Evangelische Kirchengemeinde Ahrweiler Rosinen der Musikgeschichte

AHRWEILER · Zum Bach-Choral griff spontan der neunjährige Robert zum Taktstock und dirigierte die mehr als 20 ausführenden Musiker. Wenig später zeigte der etwa gleichaltrige Anton, dass auch aus einem Gartenschlauch konzertreife Klänge rauszukriegen sind, wenn dieser mit dem passenden Mundstück versehen ist.

 Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde spielt groß auf.

Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde spielt groß auf.

Foto: Martin Gausmann

Kinder aus dem Publikum durften beim Familienkonzert in der Ahrweiler Laurentiuskirche das Podium "erobern", auf dem auch viele andere junge Talente ihr Können zeigten. Schließlich waren die Ausführenden des Konzerts der Posaunenchor und die Jungbläser der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Neuenahr.

Auf Einladung der katholischen Gemeinde und unter Leitung von Rüdiger Stiehl spielten die Zwölf- bis über 70-Jährigen noch einmal ein Programm, das sie bereits zum Fest der guten Laune in der Martin-Luther-Kirche präsentiert hatten.

"Classic goes Brass" war das Konzert überschrieben, ging aber am Ende noch über die Klassik hinaus. Zum Auftakt erklärte Stiehl den intensiv lauschenden Kindern, Eltern und Großeltern, was der Titel eigentlich bedeutete und hatte zwischendurch auch immer Unterhaltsames oder Wissenswertes zu den ausgewählten Stücken parat, das große und kleine Musikfans ansprach.

Wie Johann Sebastian Bach als Thomaskantor komponierte, dass Ludwig van Beethoven auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler aktiv war, und was ein Doppelchor ist, lernten die Zuhörer. Außerdem wurde den Zuhörern deutlich, dass ein Horn im Grunde auch nur ein etwas verschlungener Gartenschlauch ist, und das Instrument so beliebt bei Jägern war, weil es auch einfach etwa auf einem Pferd mit in den Wald zu nehmen war.

Wie schön das Instrument klingen kann, machte Thomas Bell im "Jägerchor" aus Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz" hörbar. Als Mitglied des Evangelischen Posaunenchors zeigte er Klasse und Können wie auch manch andere Solisten. Für Staunen sorgte Ines Fischer.

Sie schaffte das eigentlich Unmögliche und spielte auf der Trompete den Part der Geige aus Johann Sebastian Bachs "Jesu bleibet meine Freude". Die Musiker des Posaunenchors saßen zwar für viele etwas versteckt hinterm Altar, brauchten sich aber musikalisch durchaus nicht zu verstecken. Von Johann Pachelbels Kanon bis zu George Gershwins "Summertime" hatten sie sich Rosinen aus der Musikgeschichte herausgepickt.

Voll konzentriert und fokussiert interpretierten sie eine farbige und expressive Feuerwerks-Musik von Georg Friedrich Händel ebenso wie den verhaltenen zweiten Satz aus Beethovens siebter Sinfonie und gewaltige Klänge aus Richard Wagners "Tannhäuser", die sie aber trotz der nicht ganz einfachen Akustik in der Kirche nicht zu gewaltig werden ließen.

Sie gefielen auch mit Felix Mendelssohns anheimelndem Engelschor "Denn er hat seinen Engeln befohlen" und heiteren "Polowetzer Tänzen" Alexander Borodins. Die Jungbläser, die erst auf gut drei Jahre Unterricht verweisen können, hatten schon mit dem "Triumphmarsch" aus Giuseppe Verdis "Aida" einen großen Auftritt.

Mit den anderen Musikern vereinten sie sich zum Schluss zur Interpretation eines Stücks, das den klassischen Rahmen sprengte: Andrew Lloyd Webbers "Jesus Christ Superstar" kam aber trotzdem nicht nur an beim Publikum. Die Stückauswahl als eine Art "Best of" der Musikgeschichte hatte vielen das Herz geöffnet, und sie bedankten sich mit einem ordentlichen Applaus.

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