Nach 7526 Tagen Letzter Tag für die Ahr-Thermen

BAD NEUENAHR · Am Dienstagabend gehen nach 7526 Tagen in den Ahr-Thermen die Lichter aus. Ab dem Neujahrstag gibt es nur noch die Saunalandschaft unter der Federführung der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr.

Bürgermeister Guido Orthen erklärte am Montag, die AG habe trotz Aufforderung keine Stellungnahme zu einer Weiterführung der Thermen mit einem Betriebskostenzuschuss der Stadt in Höhe von mindestens 300.000 Euro abgegeben. Orthen: "Das zeugt nicht von Kooperationsbereitschaft oder Interesse an Lösungen."

Derzeit sieht Orthen keine Möglichkeit, "die Thermen verantwortlich zu pachten oder ad hoc zu kaufen". Das Kaufangebot der AG für vier Millionen Euro (der GA berichtete) sei nicht annehmbar, es sei seitens der Aktiengesellschaft bislang auch nicht überarbeitet worden. Nach wie vor bestehe aber Interesse der Stadt, doch zuerst müssten Gutachter klären, wie hoch der Sanierungsstau der Thermen wirklich sei.

Der Bürgermeister hat die Einberufung des Aufsichtsrates verlangt. Er tagt am 7. Januar. Orthen: "Dies vor dem Hintergrund, dass nach Kenntnis der Stadt kein Aufsichtsratsbeschluss vorliegt, der den Prokuristen (Vorstand ist Christoph Reinicke erst ab Mittwoch) zu seinem aktuellen Vorgehen ermächtigt."

Die Folgen seines Handelns, auch für die AG, seien daher alleine Reinicke anzurechnen. Stadt, Ahrtal-Tourismus und Heilbad GmbH wollen laut Orthen ein Basis-Angebot schaffen, "um die Schließung der Ahr-Thermen wenigstens teilweise zu kompensieren". So werde es ab dem 2. Januar im Vorgriff auf die Gästekarte im städtischen Hallen- und Freizeitbad Twin Sondertarife für Hotelgäste geben.

Orthen: "Der Zusammenhalt der Akteure vor Ort bringt eine Stärke, die ausreicht, selbst eine temporäre Schließung der Ahr-Thermen zu stemmen." Dem pflichteten die Sprecher der Ratsfraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen bei. FWG-Chef Hans Boes ist erkrankt. Rückendeckung gab es von Petitions-Initiator und Hotelier Michael Lenz.

Er überreichte 852 Unterschriften für den Erhalt der Thermen, konnte nicht verstehen, dass "eine 150-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit seitens der AG innerhalb von drei Wochen in die Tonne gekloppt wird". Unverständnis zeigte Maternus Fiedler, Vorsitzender des Ahrtal-Tourismus, für die Handlungsweise der AG.

Denn sie werbe just im neuen Katalog des Ahrtal-Tourismus mit den Thermen, preise sie auf der Homepage der Seniorenresidenz Villa Sibilla bis dato an. "Reiseveranstalter können uns in Regress nehmen", so Fiedler. Das werde seine Organisation dann mit der AG im Gegenzug ebenfalls tun. Und Orthen kündigte an: "Wenn die Thermen schließen, wird die Stadt ihren Zuschuss (88.000 Euro) für die Saunalandschaft zurückfordern."

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