Rathaus am Markt Sion verlässt Ahrweiler

AHRWEILER · Das alte Rathaus am Ahrweiler Markt, das der Kreisstadt gehört, steht bald leer. Nachdem der Heimatverein Alt-Ahrweiler bis auf sein Schaufenster und etwas Lagerfläche seinen Teil schon geräumt hat, wird zum Jahresende nach siebeneinhalb Jahren Sions Eifeler Räucherkammer ihre Dependance im Parterre des historischen Gebäudes schließen.

Mitte 2014 wollen dann die Ahrweiler Schützen noch ihre Musemsräumlichkeiten in der ersten Etage räumen und in die von ihnen gekaufte Blankartsscheune auf der Rausch umziehen. Wie Rathaussprecher Karl Walkenbach auf Anfrage des General-Anzeigers erklärte, will die Stadt im dritten Quartal 2014 das Gebäude "in Gänze einer gewerblichen Nutzung zuzuführen. Es ist grundsätzlich vorgesehen, mit dem zukünftigen Nutzer einen langfristigen Pachtvertrag zu vereinbaren."

Ob das Schaufenster im Rahmen der neuen gewerblichen Nutzung dem Heimatverein noch zur Verfügung gestellt werden könne, sei noch nicht absehbar. Walkenbach: "Hier laufen aber bereits Bemühungen, diese Präsentation mit wechselnden Themen an anderer exponierter Stelle zu ermöglichen."

Ob es für die international agierenden Fischexperten von Sion noch einmal einen Standort in der Kreisstadt gibt, darüber soll nach dem zum Jahresende gezogenen Schlussstrich der Familienrat entscheiden. Zunächst heißt es, Konzentration auf das Haupthaus in Müsch, von dem aus von 15 Mitarbeitern die Lachsspezialitäten weltweit an Gourmet-Restaurants, Groß- und Einzelhändler versendet werden.

Edgar, Dörte und Sohn Stefan Sion bieten in Müsch ein Konzept mit Speisen und Einkaufen direkt in der Räucherei an. Dieses würden sie gerne auch in Ahrweiler umsetzen, das scheitert jedoch an der Stadt. Ahrweiler, wo Edgar Sions Schwester Edith Thomas die Leitung hat, verlässt das Unternehmen "eigentlich ungern".

Thomas: "Aber unsere Erweiterungspläne für eine Produktion im nördlichen Bereich oder der Einbau neuer Fenster und verbesserter Klimatechnik wurden von der Stadt schon mehrfach abgelehnt. Auch fand unser Angebot, das Gebäude komplett zu erwerben, bei der Stadt mit Hinweis auf die historische Bedeutung, keine Gegenliebe im Rathaus."

Dazu Bürgermeister Guido Orthen zum General-Anzeiger: "Wir kämen nie auf die Idee, das alte Rathaus unserer Stadt zum Verkauf anzubieten." Thomas, die auch engagiertes Mitglied der Werbegemeinschaft Ahrweiler ist, bedauert den Schritt. Denn die Altstadt bedürfe der Fachgeschäfte. "Mit den bereits überall agierenden Massen-Billigläden werden wir für die Touristen uninteressant", sagt die 55-Jährige und appelliert an die Hauseigentümer, bei Verpachtungen auch jungen Leuten eine Chance zu geben.

"Da sollte nicht immer die Höhe der Pacht eine Rolle spielen, sondern das Denken daran, was in die Altstadt passt", sagt Edith Thomas. Es müsse doch möglich sein, gerade bei Gründern in der Anfangszeit mit niedrigeren Pachten zu agieren, um den Jungunternehmern den Start zu erleichtern.

Auch in Sachen Attraktivitätssteigerung müsse für die Altstadt nachgedacht werden. "Denn", so Thomas als Mitglied der Werbegemeinschaft, "den Wegzug von Edeka aus der Ahrhut zum Silberberg merken in der Stadt alle Geschäftsleute. Und auch bei den Touristen sitzt das Geld nicht mehr so locker." Dem nachlassenden Angebot gelte es durch Qualität entgegen zu steuern. "Dann hat die Altstadt auch Zukunft", so Edith Thomas.

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