Theatergruppe begeistert mit Adaption britischer Fernsehserie Rock'n'Roll in der Psychiatrie

BAD NEUENAHR · Mit "Hospital Radio St. Judes. Wer ist hier verrückt", einer Adaption der BBC-Miniserie "Taking over the asylum" haben die Jugendlichen der Theatergruppe "Les Cigales" der evangelischen Jugend Bad Neuenahr im evangelischen Gemeindehaus das Publikum begeistert.

 Simon Meinhof (v.l.), Carolin Werner, Lissy Häring und Megan Mittag auf der Bühne des Gemeindehauses.

Simon Meinhof (v.l.), Carolin Werner, Lissy Häring und Megan Mittag auf der Bühne des Gemeindehauses.

Foto: Martin Gausmann

Unter der Regie von Thilo Mohr haben sie nicht nur das Drehbuch selbst ins Deutsche übersetzt, sondern auch an zahlreichen Stellen das Stück zu ihrem eigenen gemacht.

Das Licht geht an und man erkennt eine Sofaecke. Wie gebannt sitzen die Insassen des St. Judes-Irrenhauses vor dem Fernseher. Eddie McKenna (Simon Meinhof) muss seinen ersten Arbeitstag an dieser ungewöhnlichen Stelle in Konkurrenz zu einem Medium machen, das eigentlich keinen Platz mehr für das Radio lässt.

Doch schon am ersten Tag trifft er die manisch-depressive Catelin Bein (Carolin Werner), die es im Verlaufe des Stückes immer mehr schafft, die Bewohner zu Fans von McKennas und ihrer eigenen Radiosendung zu machen. Das Stück lebt von seinen unterschiedlichen Charakteren: Rosalie (Tina Schmidt) muss unentwegt putzen und gibt niemandem die Hand. Fergie (Lissy Häring) entflieht der Anstalt jede Nacht, nur um bald darauf wieder durch die Eingangstore hineinzuspazieren.

Nana (Laura Wilms) besticht durch ihren reichen Wortschatz, der nur aus dem Laut "na" besteht. Francine (Jana Hofmann) leidet schon lange unter Depressionen und verletzt sich selbst - zum Ende des Stückes offenbart sie ein dunkles Geheimnis. McKenna verliebt sich in sie. An einem Höhepunkt des Stückes geben beide zu, verrückt zu sein.

Doch Francine hielt fest: "Du bist da draußen und ich bin hier drinnen." Gekonnt schafften es die Jugendlichen, die Grenzen der Anstaltsmauern ins Fließen zu bringen und somit durch das ganze Stück die Frage wachzuhalten, wer denn nun wirklich verrückt sei. Auch der Pfleger Stuart (Max Hartmann) neigt in seinem Hass den Patienten gegenüber zum Wahnsinn, nur hat er weiterhin die Schlüsselgewalt.

Rückgrat der Inszenierung waren zahlreiche Stücke der älteren Rock-Geschichte - die meisten dem Durchschnittshörer durchaus bekannt. Es erklangen unter anderem "You keep me hangin? on" der Gruppe "The Supremes", "Soul Man" von Sam and Dave, aber auch das bekannte "Ain´t no Sunshine when she´s gone" von Bill Withers. Das Projekt Radiostation entwickelt sich gegen alle Widerstände von Seiten der Heimleitung zu einem Erfolg - Rückschläge und Einsichten in die Schicksale der Heiminsassen inklusive.

Schließlich entwickeln die Bewohner ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und erhalten sogar Besuch vom englischen Königshaus. Am Ende jedoch scheinen die Träume wie zerschlagen und nach vielen Rückschlägen bleibt McKenna und Francine nur eines: "Wir können es schaffen. Alles was wir brauchen, ist Zeit." Nicht nur, dass das Publikum die grandiose Leistung mit zahlreichem Szenenapplaus begleitete: Dem traurig-hoffnungsvollen Ende folgte ein verdienter Begeisterungssturm.

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