Weihnachten in Bad Neuenahr Manch einer blieb bis zum Morgen

KREISSTADT · Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt der Anteil der Singlehaushalte in Deutschland bei 37 Prozent, damit leben 17 Prozent der Bevölkerung oder mehr als 13 Millionen Menschen allein. Die Gründe dafür sind vielfältig. Fest steht aber, dass gerade an den Weihnachtstagen das Bedürfnis besteht, nicht alleine zu feiern. Wie haben Alleinstehende das Fest verbracht?

 Einstimmung auf Heiligabend gab es auf dem Ahrweiler Marktplatz.

Einstimmung auf Heiligabend gab es auf dem Ahrweiler Marktplatz.

Foto: Martin Gausmann

67 Senioren leben im Alten- und Pflegeheim St. Vinzenz in Heimersheim. An Heiligabend warteten sie nach einem Gottesdienst am Morgen schon früh am Nachmittag gemeinsam auf eine lieb gewordene Tradition, nämlich den Besuch der Musikfreunde aus Lantershofen. Die kommen alljährlich an Heiligabend vorbei und erfreuen die Bewohner mit ihrer Musik. Traditionelle Weihnachtslieder wurden gespielt und von den Bewohnern mitgesungen, erinnerten an Kindertage und sorgten bei so manchem auch für eine Träne der Rührung.

"Wir sind glücklich, wenn die Musiker kommen", so Else Schröder (88), die Vorsitzende der Bewohnervertretung. Die Musikfreunde zogen durch fünf Altenheime in der Kreisstadt, spielten aber auch in verschiedenen Etagen des Krankenhauses Maria Hilf, um die Patienten zu erfreuen. "Ihr Kinderlein kommet" klang es passend auf der Entbindungsstation. "Die Idee zu dieser kleinen Tour wurde vor rund zehn Jahren geboren", berichtete Dirigent Manfred Sebastian. Musikfreunde-Mitglied Heinz Schütz hatte die Auftritte seinerzeit initiiert. Klar, dass er auch in diesem Jahr mit seiner Klarinette dabei war.

"Sind Sie Heiligabend allein?" fragten die evangelische und die katholische Kirchengemeinde Bad Neuenahr vor Weihnachten und luden zu einer Weihnachtsfeier mit Imbiss ins evangelische Gemeindehaus. Eine Einladung, der rund 30 Neuenahrer folgten. Seit rund zehn Jahren organisiert Regine Helmrich diese Treffen für Menschen, die den Heiligabend nicht alleine feiern möchten. Unterstützung erfährt sie nicht nur durch die Kirchen der Stadt. Manch ein privater Spender sorgt beispielsweise dafür, dass ein Buffet mit allerlei Leckereien auf die Gäste wartet. Unterstützung erfuhr Helmrich von rund einem halben Dutzend Helfern. Rudi Wolber unterhielt mit der Weihnachtsgeschichte, später am Abend kam Pfarrer Friedemann Bach mit der Gitarre zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen. Mittendrin in der Gemeinschaft saßen sechs Frauen und ein Mann, alle zwischen 70 und 91 Jahren alt. Sie sind seit Jahren regelmäßige Gäste an Heiligabend. Brigitte, Elfriede, Anni, Helma, Ursula, Gisela und Peter gehören der Impuls-Seniorengruppe an und treffen sich sowieso regelmäßig. Der Heiligabend im Gemeindehaus ist für sie ein fester Termin, ohne ihn wären sie allein zu Hause.

Wer wollte, konnte nach der Feier unweit des evangelischen Gemeindehauses die Rosenkranzkirche besuchen, wo die Christmette gefeiert wurde. Die Kirchen waren am Heiligabend allesamt wieder voll, auch sie sind ein Anlaufpunkt für Menschen, die nicht alleine bleiben wollen.

Aber auch nur einen Steinwurf von der Rosenkranzkirche entfernt wurde Weihnachten gefeiert, nur auf ganz andere Art. Die Stadtschänke in Bad Neuenahr ist ohnehin vor Feiertagen ein beliebter Treff vor allem jüngerer Leute. "An Heiligabend aber ist es hier spätestens um 23 Uhr rappelvoll", so Wirt Osman Tafaj. Eine Entwicklung, die in den vergangenen Jahren immer stärker festzustellen sei. Manch ein Gast kam direkt von der Familienfeier, wollte dann aber mit Freunden und Bekannten das Fest der Geburt Christi lieber zünftig als besinnlich feiern. Aber auch viele derer, die keine Familie in der näheren Umgebung haben, waren dabei. Es gab kaum ein Durchkommen, erst in den frühen Morgenstunden gingen die letzten Gäste nach Hause. Das war im Bit am Niedertor in der Ahrweiler Altstadt oder im Bad Neuenahrer "Ahrstübchen" nicht viel anders.

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