Kommentar Scheidung eingereicht

Zur Errichtung und zum Betrieb von Kureinrichtungen, Hotels, gastronomischen Betrieben, Kliniken und sonstigen Fremdenverkehrs-Einrichtungen wurde die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr vor 158 Jahren von den Stadtvätern gegründet. Nun will sich offenbar zumindest der Bürgermeister von dem seit zwei Jahren bei ihm in Ungnade gefallenen Kind trennen.

Zwar hat sich der Aktienwert binnen 24 Monaten fast verdoppelt, doch ist die Ehe zwischen Stadt und Gesellschaft im Zuge der Ahr-Thermen-Übernahme komplett in den Zustand der Zerrüttung geraten. Eine Scheidung ist da nur folgerichtig. Erst recht, nachdem sich die Stadt mit der Gründung der Heilbad GmbH einen neuen Partner geschaffen hat.

Irritiert darf man allerdings darüber sein, dass Bürgermeister Guido Orthen hinter dem Rücken des AG-Vorstandes Aufsichtsräte aufsucht, um über einen Verkauf von deren Aktienpaketen zu verhandeln. Was ist die Absicht?

In einem offenen Bieterverfahren könnten schnell auswärtige Interessenten obsiegen. Beispielsweise Kapitalgeber aus China. Die hätten dann mit ihrer 80-Prozent-Mehrheit das Sagen im traditionsreichen Thermal-Badehaus. Beispielsweise der Steigenberger Hotel-Komplex oder das altehrwürdige Kurhaus wären dann fest in Chinesen-Hand. Ob das gewollt ist?

Aber auch ein Deal mit der Heilbad GmbH wäre denkbar, wenn ein Zwischenkäufer die 80 Prozent Aktien übernimmt und dann dieser Gesellschaft überträgt. Dann wäre Stadtchef Orthen Herr im Thermalbad-Haus an der Kurgartenstraße. Er würde dann nicht nur den ungeliebten Vorstand los, sondern er würde dann auch über die Leitungsrechte für das Bad Neuenahrer Heilwasser verfügen, die derzeit auf dem Prüfstand sind und die er so dringend benötigt, wenn er mit dem erworbenen "Großen Sprudel" etwas Sinnvolles anfangen will.

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