Todesfälle in der Jesuiten-Villa am Laacher See Ordensleute erstickten im Bett

Relikte von Grundmauern und eine Treppe zum Laacher See - das ist alles, was vom einstigen Stolz der Jesuiten in der Eifel übriggeblieben ist. Und die sterblichen Überreste von acht jungen Ordensleuten, die seit 1872 in der Gruft unter der Nikolauskapelle des Klosters Maria Laach ruhen.

 Die Jesuiten-Villa am Ostufer des Laacher Sees: Von dem einst stolzen Gebäude existieren nur noch zwei Fotos.

Die Jesuiten-Villa am Ostufer des Laacher Sees: Von dem einst stolzen Gebäude existieren nur noch zwei Fotos.

Foto: Reiner Degen

Dies unbeachtet von den jährlich zwei Millionen Tagesbesuchern am Laacher See, denn nur wenige kennen die Lösung des Rätsels um die Toten aus der See-Villa des von Reichskanzler Bismarck am 4. Juli 1872 verbotenen Ordens.

Ein Leben lang hatte Heimatforscher Werner Müller aus Wassenach Spurensuche über das Haus, von dem nur zwei Bilder existieren, betrieben. Als Müller 2002 starb, setzte Reiner Degen aus Weibern die Recherchen zur Jesuiten-Villa fort. 1863 hatten die Jesuiten das Kloster am See gekauft. "Laach wurde als Collegium Maximum zum größten Studienhaus des Ordens in Deutschland", sagt Degen. Als eine Art Erholungsheim für die mehr als 100 Scholastiker sei dann die Villa gebaut worden, dreiflügelig, 80 Meter lang, zehn Meter breit und mit zwei hohen Geschossen. 1871 erfolgte die Einweihung.

Die Villa, deren Ende mit den Bismarck'schen Jesuitengesetzen schon ein Jahr später kam, sollte der Entspannung nach den Studien dienen. Doch immer wieder kam es zu unerklärlichen Todesfällen. "Bei düsterem, nebligem Wetter, wenn Tiefdruck im Seegebiet herrschte", hat Degen recherchiert. Zwar habe der Standesbeamte in Burgbrohl seinerzeit "natürlichen Tod" in die Akten eingetragen, auch gebe es eine Theorie über eine Tuberkulose-Epidemie, doch am naheliegendsten ist für Degen und Vulkanismusexperten nur eine Todesursache: Kohlendioxid.

Der Beweis ist für jeden Spaziergänger am Ostufer des Sees sichtbar. Das geruchs- und geschmacklose Gas steigt in Blasen zur Seeoberfläche auf. Degen sagt: "Überall am See waren damals schon die Mofetten genannten Gasaustritte bekannt. Das Gas ist nachts im Erdgeschoss der Villa in den geschlossenen Räumen bis auf Betthöhe angestiegen. Die Schlafenden sind erstickt."

Eine These, die ihm auch der Bonner Vulkanismusexperte Professor Wilhelm Meyer bestätigt hat. Für den Geologen steht außer Frage, dass auch noch heute durch am Ostufer austretendes Kohlendioxidgas Menschen in geschlossenen Räumen zu Tode kommen könnten. Er berichtete auch von Experimenten von Mendiger Schulklassen im Jahr 1940 mit Kerzen, die in einer Grube oberhalb der einstigen Villa binnen kurzer Zeit erloschen. "Stickloch" heißt die Stelle heute noch.

Das Rätsel ist gelöst. Die Benediktiner des heutigen Klosters haben die Villa übrigens nie benutzt. Sie ist verfallen, diente als Steinbruch. Nur die Mofetten gibt es noch. Die kann jeder Wanderer auf dem rund acht Kilometer langen Rundweg um den See am Ostufer aufsteigen sehen.

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