Verein Ahrwein kapituliert "Pur Ahr" fällt aus

AHRWEILER · Winzer Marc Adeneuer ist ein Mann der klaren Ansagen. Und deshalb ist auch das Wort "Desaster" das erste, das er in den Mund nimmt, als er erklärt, warum es Pur Ahr im März 2016 nicht geben wird.

Mehr und mehr verloren die Gäste das Interesse an der Gala. Die für März 2016 geplante Neukonzeption ging nicht auf.

Mehr und mehr verloren die Gäste das Interesse an der Gala. Die für März 2016 geplante Neukonzeption ging nicht auf.

Foto: Martin Gausmann

Die neu konzipierte Veranstaltung als Nachfolgerin der seit mehr als 20 Jahren im Januar steigenden Gourmet- und Wein-Gala (der GA berichtete) ist schon tot, bevor sie geboren ist. Über die Entscheidung der Mitgliederversammlung des Ahrwein e.V, sprach Marion Monreal mit dem Vorsitzenden Marc Adeneuer.

Warum zogen Sie, obwohl Pur Ahr schon im Veranstaltungskalender 2016 von Ahrtal-Tourismus und in Tageszeitungen beworben wurde, die Reißleine?
Marc Adeneuer: Weil die Konditionen nicht mehr stimmen. Die Gesamtkonzeption einer solchen Veranstaltung wird immer schwieriger. 65 Prozent der Kosten gehen für Saalmiete, Personal und das Rahmenprogramm drauf. Wenn wir von einer Kalkulation von 50 000 Euro ausgehen und im besten Fall rund 250 Gäste bewirten, müssten wir 200 Euro für die Eintrittskarte verlangen. Das ist nicht mehr darstellbar. Dafür haben wir auch zu wenige Sponsoren. Wir können nicht 50 Euro pro Gast zuschießen.

Wussten Sie das nicht vorher?
Adeneuer: Es ärgert mich maßlos, dass wir in die Werbung gegangen sind, vergangene Woche sogar ein Probeessen der vier beteiligten Gastronomen veranstaltet haben, um dann am Ende vor der Kalkulation zu kapitulieren. Beispiel: Für ein 20-minütiges Showprogramm zahlt man schnell 5000 Euro, also zehn Prozent des Gesamtbudgets. Wie wollen wir das unseren 50 Mitgliedern gegenüber rechtfertigen, dass wir an einem Abend mit zehn teilnehmenden Winzern so viel Geld für 300 Gäste ausgeben werden?

Warum war überhaupt eine Neukonzeption nötig?
Adeneuer: Das hat viele Gründe. Wir wollten jüngere Gäste ansprechen, wir fanden, dass das Konzept sich aus seiner Ursprungsidee heraus verwässert hatte. Die Gäste werden immer anspruchsvoller, aber auch hinsichtlich ihrer Bedürfnisse unberechenbarer. 2014 nahmen sie das Menü an, 2015 blieben sie dem Kurhaus fern. Uns blieb nur der Versuch einer Gratwanderung, die Location zu wechseln und der Gala einen frischen Anstrich zu verpassen. Praktisch eine Mischung aus lockerem Partycharakter mit hochwertiger Kulinarik.

Ist von der Absage auch die Gourmet- und Wein-Serie betroffen?
Adeneuer: Nein, überhaupt nicht. Die rund 20 Einzelveranstaltungen im Jahr 2016 laufen. Da sind ja auch wiederum Gastronomen mit Winzern als Duo im Boot, die nicht bei der Auftakt-Gala mitmachten.

Worin sehen Sie denn künftig Ihre vorrangige Arbeit?
Adeneuer: Fakt ist: Wir sind nun mal keine Eventagentur. Unser Hauptaugenmerk muss darauf liegen, den hochrangigen Ahrwein außerhalb des Ahrtals zu bewerben. Zum Beispiel bei der ProWein in Düsseldorf oder bei Weinverkostungen für Fachpublikum in den Niederlanden. Es geht ums Weiterkommen, darum, Neues zu bewegen, Nadelstiche zu setzen, um wahrgenommen zu werden. Die Zeiten haben sich geändert und wir müssen darauf reagieren. Viele Winzerkollegen tun das ja schon in Form von Jahresweinpräsentationen, mit eigenen Veranstaltungskonzepten, mit Konzerten oder gar mehrtägigen Festivals. Wie's funktionieren kann, zeigt der Köchemarkt oder die neue LebensArt Messe im Kurpark, aber auch Absolut Wein oder Schlahrvino-Events.

Womit wir wieder im Tal sind. Was plant der Ahrwein e. V. hier für 2016?
Adeneuer: Natürlich bringen wir uns auch hier ein. Der Tag der offenen Weinkeller am 16. April ist schon wieder ausverkauft. Der Weinmarkt mit der Wahl der neuen Ahrweinkönigin findet auch wie gehabt an Pfingsten auf dem Markt statt. Und wenn wir ehrlich sind, würde auch solch einer traditionellen Veranstaltung ein Facelifting ebenso gut tun, wie den Ahrweiler Weinwochen. Ich bleib dabei: Wir Winzer müssen als wichtige Wirtschaftskraft der Region lebendig und wach bleiben. Wenn nicht wir Impulse setzen und Einfluss nehmen, wo es um unsere Produkte geht, wer denn dann? Und der Kamin muss rauchen, Veranstaltungen für unsere Gäste dürfen nicht zum Zuschussgeschäft werden.

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