Girl's Day Schülerinnen schnuppern bei den MINT-Fächern, Schüler im Haushalt

KREIS AHRWEILER · Mit den Würfeln von Efron, Exponat der Uni Gießen in der Ausstellung "Mathematik zum Anfassen", lässt sich Glücksspiel im Dienste der Wissenschaft betreiben. So zockten die rund 80 Mädchen, die am Donnerstag auf dem Rhein Ahr Campus in Remagen anlässlich des Girls' Days Workshops und Präsentationen besuchten, was das Zeug hielt.

 Chemie im Alltag mit Mentorin Lea Kowsky (rechts): Wie viel Gas entsteht, wenn Essigessenz und Backpulver zusammenkommen?

Chemie im Alltag mit Mentorin Lea Kowsky (rechts): Wie viel Gas entsteht, wenn Essigessenz und Backpulver zusammenkommen?

Foto: Gausmann

Sie testeten die Gewinnchancen beim Roulette oder den Weg des Zufalls mit 60 Würfeln. Egal zu welchem Ergebnis sie kamen: Eines war den Mädchen der Klassen 7 bis 12 aus den umliegenden Schulen von vornherein klar: Studium und Berufswahl sollten nicht dem Zufall überlassen werden.

So formulierte es auch Professor Barbara Kessler, Dekanin des Fachbereichs Mathematik und Technik, bei der Begrüßung auf dem Campus: "Es ist gut, wenn man als Frau was von Technik versteht"

Und weiter: "Da können Sie vieles selbst machen und müssen sich kein X für ein U vormachen lassen." Leider fiele immer noch die Wahl vieler auf die Klassiker wie Verkäuferin oder Hotelfachfrau. "Ganz schlecht bezahlt werden sie als Friseurin. Da suchen Sie sich lieber einen reichen Mann", provozierte die Physikerin.

Immerhin sieht das an der Remagener Fachhochschule bei den MINT-Studiengängen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) ganz anders aus: Bio und Mathe haben einen Frauenanteil von mehr als 50 Prozent. In Sachen MINT machten sich dann die Mentorinnen mit den Mädchen auf zu den Stationen, an denen viel zu sehen, zu probieren und zu erleben war.

Wenn man dann die Köpfe überm Rasterelektronen-Mikroskop zusammensteckte, um zu sehen, wie es um den Haarspliss steht, kam man den Studentinnen im roten Ada-Lovelace-Shirt mit dem Aufdruck "Was ich will, das kann ich" näher. "Die Mädchen sollen auch ruhig fragen, wie man sich fühlt, wenn man hier studiert", so Projektleiterin Christiana Hoerster, die nach spannenden Stunden und einem gemeinsamen Mittagessen auch die Urkunden verlieh.

Zuvor hatte sie natürlich erläutert, woher das Projekt seinen Namen hat: Von der britischen Countess Ada Lovelace (1815-1852), die, obwohl sie als Frau keinen Zugang zu Bibliotheken hatte, als erste Programmiererin der Welt in die Geschichte einging.

Mit beiden Beinen im Hier und Jetzt standen die Girls im neuen Biomechanik-Labor für Sportmedizin, wo ihre Ganglinie analysiert wurde und sie ihre Balancefähigkeit testen konnten. Selbst an den neuen, 50.000 Euro teuren Optischen Kohärenz-Tomographen (OTC) durften sie ran, um einen Blick in einen Schwamm, eine Mandarine oder die eigene Haut zu wagen.

Aus ihrer Haut raus mussten dagegen die Jungs der achten Klassen des Bad Neuenahrer Are-Gymnasiums. Die 30 Schüler durchliefen einen Haushaltsparcours in der Familienbildungsstätte unter dem Motto "Selbst ist der Mann" und befassten sich dabei am Boys' Day auch mit weicher Babyhaut.

Wie gut, dass es sich beim Wickeln und Baden um eine Puppe handelte, denn durch mangelnde Routine ging die Attrappe das ein oder andere Mal baden. Das Kochen für ein WM-Büfett mit italienischen Bruschette, deutscher Kartoffelsuppe, mexikanischen Wraps und amerikanischen Brownies unter Anleitung der Oecotrophologin Monique Wilmers, das mittags gemeinsam verspeist wurde, lief gut. "Ich sehe natürlich, wer von zu Hause gewohnt ist, in der Küche zu helfen", so Wilmers.

Knoten in den Fingern attestierte Ruth Etscheid dem ein oder anderen jungen Mann, dem es nicht gelang, beim Annähen von Knöpfen das Fadenende zu verknoten. Überrascht war Sozialpädagogin Annegret Stegers beim Thema Knigge: Zwei Schüler waren klar dagegen, einen Geburtstagsgruß per SMS zu versenden. Ein Pluspunkt, der sich nicht im verliehenen Haushaltspass wiederfand.

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