Lokalkolorit in Dernau Typen, Tempo Temperament

DERNAU · "Lieblinge" des Theatervereins zeigen im Jubiläumsjahr "Pension Schöller".

 Bei der Generalprobe: (von links) Ines Sebastian, Sonja Kurth, Udo Sebastian, Andreas Marquard.

Bei der Generalprobe: (von links) Ines Sebastian, Sonja Kurth, Udo Sebastian, Andreas Marquard.

Foto: Martin Gausmann

Eigentlich wollte er nur mal was erleben, wovon er am Stammtisch berichten kann. Doch nun rauft Anton sich die Haare, reibt sich die Augen und ruft verzweifelt aus: "Haben die denn in der Anstalt die Tür aufgelassen?" Er ist am Ende seiner Nerven. Kurz vorher hatte er sich in den eigenen vier Wänden noch im sicheren Hafen gewähnt, aber die "Irrenanstalt" ist dann doch nicht abgehakt, sondern von einer Minute auf die andere ganz nah an der Ahr. Auf einmal fühlt er sich der Dernauer Winzer zu Hause heimgesucht von einer Vielzahl vermeintlicher Irrer und sich selber "janz jeck". Wie soll er das alles nur seiner Familie beibringen? Irgendwann ist bei ihm daheim kein Zimmer mehr unbesetzt, und keiner weiß mehr, wer jetzt "ballaballa" ist und wer nicht.

Zum Abschluss des Jahres seines 125-jährigen Bestehens möchte der Theaterverein "Eintracht" Dernau noch einmal jubiläumswürdige Unterhaltung bieten und hat sich "Pension Schöller" für seine Aufführungen ausgesucht. Premiere ist am Samstag, 20. Dezember. Die Vorlage von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs ist unter anderem einst mit Willy Millowitsch verfilmt oder mit Stars wie Harald Juhnke, Günter Pfitzmann und Brigitte Mira und auch von Regisseur Wolfgang Spier realisiert worden. Temporeich und turbulent ist das Theaterstück geblieben, und voller "Typen". "Zu unserem Jubiläum sollten viele Publikumslieblinge der vergangenen Jahre, die Gelegenheit haben, sich so richtig auszutoben", erklärt Spielleiter Udo Sebastian. So ist gleichsam der "Willy Millowitsch von Dernau" Hauptdarsteller Andreas Marquard, der den Anton mimt. Die frühere Rolle von Brigitte Mira als Pensionswirtin Amalia Schöller hat Martina Sebastian übernommen, und als deren verliebte Tochter ist Nora Heimermann dabei. Nicht ohne Folgen treffen zudem unter anderem ein Weltenbummler und Löwenjäger (Gerd Sebastian), ein stets übellauniger und im Gestrigen verhafteter Major (Hans-Georg Holzem), eine überdrehte Schriftstellerin (Stephanie Selbach) und ein verhinderter Schauspieler (Udo Sebastian) aufeinander. Sonja Kurth bringt als Antons Schwester Ahrtaler Dialekt auf die Bühne, deren Tochter spielt Ines Sebastian, und als Verursacher des ganzen Chaos stellt sich David Fuhrmann alias Alfred heraus.

Doch auch, wer eine der Film- oder Bühnenfassungen von "Pension Schöller" noch kennt, wird überrascht werden. "Wir haben diesmal viel geändert an den Vorlagen", sagt der Spielleiter. Die Dialoge wurden modernisiert, die Besetzung gestrafft, und die Rollen auf die Darsteller zugeschnitten.

Dazu kommt Lokalkolorit und die Verlegung des Schauplatzes nach Köln und Dernau respektive ins Winzermilieu. Mit diesmal drei statt wie sonst nur einem Bühnenbild haben auch die Bühnenbauer um Franz-Josef Stodden viel zu tun gehabt. Seit Anfang des Jahres hat Udo Sebastian, der seit 1993 immer wieder die Spielleitung übernimmt, Stücke sondiert, seit Mitte Oktober laufen die Proben, und jetzt ist für den Spielleiter, im wirklichen Leben Projektmanager bei einer Versicherung, die stressigste Zeit. Doch auch, wenn viel Arbeit in so einem Stück steckt, ist das Theater sein größtes Hobby, und "die letzten ein, zwei Stunden" bevor der Vorhang aufgeht, der schönste Moment.

0 Infos: Die "Pension Schöller" öffnet ihre Pforten jeweils samstags, 20. und 27. Dezember, jeweils um 20 Uhr, am Freitag, 26. Dezember, um 20 Uhr und am Sonntag, 28. Dezember, um 19 Uhr im Bürgerhaus Dernau. Karten gibt es jeweils ab eine Stunde vor Spielbeginn an der Abendkasse sowie im Vorverkauf bei der Vinothek der Dagernova (montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr).

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