Vielfache Hilfe ist nötig Medizin aus Sicht des Theologen

BAD NEUENAHR · Karl Kardinal Lehmann sprach beim 24. Diabetes-Symposium.

 Das Verhältnis von Patient zu Pflegepersonal sprach Karl Kardinal Lehmann (links) an.

Das Verhältnis von Patient zu Pflegepersonal sprach Karl Kardinal Lehmann (links) an.

Foto: Martin Gausmann

Mit Karl Kardinal Lehmann, dem Bischof von Mainz und langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, hatten die Veranstalter des 24. Diabetes-Symposiums im Bad Neuenahrer Kurhaus einen prominenten Festredner gewinnen können. Er beantwortete die Frage: "Gesundheit - Unser höchstes Gut?", auf beeindruckende philosophisch-theologische Art. Auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und dennoch auch für Laien verständlich beschrieb er das Spannungsgefüge aus Gesundheit und Krankheit, Hilfsbedürftigkeit und Fremdbestimmung aus humanitärer und christlicher Sicht.

Der kranke Mensch sei in einer besonderen Situation und auf vielfache Hilfe angewiesen. Dies gelte nicht nur in dem Sinne, dass er äußere Hilfe etwa beim Gehen oder Aufstehen brauche, sondern er sei in vielen Fällen mit Leib und Seele auf Unterstützung angewiesen. Man bringe Krankheit leicht mit einer Fremdbestimmung und geradezu einer Art von Infantilität in Zusammenhang und fürchte ganz besonders, dass der kranke Mensch in hohem Maß seine Freiheit, seine Würde und seine Intimität verlieren könnte.

Eine solche Situation sei für alle Beteiligten eine Herausforderung und müsse mitmenschlich angenommen und bewältigt werden. In der Situation der Ohnmacht eines Anderen bekomme man als Helfender leicht die Oberhand, es stelle sich eine Art von Verfügungsmacht über andere ein. Es gebe im Verhältnis des Arztes und der pflegenden Kräfte zu kranken Patienten die Gefahr eines solchen Herrschaftsverhältnisses.

Der Kranke dürfe aber gerade unter den Bedingungen einer hochtechnisierten Medizin nicht nur als ein Objekt der Pflege betrachtet werden. Es sei ganz entscheidend, dass zwischen vielen Apparaten und technisch orientierten Behandlungen ein konkretes menschliches Angesicht erscheine und sichtbar bleibe, ob es sich nun um einen Arzt, eine Schwester oder einen Pfleger handele. "Es liegt nicht nur ein ?Blinddarm? im Bett, sondern ein ganzer Mensch. Hier scheint mir für die Zukunft die größte Gefährdung zu liegen", glaubte der Kardinal.

Zuvor schon hatte Chefarzt Dr. Heinz J. Krönke vom Kursanatorium Steigenberger über die "Duale Therapie bei Typ 2-Diabetes" referiert. Krönke betonte, dass für die ärztliche Behandlung des Typ 2-Diabetes heute ein breites Arsenal von Medikamenten zur Verfügung stehe, die eine optimale und individuelle Therapie ermöglichten.

Neue Basalinsuline stabilisierten über 24 Stunden den Blutzucker ohne die gefürchteten nächtlichen Unterzuckerungen. Sie könnten kombiniert werden mit jetzt neu zugelassenen Hormonen des Magendarmkanals.

Über die "Therapie des Diabetes mellitus bei chronischer Nieren- und Leberinsuffizienz" referierte Dr. Paul-Werner Frisch, Leiter der Diabetologie im Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler. Der Diabetologe wies auf die besondere Bedeutung der kompetenten Behandlung einer bereits bestehenden Nierenschädigung und noch besser deren Verhinderung hin.

"Lifestyle Management und Motivation bei Diabetes mellitus" war das Thema des Vortrags von Dr. Anna Paul von der Essener Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin. Bei der Volkskrankheit Diabetes Typ 2 könnten auch nicht medikamentöse Maßnahmen mit oft sehr positiven Wirkungen auf die Erkrankung und ihre schlimmen Folgen eingesetzt werden.

Zum Abschluss berichtete Dr. Gerhard Kreuter, Chefarzt a.D., über "Altes und Neues zum Thema Diabetes und Wein". Kreuters Fazit: "Moderater Weingenuss verhindert oder verzögert das Auftreten eines Diabetes Typ 2, bei Erkrankung daran verbessert er die Stoffwechsellage und vermindert die Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen oder Erblindung."

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