Klang-Welten-Festival Pianistin Violina Petrychenko in der Ahrweiler Synagoge

AHRWEILER · Die gastiert beim

 Violina Petrychenko begeistert am Flügel.

Violina Petrychenko begeistert am Flügel.

Foto: Martin Gausmann

Das Ansinnen des Festivals "Klang-Welten" traf in besonderer Weise für das vierte Konzert der Reihe zu: Das Festival soll Grenzen überschreiten und verbinden. In mehrfacher Hinsicht gelang das beim Gastspiel von Violina Petrychenko in der Ahrweiler Synagoge.

Die gebürtige Ukrainerin, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt, spielte Kompositionen ihres Landsmanns Viktor Kosenko ebenso wie solche des Russen Alexander Skrjabin. Beide Komponisten verbindet ihr Heranwachsen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer turbulenten Welt, in der sie es dennoch schafften, mit ihrer Musik eine eigene harmonische Welt zu erschaffen, und beide verbindet das gemeinsame musikalische Vorbild: Frederic Chopin.

Drei Mazurken des gebürtigen Polen standen am Anfang des Programms der jungen Pianistin, die ihr Solo-Konzert komplett auswendig spielte und dabei so beherzt und zugleich gefühlvoll in die Tasten griff, dass sich einige Zuhörer spontaner Bravo-Rufe nicht erwehren konnten. Mit "Musik im Exil" von Komponisten, die aus politischen Gründen ihr Heimatland verlassen mussten, war Petrychenko bereits in der Kreisstadt zu Gast zusammen mit der Saxofonistin Kristin Niederstraßer, mit der sie das Duo Kiol bildet.

Diesmal war sie solo auf einer Reise durch Osteuropa. Dabei wollte sie auch einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Sie machte das Publikum mit dem hierzulande eher seltener zu erlebenden Werk Kosenkos bekannt. Zudem sah sie nach eigenen Angaben Kosenko als einen Menschen, der nie Hass auf die Russen verspürt habe, und Skrjabin sowieso als Kosmopoliten, der international angesehen war. Petrychenko zog vom ersten Ton an mit ihrem prägnanten und technisch ausgereiften Spiel in den Bann.

Die Mazurken hatte sie an den Anfang ihres Konzerts gestellt. Fließend und melodisch, sehr eingängig, dann sehr ernst im Ton, melancholisch und fast feierlich ebenso wie deutlich ländlichen Charakters präsentierten sie sich. Von großer Dynamik und leidenschaftlicher Expressivität geprägt waren auch die weiteren Interpretationen: Poemen und Klaviersonaten von Skrjabin und Kosenko.

Mal wurde das Ohr von geradezu meditativen Klängen gefangen genommen, dann glitten Petrychenkos Finger nicht mehr, sondern es sprangen ihre Hände über die Tasten und realisierten rauschende, dramatische, ja manchmal beinah dröhnende Klangbilder. Insgesamt war es eine Reise mit klanglich komplexen Bildern, die eine musikalische Landschaft nicht einfach so vorbeiziehen ließen. Sie spielte Musik, die bewegte und bewegt war, und durchaus auch Präsenz vom Publikum forderte. Das wiederum war angetan und freute sich über eine Zugabe.

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