Ahrweiler Pastor Arnd Kulla entlarvt falsches Gold

AHRWEILER · Eigentlich ist Arnd Kulla gelernter evangelischer Pastor. Doch auch seine Frau Elke ist Pastorin. Und zwei Pastorenstellen in der Familie an einem Ort, das geht nicht. Deshalb geht Arnd Kulla einer etwas ungewöhnlichen Profession nach: Er handelt nicht ganz bibelkonform mit Gold. Soll heißen: Er kauft alten Schmuck an.

 Arndt Kulla zeigt einen angeblichen Goldring, mit dem ein Kunde betrogen wurde.

Arndt Kulla zeigt einen angeblichen Goldring, mit dem ein Kunde betrogen wurde.

Foto: Günther Schmitt

Und da macht ihm nach sieben Jahren so schnell niemand mehr etwas vor. Gerade deshalb wandte er sich an den General-Anzeiger. Denn eine eigentlich alte Betrugsmasche tritt derzeit verstärkt im Kreis Ahrweiler auf: die "Finderlohn-Abzocke". Kulla berichtet: "Das Opfer wird von jemandem angesprochen, der gerade einen vermeintlichen Goldring gefunden hat und das Opfer fragt, ob es das Schmuckstück verloren hat.

Dieses verneint. Der Finder bietet dem Opfer den Ring trotzdem an und möchte dafür Finderlohn. Wenn der Trick funktioniert, zahlt das Opfer einen Betrag von in der Regel mindestens 20 Euro und glaubt, damit ein Geschäft gemacht zu haben." Kulla kennt ein Opfer, das damit sogar um 100 Euro erleichtert wurde.

Wer den meist klobigen Ring behält, dem soll es egal sein. Wer ihn aber verkaufen will, wird, wie schon geschehen, wütend den Laden verlassen und den Ring hinter den Tresen werfen.

"Die Ringe aus Messing sind völlig wertlos, sind aber als Gold gestempelt", berichtet Kulla von Fällen in dieser Woche. Einmal ein Taxifahrer, einmal ein Kunde, der den Ring geerbt haben wollte. Beide waren auf den Trick hereingefallen, der auch unter "Autobahngold" bekannt ist.

Verdutzt reagieren die Kunden dann, wenn Kulla ihnen "baugleichen Schmuck" zeigt: "Den haben die Leute aus Frust einfach hiergelassen." Eines der Erkennungsmale der falschen Goldringe sei übrigens der doppelte Stempel. "Echter Schmuck trägt nach dem Promillesystem zum Beispiel die 585. Steht dann noch 14 Karat dabei, was der 585 entspricht, ist der Ring garantiert unecht."

Schwierig sei es für die Opfer, den Betrug nachzuweisen. Vielleicht auch aus Scham, betrogen worden zu sein, würden nur wenige Leute die Polizei informieren. Das bestätigt auch Wilfried Manheller, Chef der Kripo in Bad Neuenahr-Ahrweiler: "Die letzte Anzeige ist lange her." Auf die aktuellen Fälle in der Kreisstadt angesprochen, sagt er: "Die Dummen sterben nicht aus." Er weiß auch, dass es sich in der Regel um durchreisende Täter handelt und daher kaum eine Chance besteht, ihrer habhaft zu werden.

Und Kulla, der von ihm allein 70 bekannten Fällen in den vergangenen Jahren spricht, hat es längst aufgegeben, jedes Mal die Polizei anzurufen. Ihm ist nur wichtig: "Die Bürger müssen vor der Masche gewarnt werden." Denn die "Gier nach Gold" oder das Gefühl, einmal "Glück zu gehabt zu haben", könnten jeden zum Kauf des unechten Schmucks verleiten. "Und wenn ich den Leuten dann sage, dass die Ringe noch nicht mal einen Euro wert sind, dann sprechen die Blicke Bände."

Infos über die Betrugsmaschen mit falschem Schmuck unter www.autobahngold.de

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