Arbeitsniederlegung wegen Personalmangel Maria Hilf fehlen 80 Stellen

KREIS AHRWEILER · 162 000 Stellen fehlen in den deutschen Krankenhäusern, alleine im zum Marienhaus Klinikum gehörenden Bad Neuenahrer Krankenhaus wird die Zahl der unbesetzten Stellen auf 80 geschätzt. Dass dennoch eine gute medizinische und pflegerische Betreuung gewährleistet ist, führt das Personal des Krankenhauses auf das große Engagement der Mitarbeiter zurück.

 In deutschen Krankenhäusern fehlen insgesamt 162 000 Stellen, 80 davon in Bad Neuenahr.

In deutschen Krankenhäusern fehlen insgesamt 162 000 Stellen, 80 davon in Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

"Wir tun alles, was in unseren Kräften steht, die Belastung aber ist enorm. Irgendwann ist auch mal die Grenze des Zumutbaren erreicht", sagte Fachkrankenpfleger Hans-Anton Görgen gestern stellvertretend für seine Kollegen am Bad Neuenahrer Krankenhaus.

Mit einer zehnminütigen Arbeitsniederlegung machten Personal und Krankenhausleitung auch in Remagen, Adenau und Burgbrohl auf das immer größer gewordene Dilemma aufmerksam. Im Remagener Krankenhaus fehlen nach Berechnungen der Gewerkschaft Verdi mindestens 45 Stellen.

Die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten in den Krankenhäusern werde immer größer, und es sei angesichts der unzureichenden finanziellen Ausstattung der Kliniken nicht abzusehen, dass sich daran grundlegend etwas ändern werde. Auf diesen Missstand wiesen Krankenhausmitarbeiter gestern mit einem bundesweiten Aktionstag hin. Rechne man die 162 000 fehlenden Stellen auf sämtliche Krankenhäuser in Deutschland um, dann entfielen auf das Marienhaus Klinikum, das auch Häuser in Adenau und Burgbrohl unterhält, 139 Stellen.

Entsprechend viele Zettel mit Nummern hielten die Mitarbeiter des Marienhaus Klinikum gestern in den Händen. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Handzettel von eins bis 162 000 durchnummeriert. Die Mitarbeiter im Kreis Ahrweiler demonstrierten gestern - just an dem Tag, an dem die Gesundheitsministerkonferenz stattfand, in der über Krankenhausreformen debattiert wurde - mit den Nummern 152 370 bis 152 508.

Die Qualität der Pflege werde nur noch durch zusätzliche freiwillige Leistungen des Personals aufrecht erhalten, berichtete der Kaufmännische Direktor des Bad Neuenahrer Krankenhauses, Thomas Karl. Es werde immer schwerer, Stellen zu besetzen. Nicht nur, weil es an Geld fehle, sondern vielmehr auch, weil es an Nachwuchs mangele. Das Hauptproblem: Der Markt gibt die erforderlichen Fachkräfte nicht her. Pflegeberufe gelten wegen Schichtdiensten und schlechter Bezahlung als wenig attraktiv. Zwar verfügt das im Übrigen nicht defizitär betriebene Klinikum über eine eigene Krankenpflegeschule und bildet jährlich 20 neue Pflegekräfte aus. Die aber reichen nicht, um die Personalengpässe zu überbrücken.

Der Mangel in den Krankenhäusern habe sich über Jahre hinweg aufgebaut. Nun müsse die Politik dringend Weichen stellen. Insbesondere müssten Gelder zur Verfügung gestellt werden, um dem Personal finanzielle Anreize zu geben. "Das Geld muss hier vor Ort aber auch ankommen", so der Direktor des Neuenahrer Hospitals. Vom Gesetzgeber werde eine am Bedarf orientierte Personalbemessung gefordert.

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