Aktiengesellschaft Bad Neuenahr Stadträte sprechen von Rettungspaketen

KREISSTADT · In einer von der Stadtverwaltung weitergeleiteten gemeinsamen Erklärung der Fraktionsvorsitzenden zeigen die Kommunalpolitiker auf, dass sie die beantragte Insolvenz der AGBN "mit Unverständnis zur Kenntnis nehmen".

Empört zeigen sich die Vorsitzenden der im Rat der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler vertretenen Fraktionen über den "großen Imageverlust und wirtschaftlichen Schaden", der durch die "Handlungsweise" des Vorstandes der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr und als Folge einer negativen Berichterstattung entstanden sei. AG-Chef Christoph Reinicke hatte bekanntlich beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag für das von ihm geleitete Unternehmen gestellt. Der Insolvenzrichter stimmte einem eigenverwalteten Insolvenzverfahren zu.

In einer von der Stadtverwaltung weitergeleiteten gemeinsamen Erklärung der Fraktionsvorsitzenden Christoph Kniel (CDU), Werner Kasel (SPD), Wolfgang Schlagwein (Grüne), Hans Boes (FWG) und Rainer Jakobs (WG Jakobs) zeigen die Kommunalpolitiker auf, dass sie die beantragte Insolvenz der AGBN "mit Unverständnis zur Kenntnis nehmen".

Insolvenzantrag mit "keiner Silbe" erwähnt

Der AG-Vorstand habe eine Woche vor dem Insolvenzantrag ausführlich im Rat berichtet und zu Fragen Stellung genommen. "Mit keiner Silbe hat er einen unmittelbar bevorstehenden Insolvenzantrag erwähnt", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. "So konnte und musste der Stadtrat davon ausgehen, dass der Vorstand der AGBN die Zeit bis zur verschobenen Hauptversammlung nutzt, um Kapital und Liquidität des Unternehmens zu sichern und eine Insolvenz zumindest bis dahin zu vermeiden", so die Fraktionschefs. Das Vorgehen der Aktiengesellschaft mache vielmehr deutlich, dass deren Vorstand Christoph Reinicke kein Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung habe.

Die Ratsvertreter gehen auch auf die getätigten Liegenschaftsgeschäfte ein. Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren den Kurpark, die Heilwasserquelle "Großer Sprudel", Gebäude, den Lennépark und auch Uferbereiche der Ahr für 4,86 Millionen Euro von der Aktiengesellschaft gekauft. Später erwarb man zudem die Ahr-Thermen und dazugehörende Grundstücke für rund drei Millionen Euro.

Stadt als Schnäppchenjäger?

Die Behauptung des AG-Vorstandes, die Stadt habe sich als "Schnäppchenjäger" betätigt, weisen die Fraktionschefs in ihrer Erklärung ebenso zurück wie die Formulierung, die Stadt stelle für die AGBN einen Risikofaktor dar. Stattdessen habe die Stadt - so die Fraktionsvorsitzenden - "zwei große Rettungspakete" geschnürt.

Dabei sei man "sehr sorgfältig" mit den Steuermitteln der Stadt umgegangen, betonen die fünf Kommunalpolitiker. Denn natürlich seien für den Kaufpreis werthaltige Liegenschaften in das Eigentum der Stadt übergegangen.

Die Fraktionsvorsitzenden stellen die Frage: "Wo sind diese rund acht Millionen Euro geblieben?" Seit 2010 werde vom Stadtrat ein Konzept zur Restrukturierung der AG angemahnt. Bis heute liege es nicht vor.

Die Politiker erwarten nun, dass es mit Sachwalter Jens Lieser gelingt, "einen Ausweg aus der aktuellen Krise der AGBN zu finden, zum Wohle aller Beteiligten". Reinicke zeigte sich derweil gestern auf Anfrage optimistisch: "Alles ist jetzt auf einem guten Weg." Zu den Ausführungen der Fraktionsvorsitzenden sagte er: "Der Bürgermeister ist bereits in der Aufsichtsratssitzung vom 21. August über die Situation und die daraus resultierende Insolvenz in Eigenverwaltung informiert worden."

Es könne daher wohl kaum sein, dass man in der Stadt davon überrascht worden sei. Zudem müsste auch den Fraktionsvorsitzenden nach der Ratssitzung klar gewesen sein, "dass das Unternehmen nicht mehr so viel Kapital und Liquidität hatte, um bis zur nächsten Hauptversammlung zu warten". Es lasse sich auch nicht leugnen, "dass die Stadt mit dem Kauf von Kurpark, Lennépark mit Tennisanlagen sowie einer ertragreichen Heilquelle und weiteren Liegenschaften ein Schnäppchen gemacht hat, zumal ein höheres Angebot vorgelegen hatte".

Die Aktie stürzte nach einem Zwischenhoch im Mai (295 Euro) seit dem Wochenende von 205 Euro auf gestern 67 Euro ab. Bei Reinickes Amtsantritt im Januar 2014 lag der Kurs bei 125 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort