Mandolinenverein Heimersheim Salonmusik und Hofkapelle

BAD NEUENAHR · Zur Feier seines 90-jährigen Bestehens spielte das Zupforchester des Mandolinenvereins Heimersheim im Bad Neuenahrer Wohnstift Augustinum. Die sechs Musiker präsentierten Originalstücke und Arrangements aus drei Jahrhunderten. Der Heimersheimer Autor Gregor Schürer gratulierte mit einem Gedicht.

Bei geschlossenen Augen fühlte man sich an einen Fürstenhof des 18. Jahrhunderts oder auf einen sonnigen Landstrich in der Eifel Anfang des 20. Jahrhunderts versetzt. Aus der ersten Periode spielten die Musiker unter der Leitung von Dominik Hackner eine "Sinfonia" des Hofkapellmeisters Franz Xaver Richter und das Arrangement eines Orchesterquartetts des Benediktinermönchs Roman Hoffstetter. Im 19. Jahrhundert dann, so Hackner, der auch moderierte, mochte man es "lieber laut": Die Mandoline wurde in die volkstümliche Musik verdrängt. Um die Jahrhundertwende 1900 entstanden die Werke, die das Konzert rahmten: der "March des Mandolistes" und das "Andante et Polonaise" des Salonmusikers Edouard Mezzacapo. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand in Deutschland eine ausgeprägte Wanderbewegung, der auch der am 1. Dezember 1923 gegründete Mandolinenverein angehörte. Mit Stücken des Komponisten Marcel Wengler erinnerte das Orchester an einen langjährigen Weggefährten, mit dem es zahlreiche Kurse bestritten hat.

Zusammen mit Sopranistin Franziska Beck trugen sie sein Arrangement von Liedern des englischen Hofmusikers John Dowland vor. Jenseits des Programms ließ es sich der Heimersheimer Autor Gregor Schürer nicht nehmen, ein Gedicht vorzutragen. Darin beschrieb er einen Wettstreit im Himmel. Der Herrgott sollte entscheiden, welche Engel das schönste Instrument gebaut haben. Das Ende jeder Strophe: "Doch am schönsten klingt für mich/heut das Spiel der Mandolinen".

Musikalischer Höhepunkt war die "Spanische Serenade" des DDR-Musikers Kurt Schwaen. Sein 1955 geschriebenes Stück lebt von zahlreichen Tempowechseln und dem abwechselnden Spiel der unterschiedlichen Musiker. Erst 30 Jahre nach Fertigstellung - so Hackner, der den Komponisten kennenlernen durfte - kamen die Noten in die Bundesrepublik. Zur Zugabe gingen die Musiker mit Franziska Beck wieder ins 18. Jahrhundert zurück: Wolfgang Amadeus Mozarts "Komm, liebe Zither, komm."

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