KG Rot-Weiß Bachem Silvio I. beendet die tollitätenfreie Zeit

BACHEM · Die KG Rot-Weiß Bachem wird 5 x 11 Jahre alt und feiert mit einer rauschenden Prunksitzung ihren neuen Prinzen

 Alaaf zesamme: Prinz Silvio I. hat das Narrenzepter in Bachem übernommen.

Alaaf zesamme: Prinz Silvio I. hat das Narrenzepter in Bachem übernommen.

Foto: Martin Gausmann

Es war eine karnevalistische Punktlandung, die die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Bachem am Samstagabend hinlegte. Pünktlich um 22.22 Uhr beendete Sitzungspräsidentin Michelle Skruth die tollitätenfreie Zeit in Bachem. In eben dieser Minute ließ sie den Namen des neuen Prinzen aus dem roten Sack: "Ich proklamiere Prinz Silvio I."

Der Vorhang fiel, das Volk im mit 230 Gästen ausverkauften Winzersaal tobte. Im 55. Jahr des Bestehens der KG kursierten den ganzen Abend über die Gerüchte, wer zu Beginn des zweiten Teils der Prunksitzung in die Tollitätenrobe schlüpfen würde. Dann war es klar: Der neue Bachemer Prinz heißt Silvio Faulstich, ist 47 Jahre alt und hat seine Leidenschaft "Feuerwehr" zum Beruf gemacht. Seit 1996 wohnt der in Thüringen aufgewachsene Prinz in der Kreisstadt, seit einem Jahr in Bachem, wo er nun das höchste Karnevalsamt annahm. Ein guter Einstand. Und die Bachemer Jecken atmeten auf, mussten sie doch im vergangenen Jahr ohne närrische Herrschaft auskommen. "Das geht zwar auch, aber irgendwie fehlt dann doch etwas", machte Michelle Skruth klar.

So ganz unvorbereitet schlüpfte Prinz Silvio nicht ins närrische Amt, seine Frau Andrea hatte die jecke Rolle in Bachem in der Session 2004/2005 bereits inne. Der neue Prinz machte sich gleich an die Arbeit und verpflichtete das Heer seiner Untertanen zu karnevalistischen Diensten. Zu seinem Adjutanten machte er Bachems

Ex-Prinz Gilbert Maur. Die Dorfschänke wurde kurzerhand zur Hofburg erklärt, die Kameraden der Ahrweiler Feuerwehr als Tanzgarde für den Prinzenabend verpflichtet. Klar, dass die Wehr auch beim Umzug dabei sein muss, nicht nur als Zugsicherung. Die Kollegen aus der Kreisverwaltung dürfen derweil dann in Goldbärenkostüme schlüpfen, das Funkencorps wurde zum "Brötchen schmieren" verdonnert, Elferrat und Senat haben den Garten der häuslichen Residenz im Sommer herzurichten. Klar auch, dass alle Bachemer zum Umzug, der bereits am 7. Februar stattfindet, ihre Häuser zu schmücken haben.

Auf seinem Weg wird der närrische Lindwurm auch wieder einen Engpass zu durchfahren haben, nämlich an der "Schief Bröck" in der Königsstraße, von der niemand weiß, warum sie nicht gerade gebaut wurde. Die Brücke hat es nun tatsächlich als Motiv auf den Sessionsorden geschafft, den Michelle Skruth zu Beginn der Prunksitzung dem Narrenvolk präsentierte. Und sogleich wurden die ersten Orden verteilt, an Ehrenmitglied Wolfgang Heinen, an die scheidende Senatspräsidentin Edith Natschke und an ihre Nachfolgerin Heike Linnarz.

Viel Zeit für Formalitäten blieb Michelle Skruth dann jedoch nicht mehr, denn bei der Sitzung ging es Schlag auf Schlag. Es wurde getanzt, gesungen, geschunkelt und vor allen Dingen viel gelacht. Dafür sorgten die Redner aus der Bütt, allesamt Karnevalsgrößen aus dem Ahrkreis. Die Ahrtalblömche aus Heimersheim beispielsweise. Rainer Groß und Wolfgang Krupp hatten wieder einiges zu erzählen, von ihren Frauen, vom FKK-Urlaub oder ihren Erlebnissen als Jäger und Angler. "De Diddi" alias Hans-Dieter Ebert aus Weibern hatte keine Scheu, die Bachemer Karnevalsmacher oder die Neuenahrer Schinnebröder kräftig aufs Korn zu nehmen. Kein Wunder, dass auf seine Anzeige "Suche Frau" nur Zuschriften von Männern kamen, aber alle mit dem gleichen Angebot: "Nimm meine." Und Andreas Marquard brillierte reimend als Ahrtaler Weinkönigin ohne jegliche Ahnung vom Wein. So richtig laut wurde es, als die

25 Musiker des Panikorchesters aus Remagen dem Publikum einheizten. Was fürs Auge bot derweil die Hafengarde aus Oberwinter. Aber natürlich hatten auch die Bachemer tolle närrische Auftritte zu bieten. Die Funken waren gleich mehrfach präsent, alle zusammen beim "Allemann-Tanz", später die Großen Funken, das Funkencorps und das seit vier Jahren aktive Solomariechen Janina Fels. Das Trainerinnenteam der Funken ließ im Wortsinn beim Zwergentheater die Puppen tanzen. Und Bachems bekanntester Karnevals-Export, die Tanzgruppe der "Merle", zog bei seinem zehnjährigen Bestehen wieder einmal alle Register. Da wurden beispielsweise Löcher in die Saaldecke gemacht, um die Hebefiguren in die volle Höhe bringen zu können. Die "Bachemer Merle" hatten zu ihrem Jubiläum eine schmissige Kombination aus Schlager und Karnevalsmusik ausgewählt, von Matthias Reim über Helene Fischer bis hin zu Brings. Da stimmte alles, die erste Rakete des Abends war nur die logische Konsequenz.

Prinz Silvio konnte sich derweil auf einen großen Gratulationsmarathon vorbereiten. Die ersten Glückwünsche gab es vom städtischen Beigeordneten Rudi Frick, es folgten unter anderem die Tollitäten aus den weiteren Karnevalsgesellschaften der Kreisstadt. Seine Regentschaft hat Silvio unter ein Motto gestellt: "Bei Spaß un Freud un jecke Saache, will ich met üch von Hätze laache! Dat soll su blieve ein Ewigkeit, de Ahr, oos Bachem und d'r Spaß an d'r Freud."

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