Insolvenz der AGBN Stadt will von Reinicke Konzept mit Realitätssinn

KREISSTADT · "Die Insolvenz eines bedeutsamen Unternehmens in der Stadt ist ein Vorgang, der auch unsere Stadt und unsere Mitbürger stark berührt", erklärte am Dienstag die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler in einer Pressemitteilung zum eingeleiteten selbstverwalteten Insolvenzverfahren der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr.

Für die Mitarbeiter hoffe man, "dass die Verantwortlichen im Rahmen des Insolvenzverfahrens den Erhalt der Arbeitsplätze bei ihren Entscheidungen immer mit einbeziehen". Es seien im Falle einer Insolvenz aber auch häufig weitere Betriebe betroffen, die noch offen stehende Geldleistungen von dem insolventen Betrieb zu bekommen hätten.

"Wir hoffen, dass hierdurch nicht andere, noch gesunde Unternehmen, die noch Geld zu bekommen haben, mit in den Abgrund gerissen werden", schrieb die Stadtverwaltung wörtlich. Die Erwartungshaltung der Stadt sei eindeutig: ein klares, nachvollziehbares und belastbares Restrukturierungskonzept, das getragen sei von Realitätssinn, "mit dem die AGBN vielleicht wieder in die Zukunft gehen kann".

Dabei sollte für "Traumtänzereien" kein Raum mehr sein, fügte die Verwaltung an. So hätte man beispielsweise gerne mehr erfahren über das ernsthafte Interesse der vom Vorstand oftmals ins Spiel gebrachten potenziellen Investoren aus Fernost ebenso wie über das von der Stadt mehrfach angeforderte Sanierungsgutachten.

Es sei völlig unverständlich, dass ein AG-Vorstand just an dem Tag, an dem ursprünglich die Hauptversammlung der AGBN hätte stattfinden sollen, zum Amtsgericht gehe und Insolvenz anmelde. Damit habe der Vorstand gerade den Aktionären jede Gelegenheit genommen, noch im Sinne des Unternehmens einzugreifen. Die Stadt verwies auf die im Aktienrecht verankerte Anzeigepflicht, in dem die Vorstandspflichten bei Verlust, Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit geregelt werden.

Bei einem bestehenden Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals sei der Vorstand verpflichtet gewesen, unverzüglich die Hauptversammlung einzuberufen und ihr dies anzuzeigen. Da die Stadt als Aktionär nun nicht mehr unmittelbar ins Verfahren eingreifen könne, sei für sie und die weitere Entwicklung insbesondere die Einschätzung des vom Gericht bestellten Sachwalters wichtig.

Noch in der vergangenen Woche habe die Stadt zum Ausdruck gebracht, dass sie eine Zustimmung zu einer Kapitalerhöhung nicht ausschließe. "Dies aber nicht zu jedem Preis." Zudem verstehe sich die Stadt nicht als "Schnäppchenjäger", wie vom AG-Vorstand behauptet. Die Stadt war und sei sich ihrer Verantwortung für das Kurwesen bewusst, was sie mit dem Kauf der Essentialien und der späteren Gründung der Heilbad GmbH unter Beweis gestellt habe.

Christoph Reinicke, der das Unternehmen seit fast zwei Jahren leite, trage die Verantwortung für die aktuelle Situation. "Die Schuld nun anderen zuzuweisen, ist billig und eine Fortsetzung der Verschleierungspolitik Reinickes", erklärte die Stadt. Ob insoweit das Insolvenzverfahren in angestrebter Eigenverwaltung der richtige Weg sei, sei zumindest zweifelhaft.

Das jetzt anstehende Verfahren sollte geprägt sein von Sachlichkeit und Ehrlichkeit, nicht zuletzt auch im Sinne der Aktionäre, die mit einem finanziellen Verlust rechnen müssten. Nur so könne auch ein weiterer Imageschaden von der AG und der Stadt abgewendet werden.

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