aus Sicherheitsgründen" gesperrt werden. So die Aussage von Mitarbeitern der Post Bad Neuenahr, die die Heinrichs nach der Rückkehr bekommen.

Marianne Heinrich bekommt das Debakel nämlich erst mit, als sie ihren ersten Einkauf in einem Bad Neuenahrer Supermarkt tätigen will. Dort wird sie an der Kasse der peinlichen Situation ausgesetzt, dass sie nicht mit ihren Karten bezahlen kann, weil beide gesperrt sind. "Da bin ich froh, dass ich nicht im Urlaub im Restaurant oder in einem Geschäft versucht habe, bargeldlos zu zahlen. Das wäre sehr unangenehm für uns geworden. Daran, was alles passiert wäre, wenn das bereits nach unserer Abreise im November geschehen wäre und wir fünf Monate die Miete nicht gezahlt hätten, mag ich nicht denken."

Postbank: Zusteller handelte völlig korrekt

So eilt die 73-Jährige noch am selben Tag zur Bad Neuenahrer Post, wo sie dann vom Prozedere erfährt. "Null Nachricht von niemandem über diesen Vorgang. Sonst wäre ich ja nicht aus allen Wolken gefallen. Wie eng arbeiten Post und Postbank zusammen? Kommt das, was geschehen ist, einer Verletzung des Postgeheimnisses gleich? Und selbst wenn wir nach Hamburg verzogen wären, hätte das meine Konten-Situation doch auch nicht tangiert", ärgert sich die Rentnerin.

Den Vorgang wertet Iris Laduch-Reichelt von der Postbank-Pressestelle in Bonn ganz anders: "Der Zusteller hat völlig korrekt gehandelt. Kontoauszüge waren der Auslöser und die dürfen grundsätzlich nicht nachgesendet werden, der Nachsendeantrag könnte ja auch gefälscht sein. Der Postbote hat sie völlig zu recht an die Bank zurückgehen lassen, weil in der Regel Kuverts dieser Art den Vermerk 'Nicht nachsenden. Wenn unzustellbar zurück' tragen. Wir haben das Ehepaar daraufhin angeschrieben, der Brief ist bei der Tochter gelandet, die die Post nicht geöffnet hat. So gab es keine Reaktion, woraufhin wir aus Sicherheitsgründen diese Maßnahme ergriffen haben." Das bestreitet die Tochter, die jeden Brief ihrer Eltern öffnet, vehement. Sie habe kein Schreiben erhalten.

Frau Heinrich muss sich erklären

Die nächsten zehn Tage nach ihrer Rückkehr sorgen bei Marianne Heinrich dafür, dass sie trotz ihrer Urlaubsbräune mehrfach die Gesichtsfarbe wechselt. Denn es flattern Briefe ins Haus: Mahnungen von RWE, Bausparkasse, Kreissparkasse, Wohnungsbaugesellschaft, diversen Versicherungen, deren Daueraufträge logischerweise nicht mehr bedient wurden. Heinrich ist in der Bringschuld, muss wieder und wieder in Schreiben und Telefonaten erklären, dass dies aus ihrer Sicht ein Fehler der Postbank und sie durchaus liquide sei. "Was nutzt mir da die lapidare Entschuldigung der Mitarbeiterin in der Bad Neuenahrer Post?

Das reicht mir nicht. Ich möchte, dass sich jemand verantwortlich fühlt, sich hier bei uns an den Tisch setzt und mit uns spricht. Wenn wir Pech haben, dann stellt eine der Institutionen auch noch den Antrag, uns in die Schufa eintragen zu lassen", so die Sorge. Ein weiteres Schreiben schickt währenddessen die Postbank raus: "Übersicht über durchgeführte Adressänderungen - bisherige Adresse Musterstraße 10, neue Adresse Musterstraße 10." Das Ehepaar Heinrich, das seit 43 Jahren in derselben Wohnung wohnt, wird demnach als Neukunde gehandelt.

Wie hätte der Ärger vermieden werden können?

"Der Ärger hätte vermieden werden können, wenn das Ehepaar Heinrich uns über die Abwesenheit informiert und uns mitgeteilt hätte, dass wir befugt sind, die Kontoauszüge direkt an die Tochter zu senden. Das ist ja kein Einzelfall, dass jemand mehrere Monate im Ausland weilt. Dann legen wir uns das auf die Wiedervorlage und berücksichtigen das Jahr für Jahr aufs Neue. Es ist eher überraschend, dass es in der Vergangenheit beim Ehepaar Heinrich so glatt durchgegangen ist. Noch mal: Wir dürfen gar nicht anders agieren", betont die Postbank-Sprecherin.

Seit 8. Mai sind die Konten wieder entsperrt, doch noch heute kämpft die Postbank-Kundin mit den Nachwehen. "Die einen sind kulant und ersetzen mir die Mahngebühr, andere fragen frei heraus 'Hatten Sie kein Geld drauf?' Die DHL hat sich als 'Auslöser des Ärgers' mit einem Satz Briefmarken entschuldigt." im November werden sich die Heinrichs wieder auf nach Gran Canaria machen. Nur eines wird anders sein: Weil ihr Vertrauen in die Postbank erschüttert ist, werden die Konten gekündigt sein. "Das Risiko ist mir zu groß", so Marianne Heinrich.

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