Christian Rehtanz in Ahrweiler Professor der TU Dortmund: "Die Energiewende ist machbar"

KREIS AHRWEILER · Wenn es um die Beantwortung der Frage "Überfordert uns die Energiewende?" geht, dann ist sich Christian Rehtanz sicher: "Nein, das wird sie nicht." Der vielfach ausgezeichnete und international renommierte Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft an der Technischen Universität Dortmund geht fest davon aus, dass die Energierevolution im Industrieland Deutschland gelingen wird.

 Akademiegespräch: Dieter Zimmermann (v.r.), Petra Ahrweiler und Guido Mombauer (li.) begrüßten Christian Rehtanz.

Akademiegespräch: Dieter Zimmermann (v.r.), Petra Ahrweiler und Guido Mombauer (li.) begrüßten Christian Rehtanz.

Foto: Martin Gausmann

Gleichwohl räumte der Hochschulprofessor ein, dass bislang angefallene Kosten vermieden worden wären, wenn die Wende nicht - wie bisher - im Schweinsgalopp durchgeführt würde. Ein sanfterer Übergang von Atomstrom hin zu erneuerbaren Energien wäre sinnvoller gewesen, so Rehtanz in einer Gemeinschaftsveranstaltung der Kreissparkasse Ahrweiler und der Europäischen Akademie.

Der Umbruch, der sich derzeit in der Energiewirtschaft vollziehe, sei ein Prozess, "der über viele, viele Jahre geht", führte Rehtanz im voll besetzten Gartensaal des Steigenberger Hotels aus. Uran werde es noch etwa 110 Jahre lang geben, Kohle 120 Jahre, Erdgas 60 und Ölvorkommen 40 Jahre. Die Endlichkeit der Ressourcen zwinge zum Handeln. Hinzu komme die prognostizierte Erderwärmung durch CO2-Ausstöße bei weitergehendem Einsatz von konventionellen Energieträgern. Losgelöst davon, gelte es in der Energiepolitik, Wertschöpfung im eigenen Land anzustreben.

Das erklärte Ziel: Bis zum Jahre 2050 sollten tunlichst 80 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen werden. Hierzu zählen Photovoltaik, Wind-Off-Shore, Biomasse, Wasserkraft oder auch Geothermie. Gerade die Windenenergie, so Rehtanz, biete "enorme Potenziale", zumal Flauten mit Gaskraft- oder Pumpspeicherkraftwerken überbrückt werden könnten. Klar sei aber auch: "Die Energiewende ist eine großräumige Angelegenheit, die auf lokaler Ebene beginnt."

Und wohl auch auf finanzieller. Die Netzausbaukosten alleine für die schnellen "Netzautobahnen" bezifferte Rehtanz auf 44 Milliarden Euro. Einen nur leicht geringeren Betrag setzt er für die Erneuerung der kommunalen Mittelspannungsnetze zur örtlichen Versorgung an. Zur Wirtschaftlichkeit fügte der Experte an, dass die im Moment stark strapazierenden Umlagezahlungen umso mehr sinken würden, je mehr Haushalte sie zahlten. Immerhin sei die EEG-Umlage deshalb eingeführt worden, um die Lücke zwischen Einnahmen und tatsächlichen Ausgaben zu schließen. Heißt: Desto mehr Menschen erneuerbare Energien nutzen, desto billiger wird sie.

Dass es allerdings kleinere "Unwägbarkeiten" in der Schwankungsbreite des Strompreises an den Strombörsen gebe, ließ Rehtanz nicht unerwähnt. Sein Fazit: Die Energiewende sei machbar. Verbraucher müssten sich darauf einstellen, fünf bis sechs Cent mehr pro Kilowattstunde zu zahlen.

Rehtanz: "Dann sind wir durch." Zumindest auf dem Stromsektor. Der Strompreis werde nicht explodieren, Potenzial sei ausreichend vorhanden. Was fehle, sei ein Masterplan. Der Wunsch des Hochschullehrers: "Die Erneuerbaren Energien müssen schnell in den Markt integriert werden."

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